Von Grastextilien und Urban Farming
Der kompakte Medienrückblick: Gras als neuer Rohstoff +++ Der Wald der Zukunft +++ Urban Farming in Berlin +++ Wege zur Müllvermeidung
Landwirtschaft – Der Abschied vom fossilen Zeitalter ist eingeläutet. Die Bioökonomie setzt auf nachwachsende Rohstoffe oder Reststoffe, um erdölbasierte Stoffe zu ersetzen. Ein vielversprechender Kandidat könnte Gras sein, wie Anna-Theresa Bachmann in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung berichtet. Am Zentrum für Circular Bioeconomy im dänischen Foulum experimentieren Forscher seit Jahren mit verschiedenen Grasarten und Anbaumethoden, um Gras als Biomasse für neue Produkte zu etablieren. Der Weg dorthin soll über Raffinerien führen, in denen verschiedene Zwischen- und Endprodukte aus den frischen Gräsern produziert werden. Auf einem Versuchsfeld wurden dafür Süßgräser wie heimischer Wiesenschweidel, Rohrglanzgras, Schwingel, Knäuelgras und das aus Asien stammende Chinaschilf sowie ein Mix aus Gras- und Hülsenfrüchtlern angebaut. Verglichen mit Getreide als Monokultur produzierten die Gräser doppelt so viel Biomasse – auch weil Gras drei- bis viermal pro Jahr geerntet werden kann. Der Grasanbau hat aber noch einen weiteren Vorteil: Landwirte müssen Felder mit mehrjährigen Gräsern seltener pflügen, wodurch weniger Kohlenstoffdioxid freigesetzt wird. Das beste Ergebnis wurde mit der Futterpflanze Wiesenschweidel erzielt. In einer Bioraffinerie werden die Gräser dann weiterverarbeitet. Hier werden aus dem Saft der Gräser Proteine extrahiert, um daraus Eiweißpulver für Tierfutter herzustellen und damit teure Sojaimporte zu vermeiden. Aber auch die Fasern, die als Nebenprodukt anfallen, können weitergenutzt werden, um Textilien herzustellen.
Waldwirtschaft – Trockenheit, Hitze und Schädlinge haben heimischen Wäldern gerade in den vergangenen drei Jahren heftig zugesetzt. Die Wissenschaft sucht daher nach Lösungen, die dem Klimawandel trotzen. Rund um Tharandt in Sachsen lässt sich bereits beobachten, wie der Wald der Zukunft aussehen könnte, berichtet Sven Kochale im Deutschlandfunk Kultur. Im Forstbotanische Garten setzen die Experten seit jeher auf Vielfalt. Seit 30 Jahren werden hier Gehölze kultiviert, die nicht in Mitteleuropa beheimatet sind. Neben heimischen Bäumen wie die Fichte wachsen hier auch Exoten wie die nordamerikanische Douglasie und die chinesische Scheinkamelié. Dabei zeigt sich vor allem eines: der Waldumbau ist eine komplexe Sache und braucht Zeit. Zum Ökosystem gehören auch Gräser und Sträucher. Sie alle kämpfen um Platz, Wasser, Nährstoffe und Licht. Um Laubbäumen ein Schicksal wie den Nadelbäumen zu ersparen, wird weiter an neuen Konzepten gearbeitet, die den Wald widerstandsfähiger machen sollen. Doch die Experten sind zuversichtlich: gerade im Wald ist die Natur noch sehr robust und passt sich gut an.
Urban Farming – In einem großen Becken schwimmen Barsche, wenige Meter entfernt wächst Basilikum. Ein Wasserkreislauf verbindet Fischzucht und Gewächshaus. Mit dem Fischwasser werden hier gleichzeitig die Pflanzen gewässert. Christoph Kluge stellt im Tagesspiegel ein Berliner Unternehmen vor, das mit Fischzucht und Kräuteranbau im Doppelpack die Lebensmittelproduktion nachhaltiger machen will. Die Aquaponik-Farm des Start-ups ECR befindet sich mitten in der Stadt – in Berlin-Schöneberg. Das Urban-Farming-Konzept geht auf. Lokaler Anbau und kurze Transportwege liegen im Trend. Supermarktketten wie Rewe gehören zu den Kunden. So stammt der „Hauptstadtbasilikum“ bei Rewe aus der Schöneberger Farm, aber auch der Barsch an der Fischtheke. Der Vorteil: Dank der kurzen Transportwege kann beispielsweise der Fisch ohne die übliche Plastikverpackung geliefert werden. So werden jährlich etwa sechs Tonnen Plastikmüll gespart. ECF ist nicht das einzige Berliner Unternehmen, das den Trend Urban Farming zu einem Geschäftsmodell gemacht hat. Das Start-up Infarm produziert Kräuter direkt im Supermarkt und stellt dazu kleine Gewächshäuser in den Filialen auf. Trotz des Potenzials: Für eine flächendeckende Ernährung sei das Urban-Farming-Konzept noch zu teuer, heißt es. ECR hat dieses Problem erkannt. Künftig will das Start-up Geschäftskunden komplette Anlagen als Dienstleistung anbieten.
Ökologie – Wie gelingt es, Müll zu vermeiden und die Umwelt zu schonen? Antworten darauf liefert Joachim Wille in der Frankfurter Rundschau. Er stellt neue Entwicklungen vor, die verschiedenste Ansätze bedienen. Dazu gehören biobasierte Kunststoffe aus Maisstärke oder Zucker. Doch nicht alle biobasierten Produkte sind auch biologisch abbaubar. Ein Forscherteam aus Tübingen arbeitet derzeit an einem Kunststoff namens PHB, der CO2-neutral mit Mikroalgen produziert wird und nach der Nutzung binnen zwei Wochen in einer Kompostieranlage von Bakterien, Pilzen und Algen zersetzt werden kann. Auch neue Verpackungen aus Altplastik sorgen für ein besseres Rohstoffrecycling und können gleichzeitig Kreisläufe schließen. Voraussetzung ist ein perfektes Trennen der Kunststoffe. Ein Problem sind Verbundmaterialien, die sich nur schwer trennen lassen. Das von der BASF entwickelte chemische Recycling könnte hier Abhilfe schaffen. Dabei werden Altkunststoffe durch Depolymerisation wieder in Grundstoffe zerlegt, aus denen neue Produkte hergestellt werden können. Darüber hinaus könnte ein Wasserzeichen der Hersteller auf Kunststoffverpackungen den Weg des Produktes nachvollziehbar machen und die Hersteller verpflichten, das Plastik zurückzunehmen. Auch Nachfüllen statt Neukaufen verhindert Müll und spart Rohstoffe. Beispiele dafür sind selbstbefüllbare Kaffeekapseln oder wasserlösliche Nachfüll-Reinigungstabs, die im Handel erhältlich sind.