Von Insektendünger und Klimafolgen
Der kompakte Medienrückblick: Weltklimarat legt zweiten Bericht vor +++ Ernteerträge durch Klimawandel gefährdet +++ Aquakultur mit Insekten +++ Insektenkot als Pflanzendünger
Biodiversität – Der Weltklimarat IPCC hat den zweiten Teil seines Berichts zum Klimawandel vorgestellt. Die Experten mahnen darin, dass die Folgen der Klimaerwärmung größer sein werden als bisher angenommen und das Zeitfenster eng ist, um die Folgen des Klimawandels durch geeignete Maßnahmen abzuschwächen, wie Georg Ehring im Deutschlandfunkt berichtet. Die Klimafolgen könnten teilweise reversibel sein, wenn die Erwärmung die 1,5 Grad zeitweise überschreite. Vor allem in Europa gehe die Erderwärmung schneller voran als gedacht, heißt es in dem Bericht. Er benennt aber auch Maßnahmen zum Gegensteuern. Dazu gehörten die künstliche Bewässerung von Feldern, die Pflanzung von Wäldern, Grünanlagen in Städten, der Ausbau von öffentlichen Verkehrsmitteln und der Naturschutz, um die Erderwärmung abpuffern zu können.
Pflanzenzüchtung – Wetterextreme wie Hitze, Dürre oder Starkregen haben in den vergangenen Jahren zugenommen. Viele Nutzpflanzen wie Weizen, Mais und Reis kommen mit den veränderten Klimabedingungen nicht mehr zurecht und sorgen für Ernteverluste. Klimaforschende habe die Zukunft am Computer simuliert und zeichnen ein düsteres Bild, wie Elena Weidt in 3sat-Wissenschaftsmagazin nano berichtet. Demnach reagieren Kulturpflanzen stärker auf den Klimawandel als gedacht. Schon in den nächsten 20 Jahren werden die Erträge bei Mais, Soja und Reis stark zurückgehen. Bis Ende des Jahrhunderts rechnen Forschende in einigen Regionen der Erde mit einem Rückgang um bis zu 25%. Davon betroffen ist auch der Weizen, wobei die Verluste in höheren Breiten durch einen Zuwachs wieder ausgeglichen werden könnten. Eine Chance bietet hier die Pflanzenzüchtung. So wird an der Universität Hohenheim an neuen Weizensorten geforscht, die dem Klimawandel gewachsen sind. Dazu gehört auch Quinoa. Eine andere Option sind Agroforstsysteme. Der Anbau von Bäumen und Sträuchern auf dem Acker kann Kulturpflanzen wie Mais vor Austrocknung und Schädlingsbefall schützen. Landwirte sowie Forschende sind sich einig: Solche Maßnahmen müssen zügig umgesetzt und gefördert werden.
Ernährung – Wie kann die Lebensmittelproduktion nachhaltiger werden? Das wollen Forschende vom Forschungsinstitut für Nutztierbiologie (FBN) aus Dummerstorf in der ehemaligen Produktionsstätte des Weichkäses „Rügener Badejunge" in Bergen auf Rügen testen, wie aus einem Bericht in der Süddeutschen Zeitung hervorgeht. Im Fokus steht die Aquakultur mit Fischen. In der Kreislaufanlage wird das Wasser wiederum zur Algen-Produktion, aber auch zur Bewässerung von Heilkräutern und Obstpflanzen genutzt. Die Schwarze Soldatenfliege spielt hierbei eine besondere Rolle. Die hochwertige Eiweißkost soll als Fischfutter dienen und damit Fischmehl ersetzen. Die Forschenden wollen herausfinden, wie die Eiweißproduktion der Insektenlarven noch verbessert werden kann.
Landwirtschaft – Ob als Lebens- oder Futtermittel: Der Markt für Insekten wächst. Doch auch die Abfallstoffe, die bei der Insektenproduktion entstehen, könnten einen wichtigen Beitrag zu einem nachhaltigen Lebensmittelkreislauf leisten, wie der Spiegel berichtet. Wie das genau aussehen kann, zeigen Forschende in der Fachzeitschrift „Trends in Plant Science“. So könnten beispielsweise Felder, Äcker und Wiesen mit den Exkrementen der Tiere und mit den sogenannten Exuvien, den Exoskeletten gedüngt werden. Denn die Insekten-Reste sind reich an Stickstoff – ein Nährstoff, der für das Pflanzenwachstum wichtig und in den meisten Böden knapp ist. Zum anderen enthalten Insektenreste Chitin, das mithilfe von Mikroben verstoffwechselt werden und Pflanzen vor Schädlingen und Krankheiten schützen kann. Der Insektendünger könnte demnach wichtige, natürlich vorkommende Bodenbakterien unterstützen und stimulieren, die Bodenqualität und das Pflanzenwachstum verbessern – und schließlich den Einsatz von synthetischen Pestiziden und Düngemitteln verringern. Würden diese Nebenprodukte der Insektenaufzucht für Nutzpflanzen verwendet und gleichzeitig Insekten mit Resten aus dem Ackerbau oder der Lebensmittelproduktion gefüttert werden, wäre das ein wichtiger Schritt hin zu einem kreislauforientierten Lebensmittelsystem.