Von Holzmode und sterilen Faltern
Der kompakte Medienrückblick: Mode aus Baumrinde +++ Bienen zum Landwirt bringen +++ Impfstoffe gegen die Afrikanische Schweinepest +++ Bayer kooperiert mit Oxitec
Materialforschung - Baumrinde ist ein Reststoff der Holzverarbeitung, der bisher meist verbrannt wird. Dabei landen jedoch unnötige Mengen CO2 in der Atmosphäre. Derweil könnte die Rinde von Apfel, Birke oder Kiefer die Quelle für neue Biomaterialien sein. Andrea Hoferichter stellt in der Süddeutschen Zeitung eine Forscherin vor, die aus Baumrinde schicke Kleidung herstellen will. Gemeinsam mit einer Modedesignerin brachte Charlett Wenig den Prototyp einer Jacke aus Kiefernrinde auf den Laufsteg. Dafür musste das hölzerne Material zunächst mit einem Mix aus Wasser und pflanzlich gewonnenem Glyzerin geschmeidig gemacht werden. Mehrere Versuche waren nötig bis das ersten Kleidungsstück tatsächlich auch tragbar war. Auch für die Asche verbrannter Rinden fand Industriedesignerin Verwendung. Da Rinden sehr verschieden sind, liefern sie gleichzeitig ein bereites Spektrum an Farben, mit denen Wolle oder Keramik gefärbt werden können.
Landwirtschaft – Bienen sind wichtige Helfer in der Landwirtschaft. Wo die natürlichen Bestäuber unterwegs sind, gedeihen Pflanzen und bringen höhere Erträge. Doch immer öfter finden Bienen und Felder nicht zueinander. Sarah Heuberger stellt in der Welt ein Start-up vor, dass Imker und Landwirt zusammenbringt. Das Hamburger Team von Beesharing entwickelte eine Plattform, auf der sich Imker, Bienenzüchter und landwirtschaftliche Betrieben miteinander vernetzen können. Die Landwirte mit ins Boot zu holen, war ein langer Weg. Im vergangenen Jahr hat das Start-up daher für Landwirte und deren Berater eine eigene Plattform eingerichtet, wo diese angeben können, wie groß ihr zu bestäubendes Gebiet ist, was dort gepflanzt wird und ob es im näheren Umkreis Konkurrenzfelder gibt, zu denen die Bienen möglicherweise abwandern könnten. Ein eigener Bestäubungsrechner zeigt an, welche Arten von Insekten und wie viele davon sie am besten für ihre Flächen nutzen sollten. Über die Plattform Beesharing können Landwirte dann direkt die Bienen zur Bestäubung ihrer Felder bestellen. Die Bienen werden jedoch nicht verkauft, sondern nur verliehen und dem Imker nach getaner Arbeit wieder zurückgegeben. Die Kosten für die geliehene Bestäubung liegen bei bis zu 250 Euro pro Hektar. Da die Bestäubung nur ein Saisongeschäft ist, wird auch der Honig der Imker nunmehr über Beesharing vermarktet. Bis zu 3 Mio. Euro konnte das Start-up für ihre Geschäftsidee bisher einsammeln. Als nächstes wollen die Hamburger ihre Dienste auf Frankreich und Nordamerika ausdehnen.
Pflanzenschutz – Ein kleiner, unscheinbarer Schmetterling, der Eulenfalter namens Spodoptera frugiperda, hat sich als invasive Art entpuppt: Die Larven des Falters fressen sich nicht nur in den heimischen Gefilden in Süd- und Mittelamerika durch Maisfelder. Sie haben sich in den vergangenen vier Jahren auch nach Afrika und Asien verschleppt und der Herbstheerwurm richtet dort bereits große Schäden an. Wie der Life Science Konzern Bayer das schädliche Insekte bekämpfen möchte, beschreibt Tagesspiegel-Redakteur Sascha Karberg. Statt die Pflanze aufzurüsten oder ihr mit Pestiziden zur Seite zu springen, nimmt Bayer den Schädling selbst ins Visier. Der Leverkusener Konzern will in Kooperation mit dem britischen Biotech-Unternehmen Oxitec den Falter gentechnisch verändern. Es sollen im Labor massenhaft männliche Falter gezüchtet werden, die ein „selbstlimitierendes Gen“ tragen – eine Mutation, die weiblichen Nachwuchs verhindert: Paaren sich diese Männchen in freier Wildbahn mit Weibchen, verhindert das Gen, dass aus den abgelegten abertausenden von Eiern weibliche Nachkommen schlüpfen. Das könnte die Vermehrung der Tiere eindämmen und Schäden an den Ernten in Grenzen halten. Ursprünglich gegen Moskitos eingesetzt hat Oxitec, gegründet vom Zoologen Luke Alphey von der Universität Oxford, die Technik weiterentwickelt, um Insektenarten einzudämmen, die Nutzpflanzen befallen.
Tierseuchen – Die Afrikanische Schweinepest (ASP) ist da: im Landkreis Spree-Neiße in Brandenburg nahe der polnischen Grenze wurden Wildschweine positiv auf die Tierseuche getestet, die von DNA-Viren ausgelöst wird. Die effektivsten Methoden sind jetzt Zäune und eine systematische Kontrolle des betroffenen Gebiets. Die Abläufe gibt die Deutsche Schweinepestverordnung vor. Es wird eine Kernzone von mindestens drei Kilometer um den Fundort des Wildschweinkadavers ausgewiesen, eingezäunt und für die Bevölkerung gesperrt. In einem Beitrag für die Deutschlandfunk-Sendung „Forschung aktuell“ berichtet Sophia Wagner über einen Impfstoff als Strategie zur Eindämmung der Epidemie. In China wurde ein Lebend-Impfstoff für Hausschweine entwickelt, der im Freiland bereits erfolgreich getestet wurde. In der EU würde er jedoch nicht zugelassen werden. Wichtiger wäre ein Impfstoff für Wildschweine. Der müsste aber nochmals viel höhere Hürden nehmen und weitere Testverfahren durchlaufen. Denn der Lebendimpfstoff enthält gentechnisch veränderte Viren, die nicht ohne Weiteres in der Wildnis freigesetzt werden dürfen.