Von Agroforstsystemen und Insektenschwund
Landwirtschaft – Agroforstsysteme gab es früher schon. Doch die intensive Landwirtschaft hat die gemischte Feldnutzung ins Abseits gedrängt. Dabei haben Bäume auf dem Acker viele Vorteile. Die Bundesregierung will Agroforstsysteme daher künftig gezielt fördern, wie Andrea Hoferichter im Deutschlandfunk berichtet. Forscher der Universität Göttingen befassen sich seit Jahren mit der gemischten Feldnutzung. Sie sammeln Ertragsdaten und Informationen wie etwa zu Windgeschwindigkeiten, Nährstoffkreisläufen, Wasser- und Kohlenstoffgehalt des Ackerbodens. Ein Ergebnis: Der Windschutz durch die Bäume ist enorm. Da so weniger Wasser verdunstet, wird der Boden vor Austrocknung geschützt. Zudem wirkt das Laub wie ein Langzeitdünger, so dass Dünger eingespart werden kann. Gleichzeitig fangen Baumwurzeln überschüssige Nährstoffe wie Nitrat ab, das vielerorts Gewässer und Grundwasser belastet. Auch beim Ernteertrag können Agroforstsysteme mit herkömmlich bewirtschafteten Feldern mithalten. Das belegen auch Studien der Hochschule für nachhaltige Entwicklung in Eberswalde.
Biodiversität – Schon die Krefelder Studie aus dem Jahr 2017 machte deutlich, wie dramatisch die Zahl der Insekten in den vergangenen Jahrzehnten zurückgegangen ist. Anders als bei vielen anderen Tieren schwinden bei den Insekten nicht vor allem seltene Arten, sondern auch solche, die früher stark verbreitet waren, wie etwa Schmetterlinge, wie Tina Baier in der Süddeutschen Zeitung schreibt. Was über den Schwund der Insekten bisher bekannt ist, haben 56 Wissenschaftler in elf Studien zusammengefasst. Die Autoren sind sich einig, dass der Rückgang alle Insektenarten betriff und ganze Ökosystem aus dem Gleichgewicht bringen kann. Zum einen sind Insekten Nahrungsgrundlage für viele andere Tiere. Zum anderen spielen Insekten eine essenzielle Rolle dabei, dass die Böden fruchtbar und das Wasser sauber bleiben. Aber es gibt auch einige Arten wie die Honigbiene, denen es vergleichsweise gut geht, da sie vom Klimawandel profitieren. Mitverantwortlich für den Artenrückgang ist demnach die intensive Landwirtschaft, aber auch die fortwährende Abholzung der Tropenwälder. Die meisten Wissenschaftler gehen zudem davon aus, dass der Klimawandel mit dem Anstieg der Temperaturen auch die Insekten immer stärker beeinträchtigen wird. So haben Insekten, die an eine kalte Umgebung angepasst sind, keine Möglichkeit mehr, in kältere Regionen auszuweichen.
Lebensmittel – Weltweit arbeiten etwa 60 Firmen daran, so genanntes In-vitro-Fleisch herzustellen. In der Zeit erläutert Christoph Drösser, wie Laborfleisch entsteht und welche Vorteile die In-vitro-Kost bietet. Im Supermarkt gibt es solches Laborfleisch zwar noch nicht. Denn Fleisch aus Stammzellen im Reagenzglas wachsen zu lassen, ist auch weiterhin extrem teuer. Die US-Firma New Age Meats, die unter anderem Würstchen im Labor herstellt, geht jedoch davon aus, dass die Preise bei steigenden Produktionsmengen in einigen Jahren auf Biofleisch-Niveau sinken könnten. Aufwendiger als die Würstchenproduktion ist es, Schnitzel und Steak im Labor zu züchten. Dafür benötigt man eine Art Gerüst in Form eines Schnitzels aus einem 3-D-Drucker, wo sich die Zellen ansiedeln können, und das zudem essbar ist oder sich am Ende auflöst. An diesem Problem wird derzeit noch geforscht. Bis Laborfleisch im Supermarkt angeboten wird, wird es also dauern. Doch die Vorteile liegen auf der Hand: Tiere müssten für unser leibliches Wohl nicht getötet werde, Ackerpflanzen für den Anbau von Tierfutter würden eingespart sowie CO2-Emissionen, die mit der Tierhaltung entstehen.
Ökologie – Zwei Milliarden Tonnen Plastik werden weltweit jedes Jahr produziert. Ein großer Teil davon landet in der Natur – vor allem in den Meeren. Im Tagesspiegel stellt Eva Steiner ein Start-up vor, das aus gesammelten Kunststoffabfällen neue robuste Müllbeutel herstellt. Das in Hamburg ansässige Unternehmen Wildplastics kooperiert dafür mit lokalen und fair bezahlenden Sammelorganisationen unter anderem in Haiti, Indien und Nigeria. Das Plastik wird – wenn möglich– noch vor Ort recycelt und dann in Deutschland verarbeitet. Zur Herstellung der Müllbeutel namens „Wildbags“ wird Weich-Polyethylen, so genanntes Folienplastik, verwendet, das auch zur Herstellung von Trinkbeuteln genutzt wird. Die Müllbeutel-Rolle ist mit 3,49 Euro zwar recht teuer. Gleichzeitig werden aber CO2-Emissionen eingespart. Für die Gründer steht jedoch der „Aufräum-Effekt“ im Vordergrund. Wie groß das Interesse an Umweltschutz und Müllvermeidung ist, spüren die Gründer von Wildplastics deutlich. Immer mehr Unternehmen wollen die „Wildbags“ in ihr Sortiment aufnehmen. Denn auch in Großstädten wie Berlin ist Plastikmüll ein Problem und Ideen zur Abfallvermeidung sind gesucht.