Von Bürgerforschern und Plastikabbau
Der kompakte Medienrückblick: Plastikfressende Enzyme +++ Insekten zählen per App +++ Neuer Insektenburger in Deutschland +++ Upcyceln von PET mithilfe von Glasfasern
Plastikmüll – Weltweit leidet die Natur unter dem enormen Plastikverbrauch der Menschheit und der daraus resultierenden Umweltverschmutzung an Land und in den Weltmeeren. Um dagegen anzukämpfen gibt es mehrere Strategien, unter anderem indem Plastikflaschen recycelt werden. Allerdings bleiben auch dabei große Mengen Plastik, genauer Polyethylenterephthalat (PET), zurück. Wie Jens-Peter Marquardt für den Deutschlandfunk in der Sendung „Umwelt und Verbraucher“ berichtet, haben Wissenschaftler der englischen Universität Portsmouth ein Enzym weiterentwickelt, das solche PET-Flaschen innerhalb weniger Tage komplett in seine Bestandteile zerlegen kann. Das so wiedergewonnene Rohöl könne dann erneut für die Produktion von PET-Flaschen verwendet werden – ohne dass neues Rohöl verwendet werden muss. Zugleich könnten so auch die Plastikmüllberge abgebaut werden.
Biodiversität – Im letzten Jahr sorgte eine Studie für großes Aufsehen, die einen Rückgang mancher Insektenarten von bis zu 75% dokumentierte. Zustande kamen diese Ergebnisse auch durch die Unterstützung vieler ehrenamtlicher Insektenkundler. In vielen Bundesländern gibt es mittlerweile Portale, bei denen Bürger Beobachtungen melden können - über 80 sogenannte Citizen Science Projekte finden sich auf der Plattform buergerschaffenwissen.de, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wird. Elena Metz berichtet in der Tageszeitung Neues Deutschland über die Naturblick-App, mithilfe derer das Museum für Naturkunde in Berlin an einem internationalen Städtewettbewerb teilnehmen will: der City Nature Challenge. Vom 27. April an sollen Bürger in Berlin vier Tage lang ihre Naturbeobachtungen über die App melden. 60 Städte weltweit beteiligen sich an der Aktion - neben Berlin machen auch Prag, London, Rom oder Madrid mit. Danach wird verglichen, welche Stadt die meisten Arten gefunden, die meisten Beobachtungen gemacht hat und wo sich die meisten Menschen beteiligt haben.
Ernährung – Die Weltbevölkerung und somit der Bedarf an eiweißhaltiger Nahrung steigt. Acker- und Weideflächen werden jedoch immer knapper. Beate Scheder berichtet in der Berliner Zeitung von einer möglichen Lösung: Insekten. Diese sind reich an Proteinen und ungesättigten Fettsäuren und brauchen bei der Zucht nicht nur weniger Platz und weniger Wasser, sondern auch weniger Futter und somit letztlich weniger Energie. Zugleich emittieren sie nur einen Bruchteil der klimaschädlichen Gase im Vergleich zur Rinderzucht. Allerdings wird es nicht einfach sein, Europäische Zungen von heute vom Vorteil der Insekten zu überzeugen. Dessen sind sich auch Baris Özel und Max Krämer, die Gründer von Bugfoundation bewusst. Und trotzdem, die beiden haben einen Insektenburger entwickelt, der seit dem 20. April in Deutschland für 5,99 Euro im Handel ist. Zu Beginn nur bei Rewe Süd in den Tiefkühltruhen, doch nach und nach wird sich das Angebot auf das ganze Bundesgebiet ausdehnen. Produziert werden die Burger in den Niederlanden. Zubereitet ähnelt der goldbraune Insektenburger einem flach gedrückten Falafel-Bällchen. Wer nicht weiß, dass Insekten drin sind, würde es nicht ahnen. Dabei sind es sogar ganz schön viele: rund 1.000 zermahlene Buffalowürmer.
Upcycling – Plastikflaschen aus Polyethylenterephthalat (PET) werden in der Regel recycelt. Aus alten PET-Flaschen können Fasern für Fleece-Pullover und Outdoor-Jacken oder auch neue Flaschen werden. Allerdings haben diese Recyclingprodukte zumeist nur eine kurze Lebensdauer. Andrea Hoferichter berichtet in der Süddeutschen Zeitung von dem mittelständischen Unternehmen Easicomp in Sembach sowie Forschern des Darmstädter Fraunhofer-Instituts für Betriebsfestigkeit und Systemzuverlässigkeit (LBF). Diese wollen Alt-PET mithilfe von Glasfasern zu langlebigeren Materialien machen, beispielsweise für Motorlager oder Montageträger. Die möglichen Umweltvorteile werden derzeit vom Öko-Institut in Freiburg geprüft, dem dritten Partner in dem Projekt, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wird.