Von Brot-Bier und Algen-Jacken
Der kompakte Medienrückblick: Aus Brotresten Bier brauen +++ Aus Algen Textilien schneidern +++ Den Wald als CO2-Senke beleben +++ Zertifikate für den ökologischen Anbau
Lebensmittelindustrie – Rund 11 Millionen Tonnen Lebensmittel werden jedes Jahr weggeworfen, obwohl sie noch genießbar sind. Dazu gehören auch Backwaren, wie Brot. Einige Supermarktmarktketten gehen gegen diese Lebensmittelverschwendung nun vor und nutzen Brotreste, um daraus Bier herzustellen, wie Anika Hinz in der Frankfurter Rundschau berichtet. So verwendet Kaufland übriggebliebenes Brot aus den eigenen Bäckerei-Filialen, um damit einen Teil des Malzes im Brauvorgang zu ersetzen. Für das so genannte Brot-Bier wird hauptsächlich Weißbrot verwendet, weil es besonders gut funktioniert und im Geschmack an Kellerbier erinnert. Das von der CraftCell-Brauerei in Heidelberg produzierte Brot-Bier wird vorerst nur regional in fünf ausgewählten Kaufland-Filialen angeboten, darunter in Heidelberg und Mannheim. Ob das Brot-Bier auch bundesweit vertrieben wird, ist noch offen. Auch Aldi-Nord bietet seit kurzem Brot-Bier an – allerdings nur in Portugal. Während in Skandinavien und im Baltikum Brot-Bier eine lange Tradition hat, ist das Brauen mit Brot hierzulande noch neu und meist eine Domäne von Start-ups. Mit „Kränzle“ bietet beispielsweise ein Frankfurter Start-up in Bioläden bundesweit Brot-Bier an.
Forstwirtschaft – Der Waldboden ist der größte Kohlenstoffspeicher an Land. Etwa 10 bis 13 Tonnen Kohlendioxid (CO2) werden jährlich pro Hektar gebunden. Doch der Klimawandel setzt das Ökosystem unter Druck. Wie Trockenheit, Hitze und Kahlschlag den Wald als CO2-Senke beeinflussen und wie man den Schaden reduzieren kann, zeigt ein Bericht von Markus Steinhausen im 3sat- Wissenschaftsmagazin nano. Messungen von Forschenden der TU Dresden zeigen, dass bei steigender Temperatur und Wassermangel der Wald als CO2-Speicher kleiner wird. Stattdessen gibt der Waldboden mehr Treibhausgase ab. Besonders hoch sind die Emissionen auf Kahlschlägen, weil hier der Waldboden ungeschützt ist. Untersuchungen zeigen, dass der Wald nach solch einem Kahlschlag erst nach zehn Jahren wieder CO2 bindet. Bis dahin werden pro Hektar etwa 140 Tonnen des klimaschädlichen Kohlendioxids freigesetzt. Eine Möglichkeit, den Schaden auf kargen Flächen zu reduzieren, ist, den Waldboden mit Totholz zu schützen. Die Bodenatmung wird reduziert, so dass die Treibhausgase nicht so schnell freigesetzt werden. Auch neue Lebensräume für Pflanzen und Tiere entstehen.
Textilindustrie – Die Textilindustrie gilt als einer der umweltschädlichsten und ressourcenintensivsten Wirtschaftssektoren. Fast die Hälfte der hergestellten Kleidungsstücke besteht zum Teil oder ganz aus Plastik wie Polyester. Doch selbst Textilien aus Baumwolle haben eine schlechte Öko-Bilanz, da Unmengen Wasser, Rohstoffe und Pestizide verbraucht werden. Michaela Haas stellt in der Süddeutschen Zeitung Designer vor, die so genannte CO2-negative Kleidungsstücke produzieren. Dahinter verbergen sich Stoffe auf Basis von Algen, die das Talent haben, CO2 zu speichern. So nutzt ein New Yorker Label beispielsweise Algenpulver zur Herstellung von transparenten Regenmänteln. Ein Londoner Start-up tüftelt an atmungsaktiven Jacken, die mit einer Schicht lebender Algen versehen ist, so dass die Jacke aktiv Kohlendioxid absorbiert und durch Photosynthese Sauerstoff wieder abgibt. Der Vorteil: Textilien aus Algen könnten problemlos auf dem Kompost entsorgt werden. Noch ist die „lebende Jacke“ jedoch nicht marktreif. Ein New Yorker Start-up ist da weiter: Es bietet bereits Garne aus Seetang zur Herstellung von Textilien an. Und ein Unternehmen im kalifornischen San Diego hat aus Algenschaum erste Surfprodukte und Flip-Flops produziert.
Landwirtschaft – Ob Blühwiesen am Feldrand oder Hülsenfrüchte- statt Weizenanbau: Er gibt viele Möglichkeiten, um die Landwirtschaft nachhaltiger zu machen. Mit Vielfeld und Klim stellt Christoph M. Kluge im Tagesspiegel zwei Agrar-Start-ups vor, die den Wandel vorantreiben wollen. So hat das Start-up Vielfeld mit Sitz in der niedersächsischen Kleinstadt Gehrden ein spezielles Saatgut für Blühwiesen zusammengestellt und organisiert über eine Internetseite zudem Patenschaften. Darüber können Unternehmen oder Privatpersonen Landwirte bundesweit finanziell unterstützen, damit sich das Anlegen von Blühwiesen auch lohnt. Bislang ist das für Landwirte ein Minusgeschäft. Zudem soll das Image der Landwirtschaft durch die Partnerschaften verbessert werden. Auch das Berliner Unternehmen Klim will die Landwirtschaft umweltfreundlicher machen und Landwirte unterstützen. Das Ziel: die regenerative Landwirtschaft zu fördern, das heißt Anbaumethoden, bei denen CO2 in den Boden zurückgeführt und dort gespeichert wird. Über eine entsprechende Plattform bietet Klim Zertifizierungen für umweltfreundliche Anbaumethoden wie das Anlegen von Blühwiesen oder den Anbau von Zwischenfrüchten wie Leguminosen an. Jeder Anbaumethode wird eine konkrete CO2-Speicherleistung pro Hektar und Jahr zugewiesen. Mit dem Verkauf der Produkte, die auf diese Weise hergestellt werden, wird das Vorhaben finanziert.