Von Indigo-Wachs und Proteinfutter
Der kompakte Medienrückblick: Insekten als Tierfutter +++ Böden mit Humus anreichern +++ Klima beeinträchtigt natürlichen Düngeeffekt +++ Skiwachs aus Pflanzenstoff
Landwirtschaft – Insekten sind reich an Proteinen. Mit einem durchschnittlichen Proteingehalt zwischen 35% und 77% könnten die nährstoffreichen Kerbtiere vor allem in der Futtermittelindustrie Fischmehl und Soja ersetzen, die teuer importiert werden müssen. Claudia Doyle stellt im Deutschlandfunk das Münchner Start-up FarmInsect vor, das dieses Problem mit der Aufzucht von Insekten lösen will. Bei tropisch warmen Temperaturen und hoher Luftfeuchtigkeit züchtet FarmInsekt die Schwarze Soldatenfliege als Tierfutter. Wenn die Larven groß genug sind, werden sie an Landwirte verschickt, von denen sie mit regionalen Reststoffen wie Fallobst, Ernteresten oder Biertreber weitergefüttert werden, und schließlich im Trog der Tiere oder im Fischbecken landen. Je nachdem, was saisonal bei den Landwirten anfällt, bietet FarmInsect sogar Insekten-populationen an, die auf eine Nahrungsquelle spezialisiert sind. Neben der Larvenproduktion fällt zudem wertvoller Kompost an, der direkt aufs Feld gebracht werden kann.
Landwirtschaft – Humus ist ein biologischer Kohlendioxidsauger, der die CO2-Emmissionen in der Luft erheblich kompensieren kann. Auf der Pariser Weltklimakonferenz 2015 wurde mit der „Vier-Promille-Initiative“ ein ambitioniertes Vorhaben gestartet. Passiert ist seither jedoch wenig, wie Andrea Hoferichter in der Süddeutschen Zeitung schreibt. Ein internationales Forscherteam hat nun untersucht, woran das liegt und wie der Humusaufbau in der Landwirtschaft vorangetrieben werden kann. An der Studie beteiligt war auch das Forschungszentrum Jülich. Ein Fehler sei, dass die Zahl von vier Promille zu hoch angesetzt wurde. Maximal ein Drittel der Kohlendioxidemissionen ließen sich der Studie zufolge auf diese Weise ausgleichen, da nicht alle Böden zugänglich seien und auch die Nahrungsmittelproduktion gesichert werden müsse. Der Humusanbau würde sich vor allem da anbieten, wo fruchtbarer Boden verlorengegangen sei und höhere Ernten erzielt werden müssten. In Deutschland könnte der Humusgehalt im Boden steigen, wenn beispielsweise brachliegende Äcker im Herbst und Winter mit Zwischenfrüchten bebaut – am besten mit tiefwurzelnden Pflanzen, die nach der Ernte in den Boden eingearbeitet würden – oder Windschutzhecken als Biotopschutz und Kohlenstoffspeicher angepflanzt würden. Auch eine „Impfung“ fragiler Böden mit regionalen Regenwürmern könne die Humusbildung fördern. Darüber hinaus müssten auch Humusverluste aus kohlenstoffreichen Böden wie Moore verhindert werden. Beim Thema Boden dürfe jedoch der Klimaschutz nicht das einzige Kriterium sein, resümieren die Forschenden. Entscheidend seien lebendige und fruchtbare Böden, die die Erträge auch unter den Folgen des Klimawandels stabil halten.
Ökologie – Können wir uns darauf verlassen, dass die Natur auch künftig einen so großen Beitrag zur Klimastabilisierung leistet wie bisher? – Eine Studie aus den USA lässt Zweifel aufkommen, wie Verena Kern in der Frankfurter Rundschau berichtet. Bislang war man überzeugt, dass Pflanzen mehr Photosynthese betreiben und stärker wachsen, wenn mehr CO2 in der Luft ist. Neue Studie deuten jedoch darauf hin, dass das Prinzip der so genannten CO2-Düngung deutlich weniger bringt und sich zudem mit steigenden Kohlendioxidwerten immer weiter abschwächt. Der Düngeeffekt ist seit den 80er Jahren demnach um 40% zurückgegangen. Das gilt vor allem dann, wenn es den Pflanzen an Nährstoffen und Wasser mangelt, wie es in der Vergangenheit vorkam. US-Forscher kommen zu dem Ergebnis, dass Pflanzen immer weniger CO2 aufnehmen, wenn die Temperatur steigt, während sie gleichzeitig immer mehr CO2 abgeben – und zwar exponentiell. Ab einem gewissen Schwellenwert geben Pflanzen demnach mehr CO2 ab, als sie aufnehmen können. Diese Grenze könnte der Studie zufolge bereits 2040 erreicht sein und die Kohlenstoffspeicherung der Vegetation nahezu halbieren.
Ökologie – Langlauf ist beliebt und gilt als umweltfreundliche Sportart. Das stille Dahingleiten durch die Natur, abseits überfüllter Gondeln und Abfahrtspisten, erlebt in der Schweiz gerade in Corona-Zeiten einen Boom. Doch ökologisch ist Langlauf keinesfalls, wie Barbara Achermann in der Zeit berichtet. Damit die Bretter gut über den Schnee gleiten, werden sie gewachst. Was die wenigsten Langläufer wissen: Im Wachs steckt die giftige Fluorverbindung Perfluoroctansäure (PFOA), die beim Menschen Krebs und Unfruchtbarkeit verursachen kann. Die Substanz baut sich weder in der Umwelt noch im Körper ab. Ist sie einmal in einem See drin, kriegt man sie dort nicht mehr raus. Eine Untersuchung des Schweizer Fischereiverbandes in Graubünden ergab, dass in 13 von 44 Fischen PFOA nachgewiesen wurde und das zum Teil in erheblichen Mengen. Die Substanz ist für Fische hochgiftig. In Norwegen wurde die giftige Substanz sogar in der Leber von Wölfen nachgewiesen. In der EU ist die giftige Substanz mittlerweile verboten, in der Schweiz erst ab Juni dieses Jahres. Derweil gibt es eine pflanzliche und umweltfreundliche Alternative: Isantin heißt das Wachs, den der Schweizer Peter Bützer und sein Sohn aus dem Pflanzenstoff Indigo entwickelt haben. Das Indigo-Wachs ist zwar etwas teurer als herkömmliche Skiwachse, aber dafür belastet es nicht die Umwelt und kann natürlich abgebaut werden.