Von Erbsenmilch und kranken Wäldern
Der kompakte Medienrückblick: Laborfleisch statt Tierfleisch +++ Pflanzendrink aus Erbsen +++ Waldschäden per Satellit aufspüren +++ Haus aus Jeans und Pilzen
Biotechnologie – Ob Flächen- und Wasserverbrauch, der Einsatz chemischer Stoffe, die Vergüllung der Böden oder der Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung: Es gibt viele Gründe, den Fleischkonsum zu reduzieren. Alternative Fleischprodukte wie Laborfleisch, das aus tierischen Zellen in der Petrischale gewonnen wird, sind längst keine Zukunftsmusik mehr, sondern in vielen Ländern bereits auf dem Vormarsch, wie Martin Maria Schwarz in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung berichtet. Singapur, Israel und die Niederlande spielen bei der In-vitro-Produktion ganz vorn mit. Und Deutschland? Hierzulande sind es eher Ersatzprodukte auf pflanzlicher Basis, die dem Tierfleisch Konkurrenz machen. Derweil sind aber auch in Deutschland Forschende dabei, zellbasiertes Fleisch zu entwickeln. Die Hochschule Reutlingen tüftelt beispielsweise an einer Mischung aus Zellfleisch und Algen oder Brokkoli und steht in Kontakt mit dem Berliner Start-up Bluu, um die Produktion ihres neuen Lebensmittels voranzutreiben.
Ernährungswirtschaft – Ersatzprodukte aus Soja, Hafer, Reis oder Mandeln liegen im Trend und machen der Kuhmilch seit einiger Zeit Konkurrenz. Das Start-up Vly hat nun die Riege der potenziellen Konkurrenten mit einem Drink aus Hülsenfrüchten erweitert, wie Henrik Rampe in der Frankfurter Rundschau berichtet. Das 2019 gegründete Unternehmen tüftelte zwei Jahre im Labor der TU Berlin, um aus Erbsen einen schmackhaften Drink zu entwickeln, der nahrhaft ist, aber nicht nach Erbsen schmeckt und nicht im heißen Kaffee flockt. Das Ergebnis: Mittlerweile gibt es die Erbsenmilch, die nicht als Milch bezeichnet werden darf, in drei verschiedenen Varianten. Vier Millionen Liter des alternativen Milchgetränks wurden in nur eineinhalb Jahren produziert. Im Vergleich zu tierischen Produkten kommt der Pflanzendrink ohne gesättigte Fettsäuren aus. Der Proteingehalt liegt zwischen 2,5 und 6,2 Prozent und ist damit ähnlich hoch wie bei Kuhmilch. Außerdem ist die Produktion umweltfreundlich: Pro Gramm Protein wird für die Erbsenmilch 15-mal weniger CO2 verbraucht als für Kuhmilch.
Forstwirtschaft – Der Zustand der Wälder ist besorgniserregend. Borkenkäfer und Trockenheit haben den Baumbestand drastisch dezimiert. Forschende wollen nun Satellitendaten nutzen, um solch bedrohliche Veränderungen frühzeitig erkennen zu können, wie Ralf Nestler im Tagesspiegel schreibt. Der Satellit „Sentinel-2“, der im Rahmen des europäischen Copernicus-Programms Umweltveränderungen erfasst, soll entsprechende Daten aus dem All liefern. So können Forschende mittels Spektraldaten auch rückblickend erkennen, ob ein Baum unter Trockenstress leidet und für den Borkenkäfer anfällig ist. Spektralaufnahmen erkennen Pflanzenstress, Kohlendioxidaustausch und Stoffwechselaktivität. Derzeit werden solche Sensordaten noch einzeln ausgewertet. Die Forschenden wollen diese miteinander verbinden, um ein vollständiges Bild der Waldflächen zu erstellen. Mit Methoden der Künstlichen Intelligenz sollen zudem komplexe Interaktionen analysiert werden. Ziel des Projektes „Digital Forest“ ist es, Forstbetriebe frühzeitig zu warnen.
Bauwirtschaft – Wohnen in einem Haus, gebaut aus nachwachsenden Materialien, die am Ende komplett recycelt werden können – das klingt nach Zukunftsmusik. Herkömmliche Baustoffe wie Beton dominieren hierzulande immer noch. Das es anders gehen kann, zeigt ein Bericht von Inga Thiele im 3sat-Wissensmagazin nano. Unter Mitwirkung des Karlsruher Architekten Dirk Hebel entstand in Zürich ein Vorzeigehaus, bei dem diese Vision bereits Realität ist. Die Erbauer sind überzeugt: Kreislaufwirtschaft bedeutet Nachhaltigkeit. Zum Einsatz kommen daher Dämmmaterialien aus alten Jeans, Pilzen und landwirtschaftlichen Abfallstoffen. Auf Beschichtungen, Kleber oder Lacke wurde hier gänzlich verzichtet. Selbst die Arbeitsplatte in der Küche wurde energieeffizient aus Altglas hergestellt. Ein Akkuschrauber reicht aus, um die Wohnungen sortenfrei zu zerlegen. Die verbauten Materialien sind entweder kompostier- oder recycelbar.