Von Linsenanbau und Artensterben
Der kompakte Medienrückblick: Bayern erprobt Linsenanbau +++ Kartoffelstärke aus dem Labor +++ Nutzen der Genschere +++ Artenschwund fördert Aufkommen von Viren
Landwirtschaft – Hülsenfrüchte wie Linsen sind proteinreich und als gesunde Kost beliebt. Ihre Fähigkeit, mithilfe von Bakterien über die Wurzeln Stickstoff aus der Luft zu binden, macht Hülsenfrüchte aber auch zu natürlichen Bodenverbesserern. Die Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) hat daher ein Forschungsprojekt gestartet, um den Anbau von Speiseleguminosen in Bayern wieder zu etablieren, wie Petra Schnirch in der Süddeutschen Zeitung berichtet. Das Projekt will auch klären, welche Sorte für den Anbau in der Region geeignet ist. Einer, der den Linsenanbau erprobt, ist Bio-Landwirt Christian Meidinger. Auf seinem Acker wurden die Sorten Beluga und Anicia angebaut – jedoch nicht allein, sondern in Kombination mit Getreide. Denn die Hülsenfrucht braucht eine Stützfrucht, die ihr Halt gibt. Mit dem Ergebnis der ersten Ernte waren die Projektpartner zufrieden. Sie sehen Linsen jedoch nicht nur als nährstoffreiche Nahrungsquelle, sondern auch als eine „attraktive Pflanze für eine umweltfreundliche und nachhaltige Landwirtschaft“.
Ernährung – Stärkehaltige Lebensmittel wie Getreide oder Kartoffeln sind für die Ernährung unverzichtbar. Doch die Weltbevölkerung wächst und damit auch der Bedarf. Forschenden aus China ist es nun gelungen, Stärke im Labor synthetisch herzustellen, wie Vanja Budde im Deutschlandfunk berichtet. Stärke besteht aus den beiden Kohlenhydraten Amylose und Amylopektin. Diese langkettigen Zuckermoleküle konnten die Forschenden mithilfe eines neuen Syntheseweges im Labor erfolgreich herstellen. Nicht nur die chemischen Eigenschaften der synthetischen Stärke sind mit dem pflanzlichen Produkt identisch, wie es heißt. Es gebe auch keine messbaren Unterschiede zwischen den beiden Stärken. Die Syntheserate ist bei der Laborvariante ebenfalls um ein Vielfaches höher und die Herstellungszeit zudem deutlich kürzer. Doch noch hat der Prozess der Laborsynthese einige Schwächen und ist teurer als die Stärkeherstellung aus Kartoffeln oder Mais.
Biotechnologie – Was vor wenigen Jahren noch undenkbar schien, hat die Genschere CRISPR-Cas ermöglicht. In Windeseile hat sie die Labore der Welt erobert und die Arbeit von Forschenden revolutioniert. Der Grund: Mithilfe des molekularen Werkzeugs sind Eingriffe ins Erbgut von Organismen auf einfache und präzise Weise möglich. Unzählige Anwendungsmöglichkeiten tun sich auf – sowohl in der Pharmaindustrie für neue Therapien als auch in der Landwirtschaft für die Züchtung neuer Pflanzensorten. Experimente, die früher Wochen oder Jahre dauerten, laufen damit deutlich schneller ab. Trotz vieler Vorteile – der Einsatz der Genschere ist weiterhin umstritten. Über Vorteile und Risiken der Genschere, insbesondere auch für die Medizin, spricht Christine Langer in SWR2 Wissen mit Toni Cathomen, Professor für Zell- und Gentherapie am Uniklinikum Freiburg.
Biodiversität – Im Vorfeld der Weltbiodiversitätskonferenz in China hat Agrarökonom Josef Settele vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Halle an der Saale gemeinsam mit der Frankfurter Uni-Professorin Kathrin Böhning-Gaese auf den Zusammenhang von Klimawandel, Artensterben und Seuchen aufmerksam gemacht. Anlass dafür war die von der Senkenberg-Gesellschaft und dem Bundesforschungsministerium initiierte Aktionswoche „Achtung Artenvielfalt!“, wie Sascha Zoske in der Zeit berichtet. Darin warnen die Forschenden davor, dass mit der Verarmung der Fauna das Risiko steigt, dass gefährliche Erreger vom Tier auf den Menschen überspringen. Vorschläge, wie der globale Artenschwund aufzuhalten ist, liefern die Biodiversitätsexperten ebenso. Aus ihrer Sicht sind hierzulande vor allem die Landwirtschaft gefordert sowie die Politik, die durch Subventionen lenkend wirken kann. Böhning-Gaese, Direktorin des Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrums und diesjährige Preisträgerin des Deutschen Umweltpreises, erinnert auch an die Verantwortung der Verbraucher und plädiert dafür, dass Fleisch zu essen, wieder etwas Besonderes werden müsse.