Von Bio-Asphalt und Artenvielfalt
Der kompakte Medienrückblick: Grüner Asphalt aus Pflanzenkohle +++ Agri-PV besser nutzen +++ Faktencheck zu Laborfleisch +++ Artenvielfalt in Flüssen stagniert
Bauen – Ob auf Dächern oder Straßen: Asphalt ist allgegenwärtig. Doch das darin als Bindemittel zum Einsatz kommende Bitumen besteht aus Erdöl. Ein Tiefbauamt in Basel hat nun einen „grünen Asphalt“ entwickelt, wie die Süddeutsche Zeitung berichtet. Durch die Beimischung von Pflanzenkohle bindet der Straßenbelag mehr Kohlendioxid (CO2), als bei der Herstellung freigesetzt wird. Dem Unternehmen zufolge werden 450 Tonnen CO2-Äquivalent pro Jahr in den Straßen der Stadt dauerhaft im Asphalt gebunden. Die Pflanzenkohle wird wiederum aus pflanzlicher Biomasse wie Baumschnitt hergestellt und bindet CO2, anstatt es in die Atmosphäre abzugeben. Die Kosten für diesen Pflanzenkohle-Straßenbelag sind dem Unternehmen zufolge nur geringfügig höher als für herkömmlichen Belag.
Landwirtschaft – Die doppelte Nutzung von Ackerflächen zum Anbau von Nahrungspflanzen und zur Stromerzeugung könnte nicht nur Konflikte um Landnutzung entschärfen, sondern auch den Strombedarf decken. Darüber sind sich Forschende einig. In der Praxis sind Agri-Photovoltaik-Flächen noch eine Ausnahme. Unternehmen wie die "Wattmanufactur" setzen sich dafür ein, die damit verbundenen rechtlichen Probleme bei der Kombination von Photovoltaik und Landwirtschaft zu lösen, wie Esther Geisslinger in der taz berichtet. Im schleswig-holsteinischen Klein Rheide wurden Photovoltaik-Anlagen auf ökologisch gestalteten Flächen errichtet, um Energiegewinnung, Artenschutz und Landwirtschaft zu vereinen. Das Verfahren erfordere jedoch ein Umdenken aller Beteiligten, auch im Artenschutz, sagte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck nach einem Besuch der Anlage. Um angesichts begrenzter Flächen die Ausbauziele für Photovoltaik zu schaffen, sollte dieses Modell zum Standard werden. Naturschutz-Organisationen sehen in der Agri-Photovoltaik vor allem ein großes Potenzial für den Schutz der Biodiversität.
Ernährung – Vor zehn Jahren war die erste Laborfleisch-Bulette noch eine Sensation. Mittlerweile wird In-vitro-Fleisch bereits industriell hergestellt. Weltweit sind es 150 Unternehmen, die aus tierischen Muskelzellen Fleisch- oder Milchalternativen herstellen. So stellt das Start-up Bluu Seafood aus Lübeck Fischzellen im Labor her. Das Verfahren umfasst das Kultivieren von Muskelzellen in Bioreaktoren, die mit Nährstoffen versorgt werden. Das Ziel ist es, geschmacklich und ernährungsphysiologisch ansprechendes Fleisch zu erzeugen. Laborfleisch gilt als gesundheitlich unbedenklich, nachhaltiger und weniger ressourcenintensiv als die herkömmliche Fleischproduktion. In den USA und Singapur sind bereits erste Produkte aus kultiviertem Fleisch auf dem Markt. Doch wie schmeckt Laborfleisch? Wie wird es hergestellt und wie umweltfreundlich ist die Produktion wirklich? Solche und andere wichtige Fragen beantwortet ein Beitrag im Deutschlandfunk.
Biodiversität – Wirbellose Tiere spielen eine Schlüsselrolle im Ökosystem der Süßgewässer, da sie Wasser filtern, Nährstoffe transportieren und organische Stoffe zersetzen. Bis 2010 hat sich die Artenvielfalt in europäischen Flüssen erholt. Doch seither gibt es keine Fortschritte mehr – im Gegenteil. Die Artenvielfalt stagniert, wie Sandra Trauner im Tagesspiegel schreibt. Im Rahmen einer Studie hatten Forschende Flüsse in 22 europäischen Ländern über einen Zeitraum von 1968 bis 2020 analysiert und die Entwicklung von 2.648 Arten wirbelloser Tiere im Süßwasser verfolgt. Die Zunahme der biologischen Vielfalt in den 1990er und 2000er Jahren ist demnach auf die Verbesserung der Wasserqualität und auf Renaturierungsprojekte zurückzuführen. Den Forschenden zufolge zeigt die nachfolgende Stagnation, dass die bisherigen Maßnahmen zum Artenschutz nicht ausreichen. Schadstoffe, Abwässer und Pestizide bedrohen weiterhin die Flüsse. Erhebliche Investitionen seien erforderlich, um die Artenvielfalt in den Flüssen wieder zu verbessern, schreiben die Forschenden. Dazu gehört vor allem die Verbesserung von Kläranlagen und der Schutz vor landwirtschaftlichen Einträgen.