Von Meeresbakterien und grünen Start-ups
Der kompakte Medienrückblick: Meeresbakterien zersetzen Bioplastik +++ Die Hürden grüner Start-ups +++ Wie Städte grüner werden können +++ Umweltschonende Putzmittel
Biotechnologie – Ob an Land oder im Wasser: Plastikmüll in der Umwelt ist ein globales Problem, das ganze Ökosysteme bedroht. Als Alternative gilt Bioplastik. Doch die biologisch abbaubaren Kunststoffe sind nur bedingt besser. Einmal im Wasser können auch sie Meerestieren zum Verhängnis werden. In industriellen Kompostanlagen dauert der mikrobielle Abbau mit Hilfe von Erdbakterien bis zu 12 Wochen. Sabine Hausherr stellt in der Sendung NDR Info eine Forscherin vor, die helfen will, Biokunststoffe zu entwickeln, die sich besser abbauen lassen. Die Braunschweiger Mikrobiologin Başak Öztürk hat dafür Meeresbakterien gezüchtet. Die marinen Mikroorganismen sind in der Lage, das Bioplastik innerhalb von nur 20 Tagen komplett abzubauen und das sogar bei Raumtemperaturen von 20 Grad Celsius. Damit sind die Braunschweiger Meeresbakterien wesentlich effektiver als die Erdbakterien und könnten helfen, das Recycling von Biokunststoffen deutlich zu beschleunigen.
Wirtschaft – Laut dem aktuellen „Green Start-up Monitor 2020“ gibt es bundesweit 6.000 grüne Start-ups und die Zahl jener jungen Unternehmen, die sich der „Green Economy“ verschreiben, nimmt ständig zu. Dazu zählen Start-ups wie Bio-Lutions aus Hamburg, die Verpackungsmaterial aus Pflanzenresten herstellt. Mit grünen Ideen schwarze Zahlen zu schreiben, ist jedoch gar nicht so leicht. Markus Wanzeck berichtet in der Frankfurter Rundschau von den Hürden, die grüne Start-ups meistern müssen, um auf dem Markt zu bestehen. Ein Problem ist die mangelnde Risikobereitschaft deutschen Investoren. Grüne Start-ups müssten oft gegen das Vorurteil ankämpfen, dass nachhaltige Investments mit Renditeverzicht einhergehen. Yasmin Olteanu vom Borderstep-Institut betont jedoch, dass grüne Start-ups ebenso wachstums- und profitorientiert wie andere Jungunternehmen seien. Nur wollten sie zusätzlich noch eine positive ökologische oder gesellschaftliche Wirkung erzielen. Mit dem Klebstoffspezialisten Tesa konnte Bio-Lutions aus Hamburg ein Großunternehmen von der Idee eines kompostierbaren Klebebandes überzeugen. Nach einem ersten ligninbasierten Klebeband als Prototyp peilt Bio-Lution nach einer gelungenen Seed-Finanzierung nun die Großproduktion an. Die pflanzenbasierten Mikropartikel sollen noch nicht für Klebebänder genutzt werden, sondern zunächst in der Kosmetikindustrie Anwendung finden.
Ökologie – Pflanzen können das Klima in den Städten verbessern, Feinstaub reduzieren und Wohlbefinden steigern. In Großstädten sind Grünflächen jedoch oft Mangelware. Die zunehmende Verdichtung der Städte bietet aber auch Potenzial, um Städte grüner und lebenswerter zu machen, wie Ulrike Knöfel in der Süddeutschen Zeitung berichtet. Eine Anregung dazu liefert eine Ausstellung im Deutschen Architekturmuseum. Sie verdeutlicht, wie Großstadt abseits von begrünten Balkonen zu einem Dschungel werden können. Hochhäuser mit überwucherten Fassaden sind nicht nur architektonisch stilvoll. Sie sorgen für ein besseres Klima im Sommer und für mehr Biodiversität. Vor allem Dachflächen liegen zuhauf brach und könnten zu grünen Oasen werden. 5.000 Quadratmeter Dachbegrünung können Experten zufolge mit Regenwassernutzung und dem Kühlungseffekt bis zu 6.000 Euro Stromkosten im Jahr einsparen. Ein Vorbild könnte Shanghai sein: Hier wird bei jedem Neubau ein Rückgewinn der bebauten Fläche gefordert. Auch in Europa werden Metropolen wie Paris, Kopenhagen und Mailand immer grüner. Die digitale Ausstellung „Greening City“ liefert nicht nur einen Blick in die Zukunft der Städte. Sie gibt jenen ein Handbuch in die Hand, die mehr als nur Balkonpflanzen im Sinn haben.
Konsum – Reinigungsmittel sind in jedem Haushalt zu finden. Rund 220.000 Tonnen Haushaltsreiniger und 260.000 Tonnen Spülmittel wurden 2019 deutschlandweit nach Angaben des Umweltbundesamtes verbraucht. Viele Putzmittel enthalten jedoch Chemikalien, die der Umwelt schaden. Tanja Buntrock stellt im Tagespiegel das Start-up Monaha vor, das nachhaltige Reinigungsmittel anbietet. Statt aggressiver Chemikalien setzt das Team auf die Kraft der Zitronensäure. Das Pulver wird in kleinen Päckchen samt Glassprühflaschen geliefert, in denen das Putzmittel zu Hause einfach mit Wasser selbst zubereitet werden kann. Die Zitronensäure ist biologisch abbaubar und die Glasflasche sowie die Verpackungen aus Altpapier problemlos recycelbar.