Von Biokerosin und Durian
Der kompakte Medienrückblick: +++ Wege zu weniger Antibiotika im Stall +++ Alleskönner Grünalge +++ Gene Drive gegen krankmachende Insekten +++ Erbgut der Stinkfrucht geknackt
Biodiversität – In Südostasien gilt sie als Königin der Früchte: die Durian. Das markanteste Merkmal der Frucht ist ihr bestialischer Geruch, der ihr den Beinamen Stinkfrucht eingebracht hat. In vielen öffentlichen Räumen ist sie daher verboten. Wissenschaftler haben nun das Genom der Durian entziffert und analysiert. Magdalena Schmude berichtet darüber in der Deutschlandfunk-Sendung „Forschung aktuell“. Dazu mussten sie aufwendig ein sogenanntes Referenzgenom erstellen. Sie lasen alle 45.000 Gene der Pflanze mit verschiedenen Methoden aus und fügten sie anschließend wie ein Puzzle zusammen. Dabei entdeckten die Forscher überraschend eine enge Verwandtschaft zur Baumwolle. Baumwolle und Durian wiederum stammen beide von der Kakaopflanze ab. Im Vergleich zu dieser hat bei der Durian allerdings eine Verdoppelung des Gesamtgenoms stattgefunden. Sie hat also zweimal so viele Gene wie ihr direkter Vorfahre, die Kakaopflanze.
Biotechnologie – Grünalgen gibt es in unglaublicher Vielfalt – und die oft einzelligen Lebewesen sind auch enorm vielseitig. Ihre außergewöhnlichen Eigenschaften machen Algen zum idealen Rohstoff. Sie wachsen zehnmal schneller als Landpflanzen, produzieren Proteine, Kohlenhydrate und 30-mal mehr Fett als zum Beispiel Raps. Sie sind extrem genügsam und gedeihen sogar in Brack- und Salzwasser. Hinzu kommt ihre Fähigkeit, Kohlendioxid zu verwerten. Sie könnten künftig den CO₂-Ausstoß ganzer Industrien verringern. Kaum eine andere biologische Rohstoffquelle bietet so viele Einsatzmöglichkeiten: Neben Biokraftstoffen bilden Algen die Grundmasse für Baustoffe, Kosmetik, Nahrungsmittel, Medizinprodukte und sogar für Antibiotika. Darüber hinaus sind sie aussichtsreiche Kandidaten, um das Plastikproblem der Welt zu lösen. In der Süddeutschen Zeitung beschreibt Autorin Judith Blage, wie Münchner Biotechnologen Algentechnikums Ottobrunn Algen unter Stress setzen und dadurch die Ölproduktion ankurbeln wollen. Diese Günalgen könnten als biologische Fabriken für Biokerosin genutzt werden.
Biotechnologie - Forscher wollen durch einen Eingriff in das Erbgut verhindern, dass Mücken Malaria oder Zika übertragen. Die Technologie des „Gene Drive“ wirft dabei rechtliche und ethische Fragen auf. Autorin Melanie Burger berichtet im Tagesspiegel über eine Veranstaltung im Berliner Naturkundemuseum. Bei „Gene Drive“ kommt eine Methode zum Einsatz, die sicherstellt, dass sich gewisse genetischen Eigenschaften zu 100 Prozent vererben. Normalerweise dauert es viele Generationen, bis sich ein verändertes Gen in einer Mückenpopulation verbreitet. Mit „Gene Drive“ geht das um ein Vielfaches schneller. Die Forscher haben zwei Optionen. Entweder sie verändern das Mücken-Erbgut so, dass die Insekten Malaria nicht mehr übertragen können oder sie sorgen dafür, dass sie steril werden und die Anzahl der Tiere reduziert wird oder die Population in einer Region sogar komplett zusammenbricht. Ausrottung sei aber nicht das Ziel. Es gehe darum, die Verbreitung von Krankheiten wie Malaria zu unterbinden, sagte Nikolai Windbichler, ein Forscher vom Imperial College in London.
Landwirtschaft – Ein Forscherteam um den Mikrobiologen Thomas van Boeckel von der ETH Zürich hat im Fachjournal Science Vorschläge gemacht, wie man den Einsatz von Antibiotika in der Tiermast senken könnte – anhand von Beispielen, die heute schon funktionieren. In der Wochenzeitung Die Zeit stellt Redakteur Fritz Habekuß die Vorschläge der Forscher vor. Die Forscher schlagen etwa eine globale Nutzungsgebühr für Antibiotika vor. Wer solche Mittel für den Einsatz im Tierstall kauft, sollte eine Abgabe zahlen.