Von Hummelsterben und Flächenfraß
Der kompakte Medienrückblick: Glyphosat gefährdet Hummelnachwuchs +++ Mikroplastik in der Antarktis +++ Beeren unter Solarpaneelen +++ Kampf gegen Flächenfraß
Biodiversität – Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass die Zahl der Insekten in den vergangenen Jahren dramatisch zurückgegangen ist. Einer der Gründe ist der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, die die biologische Vielfalt beeinträchtigen. Eines der umstrittensten Herbizide ist Glyphosat. Forschende der Universität Konstanz zeigen nun, welchen Einfluss Glyphosat auf Hummeln hat. Für seine Studie hat das Team 15 Hummelkolonien untersucht. Die Insekten wurden dabei entweder mit Zuckerwasser gefüttert oder mit einer Flüssigkeit, die mit Glyphosat versetzt war. Wie Tina Bayer in der Süddeutschen Zeitung berichtet, ergab die Untersuchung, dass hungernde Hummeln, die mit Glyphosat im kargen Futter gefüttert wurden, die Temperatur in ihrem Nest schlechter regulieren konnten als Artgenossen, die dem Herbizid nicht ausgesetzt waren. Den Forschenden zufolge könnte das die Entwicklung der Brut beeinträchtigen und im Extremfall sogar zum Sterben der Hummelvölker führen, weil es keinen Nachwuchs mehr gibt.
Umwelt – An Land oder im Wasser: Mikroplastik ist mittlerweile fast überall zu finden, wie zahlreiche Studien belegen. Wie groß das Ausmaß der Plastikverschmutzung ist, zeigt eine aktuelle Studie der Canterbury University in Neuseeland. In der abgelegensten Region der Welt, im frischen Schnee der Antarktis, fand das Team Mikroplastikpartikel, wie aus einem Bericht in der Zeit hervorgeht. Im Jahr 2019 hatten die Forschenden an 19 Stellen des Ross-Schelfeises, das die südliche Hälfte des antarktischen Rossmeeres bedeckt, Proben entnommen. Durchschnittlich entdeckten die Forschenden 29 Mikroplastikpartikel pro geschmolzenem Liter Schnee. Sie entdeckten 13 verschiedene Arten von Plastik – vorwiegend PET, das vor allem zur Herstellung von Kunststoffflaschen und Textilfasern verwendet wird. Die höchste Dichte an Mikroplastik fanden die Forschenden in Proben, die in der Nähe von Forschungsstationen entnommen wurden. In der Studie warnt das Team ebenfalls vor den Folgen der Plastikverschmutzung für die Umwelt. Unter Umständen könne dadurch auch das Schmelzen von Schnee und Eis beschleunigt werden, heißt es.
Boden – Ob Landwirtschaft, Industrie oder Bauwesen: In Deutschland wird um jeden Hektar Land gekämpft. Der Flächenfraß, wie Umweltschützer die Umwandlung von Acker, Wald oder Wiesen in Siedlungs- und Verkehrsfläche bezeichnen, ist seit langem umstritten, weil er Umwelt und Klima schadet. Bis 2030 soll daher der Flächenverbrauch auf 30 Hektar pro Tag reduziert werden, so ist es in der Nationalen Nachhaltigkeitsstrategie festgeschrieben. Auch wenn der Flächenverbrauch seit 2000 von 120 Hektar am Tag um die Hälfte zurückgegangen ist, hat die Corona-Krise den Run auf Grünflächen wieder beflügelt. Doch wie kann der Kampf um die Flächen gelöst werden? Dieser Frage geht Manuel Waltz im Deutschlandfunk nach. Anhand von Beispielen wird aufgezeigt, wie sorglos mit der Ressource Boden etwa bei der Vergabe von neuen Industriestandorten umgegangen wird, aber auch wie Flächen – etwa mit Agri-Photovoltaik – ökologisch aufgewertet werden können.
Landwirtschaft – Strom und Beeren gleichzeitig ernten und die Biodiversität schützen: Möglich ist das mit Photovoltaik-Anlagen. Was in den Niederlanden bereits Normalität ist, wird hierzulande noch erprobt, wie Jörg Staude in der Frankfurter Rundschau schreibt. Vor allem der Anbau von Himbeeren, Heidelbeeren und Brombeeren wird beispielsweise von der BayWa in München getestet und hat sich bewährt. Im Rahmen der Debatte um die EEG-Reform hoffen Landwirte hierzulande aber auf ein besseres Förderrecht. Forschende vom Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) sehen in Agri-Photovoltaik-Anlagen viel Potenzial, da sich Landwirtschaft und Solarstrom mannigfach kombinieren lassen.