Von recyceltem Urin und Froschsaunen
Der kompakte Medienrückblick: Urin in Trinkwasser verwandeln +++ Geruch und Geschmack bei Laborfleisch verbessert +++ Käse aus dem Labor kommt
Chemie – Ein neues Hygienesystem für Raumanzüge, inspiriert vom Destillanzug aus der Filmserie „Dune“, kann Urin zu etwa 85 % recyceln und als Trinkwasser nutzbar machen, wie aus einem Bericht in der Frankfurter Rundschau hervorgeht. Aktuell verwenden Nasa-Astronauten bei Außeneinsätzen Erwachsenenwindeln, während auf der ISS Urin bereits zu Trinkwasser recycelt wird. Das neue System, entwickelt von Sofia Etlin und Christopher Mason von der Cornell University, soll Astronauten bei längeren Weltraumspaziergängen auf dem Mond ausreichend Trinkwasser zur Verfügung stellen. Wie das Team im Fachjournal Frontiers in Space Technologies schreibt, wird Urin dafür in Silikonbehältern gesammelt, mittels Osmose und umgekehrter Osmose gefiltert und zu Trinkwasser verarbeitet. Der Prototyp gleicht einem Rucksack, wiegt etwa acht Kilogramm und verbraucht nur wenig Energie. Den Forschenden zufolge kann das erzeugte Trinkwasser mit Elektrolyten und Nährstoffen angereichert werden, um die Astronauten zusätzlich zu versorgen.
Biotechnologie – Ob Sojaschnitzel oder Tofubratwurst – immer mehr Verbraucher greifen im Supermarkt zu Fleischersatzprodukten. Oft können diese veganen Alternativen hinsichtlich Geschmack, Textur und Mundgefühl mit dem tierischen Original noch nicht mithalten. Wie Doreen Garud im Tagesspiegel berichtet, haben Forschende der Yonsei University in Südkorea nun Laborfleisch entwickelt, das den Geruch und Geschmack von echtem Fleisch besser nachahmt als bisherige Produkte. Dafür werden Geschmacksverbindungen in sogenannte Hydrogele eingearbeitet, die beim Erhitzen auf über 150 Grad Aromastoffe freisetzen, die ähnliche Geruchs- und Geschmacksmuster wie echtes Fleisch erzeugen. Wie die Forschenden in Nature Communications berichten, verwendeten sie Aromastoffe wie 2-Furfurylthiol, 3-Mercapto-2-pentanon und 2-Methyl-3-furanthiol, die typische Aromen von gebratenem Fleisch imitieren. Diese Aromastoffe wurden in Gelatine-Methacrylat eingebettet, welches für die Bildung von vernetzten Hydrogelen für die Gewebezüchtung und zum 3D-Druck eingesetzt wird. Die Zellkultur dauerte 15 Tage. Ab 80 Grad entwickelte das Laborfleisch dann einen leichten Geruch, der bei 150 Grad intensiv wurde, wobei angenehme Aromen wie fleischartig und geröstetes Brot festgestellt wurden.
Biotechnologie – Ob als Frischkäse oder Scheiben: Wer sich vegan ernähren will, muss längst nicht mehr auf Käse verzichten. In veganen Alternativen werden Milchproteine durch pflanzliche Eiweiße, beispielsweise aus Soja, Nüssen oder Getreide, ersetzt. Das Berliner FoodTech-Start-up Formo hat ein biotechnologisches Verfahren entwickelt, durch das die für Käse essenziellen Milcheiweiße im Labor hergestellt werden. Sie können auch geschmacklich mit herkömmlichen Käseprodukten mithalten. Wie Karlotta Ehrenberg in der taz schreibt, erfolgt die Herstellung mithilfe der sogenannten Präzisionsfermentation. Dabei erzeugen Mikroorganismen Proteine, die dann zu Käse verarbeitet werden. Im Sommer soll der erste Käse aus diesen Proteinen in deutschen Supermärkten angeboten werden. Formo konnte bereits 55 Mio. Euro an Investitionen sammeln und plant, weiterzuwachsen. Das Start-up ist überzeugt, dass seine Käseproduktion im Vergleich zu traditionellem Käse bis zu 97 % weniger CO₂ und 90 % weniger Wasser verbraucht. Die Lebensmitteltechnologen bei Formo arbeiten daran, die Käseproduktion weiter zu optimieren, um verschiedene Sorten herzustellen und den Geschmack und die Textur weiter zu verbessern. Das Ziel ist es, eine nachhaltige Käsealternative zu schaffen, die erschwinglich ist und die herkömmlichen Käseprodukte ersetzen kann.
Biodiversität – Der Chytridpilz bedroht Frösche, Kröten und andere Amphibien weltweit. Bisherige Maßnahmen, den gefährlichen Pilz zu bekämpfen, wie das Reinigen von Tümpeln auf Mallorca, waren sehr aufwendig, aber erfolgreich. Nun kommt ein neuer Vorschlag von Anthony Waddle und seinem Team von der University of Melbourne, wie Tina Bayer in der Süddeutschen Zeitung schreibt. Wie das Team im Fachjournal Nature berichtet, will es für Frösche und andere Amphibien in freier Wildbahn Mini-Saunen bauen, die den Amphibien helfen sollen, sich selbst von der tödlichen Pilzinfektion zu kurieren. Der Pilz verträgt hohe Temperaturen nicht und stirbt ab 28 Grad Celsius. In Experimenten nutzten infizierte Australische Goldlaubfrösche die warmen Ziegelsteine und erholten sich vollständig, wobei sie anschließend auch immun gegen erneute Infektionen waren. Der Sauna-Ansatz stimuliert eine lang anhaltende Widerstandsfähigkeit gegen den Pilz, schreiben die Forschenden. Obwohl die Methode nicht für alle Amphibienarten gleich gut funktioniert, könnte sie eine einfache Methode sein, um das weltweite Amphibiensterben zu bekämpfen.