Von Laborfisch und Pestiziden
Der kompakte Medienrückblick: Fischstäbchen aus Fischzellen +++ Pestizide belasten immer mehr Obst +++ Was Landwirte von Israel lernen können +++ Hickory wird neu erforscht
Biotechnologie – Ob Fischfilet, Fischstäbchen oder Räucherfisch: Fisch ist beliebt und als gesunde Kost bekannt. Doch viele Arten sind überfischt und Aquakulturen auch nicht immer nachhaltig. Eine Alternative könnte zellbasierter Fisch sein, an dem derzeit das Start-up Bluu Seafood arbeitet, wie die Frankfurter Rundschau berichtet. Mit Fischstäbchen und Fischbällchen sind nun die ersten Produkte marktreif, die direkt aus kultivierten Fischzellen hergestellt wurden. Dafür wurden aus dem Gewebe lebender Forellen oder Lachse Stammzellen entnommen und in einer Nährlösung zu Muskelzellen. Kultivierter Fisch hat im Gegensatz zu Wildfängen oder Fisch aus Fischfarmen noch weitere Vorteile: er ist frei von Mikroplastik, Medikamenten oder Schwermetallen. Wenn die Zulassungsbehörde ihre Zustimmung erteilt, sollen Anfang 2025 die ersten Zuchtfisch-Produkte von Bluu Seafood in Europa erhältlich sein.
Ernährung – Pestizide schaden nicht nur der Umwelt, sondern können auch in vielfältiger Weise die Gesundheit des Menschen schädigen. Vor allem Ackergifte wie Glyphosat stehen seit langem im Verdacht, Krebserkrankungen zu fördern. Nun zeigt eine Untersuchung der EU, dass immer mehr Obst mit immer mehr Pestiziden belastet ist, wie Jost Maurin in der Tageszeitung berichtet. Äpfel gehören demnach zu den am stärksten mit Pestiziden belasteten Früchten. Hier wurden 2020 34% aller als „Substitutionskandidaten“ eingestuften Ackergifte gefunden. 2011 waren es noch 17%. Auch Birnen und Pflaumen sind stark mit Pestiziden kontaminiert. Nach Angaben des Pestizid Aktions-Netzwerk (PAN) Europa hatten nur 3 % der Proben den erlaubten Höchstwert überschritten. Doch viele dieser Substanzen seien verdächtig, das Hormonsystem zu schädigen. Für solche Stoffe könne kein sicherer Grenzwert definiert werden. Derzeit sind laut EU-Kommission 53 Pestizid-Inhaltsstoffe zugelassen, die für Mensch und/oder Umwelt gefährlich sind und deshalb ersetzt werden sollen.
Landwirtschaft – Hitze und Dürre machen Landwirten weltweit zu schaffen und gefährden die Ernährungssicherheit. Ein Land, das Erfahrung mit solcher Trockenheit hat, ist Israel. Wie in vielen Ländern im Nahen Osten erwärmt sich das Land doppelt so schnell wie der globale Durchschnitt. Die 1,5 Grad-Marke ist hier bereits überschritten. Trotzdem bleiben Landwirte vor Dürre verschont. Steffi Hentschke und Kibbuz Magal berichten in der Zeit, wie sich Israel auf die Folgen des Klimawandels eingestellt hat. Die sogenannte Tröpfchenbewässerung aus Wasserrohren, die sich über den Boden schlängeln, gilt hier längst als alternativlos, um Wasser zu sparen. Ein neuartiges System namens Mirta-System, das an Avocadobäumen getestet wird, schützt ebenfalls Bäume vor Austrocknung. Diese rechteckigen, gewölbten Aufsätze aus Plastik liegen halb eingegraben in der Erde. In einem Loch in der Mitte steckt der Stamm. Durch die Wölbung und eine Struktur aus Lamellen rinnt jeder Tropfen Wasser zielgenau zu den Wurzeln und schafft ein Mikroklima. Hinzukommt: Zur Bewässerung nutzt Israel mittlerweile überwiegend Abwasser, das aus entsalztem Trinkwasser entsteht und wieder aufbereitet wird. Im Hinblick auf ressourcenschonende Bewässerungstechniken und die Nutzung von Brauchwasser kooperiert Deutschland seit vielen Jahren mit Israel.
Forstwirtschaft – Der Hickory – ein nordamerikanischer Nussbaum – weckte einst große Hoffnungen: Sein ebenso bruchfestes wie elastisches Holz eignet sich hervorragend für Axt-Stiele, Skier oder Golfschläger. Da der Baum jedoch sehr langsam wuchs, geriet er ins Abseits. In Zeiten des Klimawandels erfährt der Hickory nun wieder mehr Aufmerksamkeit, wie Thomas Ihm in SWR2 Wissen berichtet. Der Vorteil: der Baum ist so robust, dass er selbst Orkanen standhält und sogar gegen Trockenheit resistent ist. Bei Karlsruhe und Rastatt werden gegenwärtig die „deutschen Hickorys" wieder wissenschaftlich untersucht. Der Baum könnte beispielsweise die vom Aussterben bedrohte Esche ersetzen, die seit Jahren von einem Pilz und einem Käfer zugrundegerichtet wird.