Von Laborfisch und grünem Kerosin
Der kompakte Medienrückblick: Fischfilet aus dem Labor +++ Fliegen mit grünem Kerosin +++ Essen aus Kohlendioxid +++ Klimawandel beeinträchtigt Nahrungspflanzen
Chemie – Fliegen belastet die Umwelt. Mit Blick auf künftige Restriktionen für den CO2-Ausstoß wollen Luftfahrtunternehmen klimafreundlicher werden. In Deutschland ist im Oktober nun in Werlte in Niedersachsen die weltweit erste Pilotanlage zur Produktion von CO2-neutralem Kerosin eingeweiht worden, wie Joachim Wille in der Frankfurter Rundschau berichtet. Produziert wird der Treibstoff aus Wasser mit Ökostrom von Windrädern aus dem Umland, um per Elektrolyse Wasserstoff zu erhalten, sowie mit Kohlendioxid, das aus der Umgebungsluft sowie aus dem Abgas einer Biogasanlage gewonnen wird. Damit gilt das Kerosin als CO2-neutral. Noch ist der Ökotreibstoff jedoch teurer als fossiles Kerosin. Konzipiert wurde die Anlage vom Berliner Dienstleister Atmosfair, der die CO2-Kompensation von Flügen anbietet. Die Lufthansa will als erster Kunde das E-Kerosin nutzen. Es soll aber auch anderen Airlines angeboten werden.
Biotechnologie – Stärke zählt zu den Kohlenhydraten und ist ein wichtiger Energielieferant in allen Grundnahrungsmitteln. Doch es ist auch ein wichtiger Ausgangsstoff für andere Industriezweige. Forschende aus China haben nun einen Weg gefunden, nahrhafte Kohlenhydrate aus Kohlendioxid im Labor herzustellen, ohne den Umweg über die Pflanze zu nehmen, wie Andrea Hoferichter in der Süddeutschen Zeitung berichtet. Mehr als ein Dutzend Reaktionshelfer kamen bei der Stärkesynthese zum Einsatz. Zur Herstellung der dafür benötigten Enzyme wurden Bakterien genutzt. Den Forschenden zufolge läuft der künstliche Prozess wesentlicher schneller ab und die Stärkeausbeute ist dreimal so hoch als bei einer Pflanze. Das Verfahren könnte künftig dazu beitragen, landwirtschaftliche Flächen und Wasser einzusparen.
Lebensmittel – Fisch gehört für viele zu einer gesunden Ernährung. Längst kann jedoch der Bedarf durch den heimischen Fischfang nicht mehr gedeckt werden. Eine nachhaltige Fischproduktion, die weder Tier noch Umwelt schadet, strebt beispielsweise Bluu Biosciences an, wie Volkart Wildermuth im Deutschlandfunk berichtet. Das Start-up züchtet Fischzellen im Labor, um daraus Fischfilet herzustellen. Dafür werden Stammzellen von Forelle, Karpfen und Lachs in der Petrischale vermehrt. Während Bluu Bioscience noch an der Optimierung des Prozesses tüftelt, ist die US-Firma Wildtype schon etwas weiter und betreibt bereits eine Pilotanlage zur Lachsherstellung. Im nächsten Jahr sollen erste Sushi-Restaurants mit dem Laborfisch beliefert werden.
Landwirtschaft – Die Landwirtschaft muss sich dem Klimawandel anpassen, um die Ernte zu sichern. Neue Klimamodelle sind alarmierend. Sie zeigen, wie sich die Ernteerträge bei fortschreitender Erwärmung entwickeln könnten. Wie Patrick Eikemeier im Tagesspiegel berichtet, könnten Erträge von Mais, Reis und Soja bereits in den nächsten 20 Jahren schrumpfen, wie ein internationaler Modellvergleich zeigt. Große Veränderungen in den Kornkammern der Erde sind demnach bereits vor 2040 zu erwarten. Die Maisproduktion könnte bis Ende des Jahrhunderts um bis zu 24% abnehmen. Auch Sojabohnen und Reis reagieren wesentlich negativer auf den Klimawandel als bisher angenommen. Für Weizen prognostizieren die Forschenden hingegen Zuwächse um bis zu 18% auf Grund der Düngewirkung des Kohlendioxids. Eine Studie der Universität Göttingen verweist jedoch darauf, dass die Qualität der Ernteprodukte hinsichtlich Protein-, Vitamin- und Nährstoffgehalt bei höheren Kohlendioxid-Gehalten stark beeinträchtigt werden kann.