Von Seidenproteinen und Insektenkost
Der kompakte Medienrückblick: Biomaterialien aus Seidenfäden +++ Baumaterial aus dem Moor +++ Neue Anbauregionen für Kaffee und Cashews +++ Lieferservice für Insektenkost
Biotechnologie – Vor 5.000 Jahren wurde das erste Mal in China Seide aus den Kokons der Seidenraupe gewonnen, um aus den Seidenfäden Kleidung zu weben. Mittlerweile geht die Anwendung weit über die Herstellung von Textilien hinaus, wie Andreas Jäger in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung berichtet. Der Grund: Seidenfäden sind enorm belastbar, ungiftig und biologisch abbaubar. Zudem enthalten sie viel Protein, das sogenannte Fibroin. Neben dem Einsatz als Nahtmaterial in der Medizin tüfteln Schweizer Forschende aktuell an der Gewebezüchtung von Knochengerüsten aus Seide. Auch zur wärmebeständigen Lagerung von Impfstoffen und zur Verkapselung von Wirkstoffen ist das Material geeignet. Darüber hinaus macht die steuerbare Löslichkeit in Wasser, gepaart mit der Fähigkeit zum Einfangen von Wasser- oder Biomolekülen, Seide zum idealen Hydrogel. Neben der Medizintechnik können die Seidenproteine auch für nachhaltiges Bioplastik genutzt werden. Verderbliche Lebensmittel könnten durch eine Fibroin-Glasur oder einen QR-Code auf Seidenbasis länger haltbar gemacht werden.
Landwirtschaft – Moore speichern mehr Kohlenstoff als alle Wälder dieser Welt. Doch fast 90% der Flächen wurden entwässert und werden heute von der Landwirtschaft genutzt. Um die Klimaschutzziele zu erreichen, sollen Moore wiederbelebt werden. Am Greifswalder Moor Centrum wird bereits daran gearbeitet, Landwirten eine Alternative für die Bewirtschaftung zu bieten. Isabell Röder berichtet im Deutschlandfunk, welchen wirtschaftlichen Nutzen die Wiederbelebung der Moore für Landwirte hat. So wird in Mecklenburg-Vorpommern der Anbau von Rohrkolben erprobt, aus denen sich beispielsweise Dämmplatten für den Hausbau pressen lassen. Gehäckselt können die Rohrkolben auch als Isoliermaterial verwendet werden. Der Anbau des ökologischen Baustoffs erhält zudem den Torfkörper des Moores und schützt damit das Klima. Neben Rohrkolben lassen sich im Moor aber auch Schilf und Feuchtwiesengräser anbauen, die ebenfalls als Dämmmaterial genutzt werden oder in Heizwerken energetisch verbrannt werden können. In Hochmooren wächst außerdem Torfmoos, das den herkömmlichen Torf im Gartenbau ersetzen könnte. Auch Wasserbüffel und Schwarzerlen bieten eine Möglichkeit, einen wirtschaftlichen Nutzen aus dem Moor zu ziehen.
Klimawandel – Viele Kleinbauern in den Entwicklungsländern leben vom Anbau von Kaffee, Cashews und Avocado. Doch das könnte sich bald schon ändern. Bereits in 30 Jahren könnte sich der Anbau dieser drei Kulturpflanzen in Regionen verschieben, wo diese Gewächse heute nicht gedeihen können, wie Benjamin von Brackel in der Süddeutschen Zeitung berichtet. Eine Studie von Umweltwissenschaftlern unter Leitung der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften zeigt, wie sich die geeigneten Anbauregionen durch den Klimawandel verschieben werden. Das Ergebnis: Die Anbaugebiete für diese drei Pflanzen werden sich tendenziell nach Norden und Süden ausbreiten. Die derzeit besten Kaffeeanbaugebiete wie etwa Brasilien wären demnach in drei Jahrzehnten nur noch Mittelmaß. Länder wie die USA oder China würden davon jedoch profitieren. Gleiches prognostizieren die Forschenden für die derzeitigen Hochburgen im Avocado- und Cashewanbau. Den Forschenden zufolge müssen sich die Hauptproduktionsländer bereits heute etwas einfallen lassen, um ihre wichtigen Einnahmequellen zu schützen. Doch je weiter die Erderwärmung steigt, desto aufwändiger dürfte es werden, die traditionellen Anbaugebiete zu halten, mahnen die Autoren.
Ernährung – Ob gegrillt, püriert oder gebraten: Insekten haben in vielen Ländern längst einen festen Platz auf der Speisekarte. Doch auch hierzulande gewinnen Lebensmittel aus Insekten zunehmend an Bedeutung, seit Mehlwürmer und Co. auch innerhalb der EU als neue Lebensmittel zugelassen sind. Interessant sind Insekten nicht nur wegen ihres hohen Proteingehaltes. Auch die Zucht ist wesentlich ressourcenschonender als beispielsweise die Haltung von Tieren zur Fleischproduktion. Alena Hecker stellt in der Frankfurter Rundschau eine Berlinerin vor, die einen Cateringservice für Insektenkost betreibt. Aus Kakerlaken, Mehlkäfern und Buffalowürmern stellt Nicole Sartirani Gerichte und Süßigkeiten her. Gefüttert werden die Insekten mit ökologisch-pflanzlichen Nebenprodukten und Reststoffen aus der Bio-Landwirtschaft.