Biotechnologie/Systembiologie

Biophelion: Mit dem Schimmelpilz zu nachhaltigen Wertstoffen

In der eigenen Wohnung ist er wenig beliebt, im Labor hingegen ein begehrter Helfer: der Schimmelpilz Aureobasidium pullulans. Auch das neu gegründete Jenaer Start-up Biophelion setzt auf die Stoffwechsel-Talente des hefeähnlichen schwarzen Pilzes. Mithilfe des Organismus wollen die beiden Gründer Lars Regestein und Till Tiso künftig aus industriellen Abfall- und Nebenströmen nachhaltige Plattformchemikalien entwickeln.

„Mit Enzymen entstehen Proteine mit maßgeschneiderten Eigenschaften“

Proteine sind ein wichtiger Bestandteil unserer Ernährung. Das Gros der lebenswichtigen Nährstoffe wird noch immer über tierische Eiweißquellen wie Fleisch abgedeckt. Doch Massentierhaltung, Pestizideinsatz und Klimawandel gefährden zunehmend Böden und Grundwasser und setzen die Landwirtschaft unter Druck. Pflanzliche Proteine sind eine Alternative. Im Vergleich zu tierischen Proteinen haben diese oft einige nachteilige Eigenschaften. Bei der Verarbeitung können sich beispielsweise unerwünschte Aromen oder Gel und Schaum bilden.

Mit Pilzen Stechmücken und Schaben bekämpfen

Stechmücken der Gattung Aedes und Schaben stellen weltweit ein bedeutendes Gesundheitsrisiko dar. Ihre chemische Bekämpfung ist jedoch problematisch, sei es aufgrund von Umweltfolgen, Resistenzbildung, dem Rückgang der Biodiversität oder der Nähe ihres Habitats zum Menschen, wodurch der Einsatz von Insektiziden eingeschränkt ist. Das Projekt „Fungi 4 VectorControl“ zielte daher darauf ab, auf Basis insektenpathogener Pilze wirksame biologische Alternativen zu entwickeln.

Ein Industrieprozess für pilzbasierte Dämmstoffe

Pilze sind längst mehr als nur ein Lebensmittel. Aus ihnen lassen sich neben Käse und Bier auch Enzyme und Biokraftstoffe – und sogar Textilien, Möbel sowie Baustoffe herstellen. Ihr unterirdisches Geflecht von Pilzfäden macht sie zu vielversprechenden Kandidaten, um nachhaltige, biologisch abbaubare Materialien herzustellen. Trotz ihres enormen Potenzials stecken pilzbasierte Innovationen jedoch oft noch in der Nische.

Palmölersatz aus CO₂

Palmöl ist wegen seiner vielseitigen Eigenschaften in zahlreichen Alltagsprodukten enthalten, doch sein Anbau führt zur Abholzung von Regenwäldern, bedroht die Artenvielfalt und setzt große Mengen CO₂ frei. Obwohl die Industrie zunehmend auf zertifizierten Anbau setzt, reicht dieser langfristig nicht aus. Deshalb sind innovative Alternativen gefragt, um den Bedarf zu decken.

BRAIN Biotech: Bündnis für neue naturbasierte Inhaltsstoffe

Verbraucher achten zunehmend auf natürliche Inhaltsstoffe in Lebensmitteln und Getränken. Dieser Trend veranlasst Hersteller, vermehrt naturbasierte Rezepturen einzusetzen. Das in Zwingenberg ansässige Biotechnologie-Unternehmen BRAIN Biotech hat nun eine Kooperation mit dem auf natürliche Inhaltsstoffe spezialisierten niederländischen Unternehmen Corbion vereinbart.  Ziel der Zusammenarbeit ist es, die Entwicklung neuartiger biobasierter antimikrobieller Verbindungen und deren Derivate für den Einsatz in der Lebensmittelindustrie voranzutreiben.

Durchbruch für die bioinspirierte Katalyse

Seit Jahren arbeiten Forschende daran, das Treibhausgas Kohlendioxid mithilfe von Bakterien als Rohstoff für die chemische Industrie nutzbar zu machen. Im Rahmen des Exzellenzclusters Unifying Systems in Catalysis (UniSysCat) konnten Berliner Forschende erstmals den molekularen Mechanismus aufklären, mit dem Bakterien Kohlendioxid (CO₂) effizient in Kohlenmonoxid (CO) umwandeln. Damit ist dem Team um Christian Lorent von der TU Berlin eigenen Angaben nach ein Durchbruch in der Katalyse-Forschung gelungen.

Wie Tomatenpflanzen ihre Abwehr steuern

Nachtschattengewächse wie Tomaten verfügen über ein ausgeklügeltes System, um sich vor Fressfeinden und Krankheiten zu schützen. Die Abwehrreaktionen in den Pflanzenzellen werden dabei zentral vom Signalmolekül Systemin gesteuert. Bei einem Angriff produziert es Substanzen, die die Verdauung ihrer Fressfeinde stören, sodass Nährstoffe nicht verwertet werden können. Forschende der Universitäten Tübingen und Hohenheim haben nun einen bisher unbekannten Gegenspieler von Systemin entdeckt: das Peptid AntiSys.