Von Bioalgen und Superwürmern
Der kompakte Medienrückblick: Mit Algen verstrahltes Abwasser reinigen +++ Vom Schweinezüchter zum Algenbauern +++ Käferlarven fressen Styropor +++ Agroforstwirtschaft in Brandenburg
Biotechnologie – Tonnenweise kontaminiertes Kühlwasser verseuchte Tag für Tag nach der Reaktorhavarie in Fukushima die Umwelt. Seither suchen Forschende der Universität Tsukuba im Labor nach Mikroalgenstämmen, welche in großen Mengen die Umwelt von Schwermetallen entgiften können. Doch was wurde aus dieser Idee? Wie Dagmar Röhrlich im Deutschlandfunk berichtet, fand das Team unter 200 untersuchten Organismen tatsächlich eine einzellige Mikroalgenart, die ohne zusätzliche Behandlung bis zu 90 % des radioaktiven Cäsiums aus einem Kulturmedium herausholen konnte. Der Organismus, den die Forschenden auf den Namen NAK 9 tauften, hatte noch einen weiteren Vorteil: Nach dem Ernten und Trocknen reduzierte sich die Masse sehr stark, so dass sie auch in Spezialöfen zu Asche verbrannt und so nicht nur die Menge weiter reduziert, sondern sich auch der Radionuklidgehalt weiter konzentrierte. In der Praxis wurde die Idee leider noch nicht umgesetzt. Ein Problem ist die Kultivierung der Mikroalge.
Landwirtschaft – Algen sind reich an Proteinen und als Nahrungsmittel seit langem beliebt. Bei der Algenproduktion wird zudem kein Land benötigt und deutlich weniger Wasser verbraucht als für die Produktion von Rindfleisch. Die Vorteile haben mittlerweile auch Landwirte erkannt. Inzwischen gibt es in Deutschland 15 Algenfarmen. Eine davon betreibt Ulrich Averberg in Vornhelm in Westfalen, wie Eva Goldschald in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung berichtet. Averberg ist eigentlich Schweinezüchter. Seit vier Jahren ist der Landwirt nun auch als Algenbauer aktiv und erntet jedes Jahr eineinhalb Tonnen Spirulina-Algen, die später unter anderem zu Algennudeln verarbeitet werden. Zugleich produziert er seinen eigenen Biodünger für Algen und ist damit der Einzige, der das in Deutschland so macht.
Umwelt – Kunststoffe wie Styropor sind schwer abbaubar und können – einmal in der Umwelt – Jahrhunderte in der Erde verweilen. Doch es gibt offenbar Tiere, die sich von solchen Plastikteilchen ernähren, wie Lukas Lorber in der Süddeutschen Zeitung berichtet. Ein Forschungsteam der University of Queensland fand heraus, dass die Larven des Großen Schwarzkäfers Energie aus dem Styropor entnehmen. In Versuchen stellten sie fest, dass sich auch die Kotfarbe der Larven veränderte, was laut den Forschern zeigt, dass die Larven begonnen haben, das Polystyrol zu konsumieren und auszuscheiden. Darmmikroben helfen offenbar bei der Verdauung. Die ungewöhnliche Nahrung hatte auch Auswirkung auf die Metamorphose der Schwarzkäfer-Larven, von denen sich 66,7 % zum Schwarzkäfer entwickelten. Den Forschenden zufolge agieren die „Superwürmer“ wie Mini-Recycling-Anlagen, die das Styropor mit ihren Mäulern zerkleinern und es dann an die Bakterien in ihrem Darm verfüttern. Mittels Genanalyse hat das Team zudem Enzyme identifiziert, die den Abbau von Styropor in den Larven ermöglichen. Diese Enzyme könnten ein weiterer Schritt in der Entwicklung von biologischen Abbaumöglichkeiten von Kunststoffen sein.
Landwirtschaft – „Wir müssen raus aus einem industriellen Agrarsystem, das Umwelt und Klima zerstört und Bauern abhängig macht vom Zukauf von Saatgut, Dünger und Pestiziden“, sagt Benedikt Bösel. Er ist Öko-Landwirt und betreibt seit 2016 im brandenburgischen Alt-Madlitz Agroforstwirtschaft auf einer Fläche von 3.000 Hektar. Katrin Terpitz berichtet im Handelsblatt, was der Brandenburger besser macht als die meisten konventionellen Landwirte. So wachsen auf seinem Hof diverse Pflanzen in vier Etagen. Ganz unten Kräuter, dann Nutzsträucher wie Hasel oder Himbeeren, darüber Obstbäume und ganz oben Pappeln und Birken. Deren Laub dient wiederum als Windschutz gegen Erosion, spendet Schatten und nährstoffreiche Biomasse für Kräuter, Nüsse und Beeren. Zwischen den Baumreihen im Abstand von je sechs Metern ist normaler Ackerbau möglich, von dem auch Bösels Hühner profitieren. Nach der Ernte können sie die Untersaat aus Kleegras fressen.