Von Laborschokolade und gestressten Tomaten
Der kompakte Medienrückblick: Tomaten machen bei Stress Geräusche +++ Insektenrückgang in Nadelwäldern +++ Zentrale Sammelstelle für Biogas +++ Schokolade aus dem Bioreaktor
Pflanzenzucht – Forschende der Universität Tel Aviv haben den Nachweis erbracht, dass Pflanzen scheinbar emotionale Laute von sich geben, wenn sie unter Stress stehen. Demnach können Pflanzen wie Tomaten und Tabak sogar sehr laut werden, wenn sie unter Stress aufgrund von Trockenheit leiden oder wenn man ihnen ihre Stängel schneidet. Ähnlich reagieren Mais und Weizen bei Stress. Wie Ines Alms in der Frankfurter Rundschau schreibt, klingen sie in etwa wie zerdrückte Luftpolsterfolie oder aufpoppendes Popcorn. Diese Laute sind durchaus hörbar, zumindest im Ultraschallbereich. Für das menschliche Gehör sei die Frequenz der Töne aber zu hoch, um sie wahrzunehmen, schreiben die Forschenden. Unklar ist, ob Pflanzen über diese Töne mit anderen Organismen kommunizieren. Fest steht jedoch, dass Insekten und andere Säugetiere diese Laute durchaus wahrnehmen. Die Erkenntnisse könnten auch der Landwirtschaft nutzen: Anhand von Tonaufnahmen könnte beispielsweise die Bewässerung von Pflanzen auf dem Feld oder im Gewächshaus überwacht und so effektiver gemacht werden.
Biodiversität – Nicht nur auf Feldern und Ackerböden, sondern auch in Wäldern leben in Deutschland immer weniger Insekten. Nach einer Studie unter der Leitung der Technischen Universität (TU) Darmstadt gingen das Gros der insgesamt 1.805 Insektenarten zwischen 2008 und 2017 zurück. Konkret waren über 60% der Arten rückläufig, schreibt die Zeit. Die Forschenden befürchten, dass sich das Artensterben sehr wahrscheinlich auf alle Organismen in deutschen Wäldern auswirken werde, da sich durch den Insektenrückgang die Nahrungsnetze verschieben. Der Studie zufolge war der Insektenrückgang besonders stark in Wäldern mit vielen Nadelbäumen wie Fichten und Kiefern. In Buchwäldern war der Verlust weniger stark. Auch in intensiv bewirtschafteten Wäldern verzeichneten die Forschenden einen besonders hohen Rückgang der Insektenarten.
Biotrechnologie – Strom und Wärme sollen künftig immer weniger aus fossilen Rohstoffen, sondern aus erneuerbaren und bestenfalls regional produzierten Rohstoffen hergestellt werden. Felicitas Boeselager stellt im Deutschlandfunk ein Projekt in der Eifel vor, dass vielversprechend ist. Hier wird seit drei Jahren das Gas von umliegenden Biogasanlagen gesammelt, zentral aufbereitet und ins regionale Netz der Stadtwerke Trier eingespeist. Das Biogas stammt von Landwirten, die eigene Biogasanlagen auf dem Hof betreiben. Nach Auslaufen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes lohnte sich die eigene Stromerzeugung jedoch kaum noch. So entstand die Idee, das auf den Höfen erzeugte Biogas an einen zentralen Sammelplatz weiterzuleiten. Hier wird das Gas zu hochreinem Bio-Methan umgewandelt und die Verteilung zentral kontrolliert und reguliert. Das Projektteam ist überzeugt, dass die Energie so viel effizienter genutzt werden kann. 2.500 Haushalte können jährlich über diese zentrale Biogasanlage mit Bio-Methan versorgt werden. Bald soll die Anlage auch CO2 verwerten können. Aufgrund des Erfolgs denken die Stadtwerke Trier bereits über den Bau einer zweiten Anlage nach.
Ernährung – Schokolade ist nicht nur ein Lieblingsnaschzeug der Deutschen, sondern auch für die Forschung äußerst interessant. In einem Storytelling der Süddeutschen Zeitung stellt ein Team um Tina Baier einige erstaunliche Fakten aus der Schokoladen-Forschung vor. Das Erbgut des Kakaos entschlüsselten Forscher bereits vor gut zehn Jahren. Erst kürzlich fand man heraus, dass 23 der insgesamt 500 flüchtigen Verbindungen eine Schlüsselrolle für das Aroma spielen. Forschende der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) in Wädenswil sind seit Jahren dabei, die Schokolade nicht nur geschmacklich zu verbessern, sondern auch die Kaloriendichte mithilfe von Luftbläschen oder durch das Aufdrucken sogenannter Süßeinseln zu reduzieren. Gleichzeitig ist das Schweizer Team dabei, Schokolade im Bioreaktor herzustellen. Dafür werden die Samen der Kakaofrucht mit einem Skalpell eingeritzt und knapp einen Monat in einen Bioreaktor gelegt. So entsteht ein Wundgewebe aus Kakaozellen, das in einer Nährstofflösung zu einer Kakaomasse heranwächst, die sich trocknen, mahlen, rösten und zu Schokolade verarbeiten lässt. Noch ist die Schokolade aus dem Labor nicht für den Verzehr zugelassen. Sie wäre jedoch um ein Vielfaches umweltfreundlicher, da für den Kakao weder Regenwald gefällt noch lange Transportwege anfallen würden.