Von Riesenalgen und Laborfisch
Der kompakte Medienrückblick: Riesenalgen als Rohstoff +++ Moorschutz an der Rhön +++ Fischstäbchen aus Fischzellen
Chemie – Algen sind nicht nur für das Ökosystem Meer von Bedeutung, weil sie Schadstoffe filtern können. Für die Bioökonomie sind Algen ein wertvoller Rohstoff. In Namibia baut das Unternehmen Kelp Blue Riesenalgen (Giant Kelp) an, um Landwirtschaft und Industrie nachhaltiger zu machen. Die Küstenregion ist durch die kühle, nährstoffreiche Benguela-Strömung ideal für sogenannte Kelp-Wälder, die das CO₂-Problem nachhaltig lindern und die Artenvielfalt fördern, wie Leonie March in der Frankfurter Rundschau schreibt. Die Riesenalge wächst sehr schnell und kann bis zu 45 Meter hoch werden. Sie bindet große Mengen Kohlendioxid. Algenwälder schützen außerdem Küsten vor Erosion, verbessern die Wasserqualität und bieten wichtigen Lebensraum für viele Meeresarten. Aus den geernteten Algen stellt Kelp Blue wiederum biologischen Dünger her, der Pflanzen widerstandsfähiger gegen Klimastress macht und die Bodengesundheit verbessert. Daneben produziert die Firma veganes „Kelp-Leder“ sowie Rohstoffe für Lebensmittel, Kosmetik, Pharmazeutika und Bioplastik. Geschäftsführer Fabian Shaanika sieht das Projekt als weltweite Pionierarbeit im Bereich nachhaltiger Algenproduktion und möchte junge Namibier zur aktiven Gestaltung einer neuen Industrie anregen.
Landwirtschaft – Jahrzehntelang wurden Moore gezielt zur Landgewinnung trockengelegt. Doch intakte Moore sind wichtig für den Klimaschutz, denn sie binden große Mengen des klimaschädlichen CO₂. Im hessischen Biosphärenreservat Rhön wird derzeit ein trockenes Hochmoor wiedervernässt, wie Carsten Knop in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung berichtet. Förster wie Bernd Mordziol-Stelzer verfolgen dabei einen langfristigen Ansatz. Das Projekt zur Wiedervernässung wird von der FAZ unterstützt und beinhaltet das Verfüllen alter Entwässerungssysteme, das Pflanzen von Moorpflanzen und den Einbau von Spundwänden, um den Wasserspiegel konstant zu halten. Das Forstamt Hofbieber, als „Modellbetrieb Biodiversität Plus“ ausgezeichnet, legt zudem Wert auf den Erhalt gefährdeter Arten im Moor und in den umliegenden Wäldern. Gemeinsam mit Umweltschutzorganisationen und Wissenschaftlern verfolgt das Forstamt das Ziel, sowohl die Klimawirkung als auch die Biodiversität der Moore zu sichern. Mit dem Projekt soll die Rhön langfristig als vielfältiger Lebensraum und wichtiger Kohlenstoffspeicher bewahrt werden. Denn Hochmoore sind besonders wirksame Kohlenstoffsenken, die langfristig CO₂ binden, wenn sie intakt sind. Die Bundesregierung fördert daher die Renaturierung der Moore.
Biotechnologie – Statt Lachse im Meer zu fangen oder Forellen in Aquakulturen zu züchten, könnte Fisch in Zukunft im Labor entstehen. An diesem Traum arbeitet das Start-up Bluu Seafood von Sebastian Raakers. Angesichts steigenden Fischkonsums und überfischter Bestände könnte Laborfisch zur Ernährungssicherheit beitragen und Umweltbelastungen reduzieren, wie Yannick Ramsel in der Zeit schreibt. Während zellbasierte Fleischprodukte in einigen Ländern schon zugelassen sind, ist die Entwicklung von Laborfisch noch mit hohen Produktionskosten und technischen Herausforderungen verbunden. Das Hamburger Start-up forscht daher intensiv an kostengünstigeren Nährlösungen und Methoden, um Fischzellen in 3D wachsen zu lassen. Noch steht die Technologie am Anfang. Derzeit enthalten die von Bluu produzierten Prototypen von Fischstäbchen nur 15 % Fischzellen. Der Rest sind pflanzliche Proteine. Noch ist das Produkt sehr teuer, und Zulassungsprozesse – besonders in Europa – sind langwierig. Raakers hofft auf eine Marktzulassung in Singapur und später auch in der EU. Mit einer Einführung in Deutschland rechnet der Unternehmer frühestens 2030.