Von Biolandbau und Nanobodies
Der kompakte Medienrückblick: Bioplastik mit Halbwertszeit +++ Nachhaltiges Bauen +++ Bakterien produzieren Antikörper +++ Viel Gemüse auf kleiner Fläche
Bioplastik – Kunststoffe aus Polyethylen oder PET sind beliebt, weil sie lange haltbar sind – auch dann noch, wenn sie längst nicht mehr gebraucht werden. Und hier liegt das Problem. Bioplastik ist eine Alternative und ein riesiger Zukunftsmarkt, aber eben nur, wenn der neue Kunststoff tatsächlich auch abbaubar und kompostierbar ist, wie Florian Siebeck in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung berichtet. Aber warum sollten Plastikprodukte überhaupt Jahrhunderte überdauern, wenn Lotion und Cremes längst aufgebraucht sind? Diese Frage stellte sich Suvo Haimi. Die Finnin entwickelte einen holzbasierten Kunststoff namens Sulapac, der unter tropischen Bedingungen garantiert 24 Monate haltbar ist, ehe der Abbauprozess beginnt. Er zersetzt sich nicht nur in der Natur von allein. Auch in Müllverbrennungsanlagen setzt er weniger Kohlendioxid als anderes Plastik frei. Um das neue Material zu vermarken, stellte die Biochemikerin Tiegel, Dosen, Spender und Tuben aus dem neuen Material her. Mit dieser Strategie konnte das 2016 gegründete Start-up Sulapac nach kleinen Erfolgen nun sogar die französische Modemarke Chanel überzeugen.
Bauen – Der weltweite Bauboom hat Sand, Kies und Ton zu knappen Ressourcen gemacht. Alternativen sind gefragt. Auch hier liegt die Lösung des Problems in der Kreislaufwirtschaft. Architekt Dirk Hebel ist Spezialist für nachhaltiges Bauen. Sein neuestes Projekt stellt Holger Kroker in der Tageszeitung Welt vor. Der Mehr.Wert.Pavillon, ein Bauwerk aus Stahl, Glas, Plastik und Stein, ist derzeit auf der BUGA in Heilbronn zu bestaunen. Er besteht ausschließlich aus wiederverwendeten und -verwerteten Materialien. Die Glasscheiben sind Altglas, die Ziegel waren einst Bauschut und die Stahlträger stammen von einem alten Kohlekraftwerk. Das Prinzip des nachhaltigen Städtebaus wird auch in Zürich erprobt. Im „Urban Mining and Recycling Unit“ dürfen Studenten bis 2023 das Konzept auf Alltagstauglichkeit prüfen.
Biochemie – Antikörper sind für Forschung und Diagnostik ein wichtiges Werkzeug. Produziert werden diese Proteine bislang von großen Versuchstieren wie Ziegen, Schafen und Pferden. Dafür werden die Tiere mit Primärantikörpern immunisiert. Es folgen zahlreiche Blutabnahmen, die viele Tiere nicht überleben. Andrea Hoferichter berichtet in der Deutschlandfunk-Sendung „Forschung aktuell" über eine tierschonendere Antikörproduktion. Am Max-Planck-Institut für Biophysikalische Chemie wollen Forscher Bakterien nutzen, die Antikörper in großen Mengen im Fermenter herstellen. Dafür stehen zu Beginn Alpakas zwar Pate. Auch sie werden mit einem Impfstoff immunisiert, um die Antikörperproduktion anzukurbeln. Hierfür reichen jedoch zwei Blutentnahmen aus. Alles weitere erfolgt im Labor. Diese Methode schont nicht nur Tierleben und ist zeitsparend. Auch die Qualität der mithilfe von Bakterien produzierten Antikörperfragmente (Nanobodies) ist besser.
Landwirtschaft – Sind ökologische und intensive Landwirtschaft vereinbar? Christian Meier beschreibt in der Süddeutschen Zeitung, dass es funktioniert. Der „Gemüsegarten Hoxhohl“ im Odenwald kommt mit wenig Fläche und ohne schweres Gerät aus, punktet jedoch mit Vielfalt und hohem Ertrag. Gärtnerin Vivian Glovers setzt auf abgestimmte Fruchtfolgen und Hülsenfrüchte, um die Bodenaktivität auf natürliche Weise zu beleben. So können zwei bis drei Gemüsesorten pro Beet im Jahr angebaut werden und reichlich Ertrag produzieren. Ihr Umsatz ist mittlerweile 200 Mal höher als der eines herkömmlichen Landwirtes im Gertreideanbau. So lässt sich auch ohne große Ländereien vom Ackerbau leben.