Von Fleischersatz und fairen Textilien
Der kompakte Medienrückblick: Fleischersatz aus Apfelresten +++ Kaschmirwolle fair produziert +++ Dürre auch im Unterboden +++ Allerweltspflanzen verschwinden
Lebensmittel – Viele Hersteller setzen bei Fleischersatz auf Soja. Doch der Anbau ist problematisch, weil dafür wertvolle Flächen wie im Regenwald gerodet werden müssen. Eine Alternative könnte Apfeltrester sein – ein Abfallprodukt der Apfelsaftproduktion, das bisher höchstens als Schweinefutter Verwendung fand. Im 3Sat-Wissensmagazin nano stellt Felix Mannheimer das Projekt vor. Initiiert von Tiermediziner Martin Frettlöh forschen Biochemiker der Hochschule Hamm-Lippstadt an der Fleischalternative. Für die Produktion werden gezielt regionale Reststoffe genutzt, um damit gleichzeitig die Massentierhaltung zu reduzieren. Zum Einsatz kommen Pilze, die Apfeltrester als Nahrungsquelle nutzen und hochwertige Eiweiße für die fleischlose Kost produzieren. Bis zur Großproduktion ist es jedoch noch ein weiter Weg. In einem ersten Schritt konnten die Forschenden aber bereits Würstchen herstellen.
Textilindustrie – Textilien aus Kaschmirwolle sind warm, weich aber meist auch sehr teuer. Trotz des hohen Preises erhalten die traditionellen Produzenten in den asiatischen Bergregionen oft nur einen winzigen Bruchteil davon. Michaela Haas stellt in der Süddeutschen Zeitung ein Label vor, dass den Nomaden und traditionellen Kunsthandwerkern erstmals ermöglicht, mit ihrer Yakwolle und ihrem Kaschmir einen guten Lebensunterhalt zu verdienen. Unter dem Namen Noble Fibre produzieren seit einigen Jahren tibetischen Frauen jährlich bis zu 300 Kilo Wolle und erhalten dafür pro Kilo 90 Dollar. Initiiert wurde das auf Gemeinnützigkeit und Transparenz orientierte Label von der Amerikanerin Monica Garry. Sie sorgte dafür, dass die Frauen vor Ort den Handel selbst organisieren und der Rohstoff in „Faire Trade“ zertifizierten Webereien zu Schals, Pullovern oder Decken verarbeitet wird. Gefärbt wird zudem ausschließlich mit natürlichen Farben. Die Gewinne aus dem Verkauf der Kaschmir-Produkte werden an die Nomaden und Weber zurückgegeben. Zwischenhändler werden vermieden. Der Verkauf erfolgt fast überwiegend übers Internet.
Landwirtschaft – Im Winter sind die Böden in der Regel nass – zumindest die obere Schicht scheint gut mit Wasser versorgt zu sein. Doch nach drei Dürre-Sommern in Folge sind die Böden vielerorts in Deutschland noch immer viel zu trocken, wie Christoph Seidler im Spiegel berichtet. Der Grund: Auch der November war einer Trockensten seit Messbeginn 1881. Auch wenn die Feuchtigkeit den Oberboden aufweichen lässt, bis in den Unterboden dringt das Wasser jedoch nicht vor. Das Problem: Je feuchter der Boden ist, um so schneller kann sich das Wasser bewegen. Trockene Böden hingegen wirken wie eine Bremse, so dass das Wasser nicht bis in die unteren Schichten vordringt. Forschende am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) haben errechnet, wie es um das Wasser im Boden steht. Ihre Daten zeigen, dass die Dürre mittlerweile bis in eine Tiefe von knapp zwei Metern vorgedrungen ist – und das in einem Ausmaß, wie man es statistisch nur alle 50 Jahre erwarten würde. Die Folge: Nicht nur Landwirte leiden unter dem Wassermangel, auch Wälder stehen unter Druck.
Biodiversität – Naturschutzexperten warnen seit Jahren, dass die Pflanzenvielfalt auch in Deutschland schwindet. Wie dramatisch der Verlust wirklich ist, zeigt nun eine Studie vom Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig und dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ). Wie Roland Knauer im Tagesspiegel berichtet sind seit 1960 bundesweit 71% der untersuchten 2.136 Pflanzenarten verschwunden. Dazu gehören nicht nur seltene Arten, sondern auch so genannte Allerweltspflanzen wie Feld-Rittersporn und Klatschmohn, die immer seltener mit ihren blauen und roten Blüten Getreidefelder schmücken. Der Rückgang ist besorgniserregend, weil damit das Fundament des Ökosystems bröckelt. Gerade von Allerweltspflanzen ernähren sich viele Insekten. Die Forschenden vermuten, dass der Rückgang der beiden Arten auf den Einsatz moderner Techniken beim Reinigen von Saatgut und das Ausbringen von Unkrautvernichtern zurückzuführen ist. Da sich die Samen dieser Arten nur sehr schwer von den Getreidekörnern abtrennen lassen, wurden sie früher sehr häufig ungewollt zusammen mit dem Getreide ausgesät und blieben so erhalten. Der Studie zufolge war der Rückgang bis in die 1980er Jahre gravierend, während er sich in den 1990ger Jahren verlangsamte – möglicherweise durch Naturschutzmaßnahmen.