Von Aquaponik und Rohstoffrecycling
Der kompakte Medienrückblick: Biomarkt trotz Corona-Schub eine Nische +++ Mehr Anreize für Rohstoffrecycling +++ Nachhaltige Monokultur +++ Fischfarmen in der Stadt
Landwirtschaft – Die Corona-Pandemie hat der Biobranche im vergangenen Jahr ein Umsatzplus von bis zu 20% beschert. Trotz der steigenden Nachfrage nach Bio-Lebensmitteln ist der Biomarkt noch immer eine Nische, wie Georg Etscheit in der Zeit berichtet. Nur sechs Prozent des Gesamtumsatzes im Lebensmitteleinzelhandel werden mit zertifizierter Bioware erzielt. Milch, Eier und Gemüse aus ökologischem Anbau sind gefragt, Fleischwaren jedoch kaum. Viele Verbraucher schrecken noch immer die höheren Preise ab, denn die Produktion von Biowaren ist aufwendiger und damit teuer. Die EU will den Anteil von Bioflächen bis 2030 auf 25% steigern. Um das zu erreichen, müsste die Agrarstruktur grundsätzlich geändert werden. Derzeit werden in Deutschland gerade sieben Prozent der Ackerflächen ökologisch bewirtschaftet. Bayern und Baden-Württemberg haben mit 30% beziehungsweise 40% eigene Ziele formuliert. Sollte der aktuelle Corona-Schub bei Bioprodukten anhalten, könnten die Umsätze der Biobranche in drei bis vier Jahren die Zehn-Prozent-Marke erreichen. Experten sind sich jedoch einig: der Ökolandbau ist kein Allheilmittel. Daher müssten alle – Ökobauern und konventionelle Landwirte – gemeinsam etwas für die Umwelt tun.
Ökologie – Produkte nach ihrer Nutzung zu entsorgen, ist nicht nachhaltig, da Produktion und Verwertung nicht nur Ressourcen verbrauchen, sondern auch Treibhausgase freisetzen. Um die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen, muss das Thema Rohstoffrecycling in Deutschland daher stärker in den Fokus gerückt werden, schreibt Herwart Wilms in einem Gastbeitrag in der Frankfurter Rundschau. Das Potenzial des Rohstoffrecyclings geht Wilms zufolge weit über das Recycling von Bioabfällen oder Elektrogeräten hinaus. Die Kreislaufwirtschaft sollte schon beim Produktdesign ansetzen. Mit Hilfe von Ökodesignkriterien sollten Anreize geschaffen werden, damit Produkte zu 100% recycelt werden können. Ein Hebel für eine nachhaltigere Kreislaufwirtschaft sei die öffentliche Hand. Sie müsse zum Ausbau der Kreislaufwirtschaft beitragen und bei Beschaffung und Leistung mit gutem Beispiel vorangehen. Dem Autor zufolge sollten Anreize geschaffen werden, „grün“ einzukaufen. Eine Erweiterung des so genannten Energieeffizienzlabels um ein Ökodesignlabel würde wichtige Informationen zur Rohstoffeffizienz eines Produktes liefern.
Biodiversität – Monokulturen haben einen schlechten Ruf: Sie schaden den Böden und rauben Tieren den Lebensraum. Die Deutsche Welle zeigt in einem Film von Aitor Sáez, dass es durchaus auch anders gehen könnte. Durch Förderung der Biodiversität zu einer umweltfreundlichen Landwirtschaft, von der Bauern, Unternehmen und Natur gleichermaßen profitieren, ist das Ziel eines in Mexiko gestarteten Projektes. Mit Unterstützung der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) werden dort derzeit Erdbeerbauern angeleitet, ihre Felder nachhaltig und umweltfreundlich zu bewirtschaften. Im Rahmen des Vorhabens „Madre Tierra" werden jetzt einzelne Flächen brach liegen gelassen, damit sich der Boden regenerieren kann und natürliche Blühflächen entstehen können. Mit neuen Bienenstöcken will man zugleich die Bestäubung fördern, und mit Hilfe einer App den Einsatz von Düngemitteln kontrollieren. An dem Projekt sind neben der GIZ auch namhafte Unternehmen wie Danone beteiligt.
Lebensmittel – Fast jeder zweite Speisefisch kommt mittlerweile aus Aquakulturen. Doch die Aufzucht ist umstritten, weil oftmals Antibiotika und Fischmehl zum Einsatz kommen. Immer mehr Verbraucher achten indes beim Kauf auf Nachhaltigkeit und Regionalität. In swr2 wissen zeigt Stephanie Eichler wie Fisch aus Aquaponik-Anlagen Umwelt und Tierwohl gleichermaßen fördert. Ein Beispiel ist das Start-up „Fischfarm“, das mitten in Berlin Fische züchtet und das Wasser zugleich für den Kräuteranbau nutzt. Für dieses Konzept wurde das Berliner Jungunternehmen erst kürzlich mit dem Nachhaltigkeitspreis 2021 ausgezeichnet. Ein Computer reguliert in der Aquaponik-Farm Temperatur, Sauerstoff- und pH-Wert des Wassers. Sieben Monate schwimmen die jungen Fische in großen schwarzen Tanks, bis sie groß genug sind, um direkt vor Ort geschlachtet zu werden. Jährlich werden 5.000 Kilogramm Buntbarsch an Supermarktketten in Berlin verkauft. Die Ausscheidungen der Fische werden mit Hilfe von Bakterien und Mikroorganismen in Pflanzendünger umgewandelt und direkt in ein Gewächshaus geleitet. Die Wurzeln der Pflanzen hängen hier in einer Nährlösung, die zum Großteil aus Fischwasser besteht und Basilikum und Co. als optimaler Dünger dient. Aquaponik-Farmen gelten unter Experten als vielversprechend. Fachleute erhoffen sich eine Stärkung der heimischen Fischproduktion und mehr lokalen Fisch. In der Aquaponik-Anlage des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei in Berlin wird auch mit exotischen Pflanzen wie Bananen oder Physalis experimentiert.