Von beißenden Hummeln und veganem Käse
Der kompakte Medienrückblick: Hummeln nötigen Pflanzen zum Blühen +++ Pflanzlicher Käseersatz hat es schwer +++ Alte Bäume sterben aus +++ Salat als Arzneiproduzent
Ökologie - Hummeln ernähren sich von Blütenpollen. Doch milde Temperaturen im Frühjahr lassen die Insekten immer früher aktiv werden, obwohl Pflanzen noch keine nahrhaften Pollen bieten. Wie Hummeln dieses Problem lösen, beschreibt Roland Knauer im Tagespiegel. Der Trick: sie beißen Löcher in die Blätter und geben den Pflanzen damit das Signal zum Blühen. Die Pflanzen werden auf diese Weise von ihrer eigenen inneren Uhr abgelenkt und aktiv, wie Forscher der Eidgenössisch-Technischen Hochschule Zürich (ETHZ) herausfanden. Eine Studie mit Dunklen Erdhummeln ergab, dass angeknabberte Pflanzen im Durchschnitt 16 Tage früher blühten als unversehrte Gewächse. Auch von den Forschern gelöcherte Vergleichspflanzen waren wesentlich früher aktiv als unbehandelte Pflanzen. Sogar Nachtschatten-Gewächse blühten mit Hummelfraß 30 Tage vor den unbehandelten und 25 Tage vor den durch die Wissenschaftler gelöcherten Pflanzen. Nicht nur im Labor, auch im Freiland konnten die Forscher dieses Verhalten beobachten und feststellen, dass viele Hummeln den Trick anwenden, sobald es an Pollen mangelt.
Ernährung - Nicht Kuh- und Ziegenmilch, sondern Cashewkerne und Sojabohnen sind die Zutaten für eine vegane Käsekreation, mit der das Start-up Les Nouveaux Affineurs in Frankreich die Käsepatrioten des eigenen Landes überzeugen will. Von der Entwicklung und den Startschwierigkeiten berichtet Tassilo Hummel in der Zeit. Die ersten Experimente mit dem Jahrtausende alten Prozess der Fermentierung machte Start-up-Gründer Nour Akbaraly in seinem eigenen Kühlschrank. Mittlerweile bietet er übers Internet drei Weichkäsesorten und zwei Frischkäsevariationen an. Noch reagieren die Franzosen zurückhaltend auf die neuen Käsesorten. Sie sind eher bei Veganern gefragt. Aus dieser Nische möchte das Start-up raus, denn es will Käse für alle machen. Doch dafür ist noch viel Entwicklung nötig. In Konsistenz, Farbe und sogar Geruch der Rinde können die pflanzlichen Ersatzprodukte zwar durchaus mit milderen Käsesorten wie Brie mithalten. Der Cashewgeschmack ist jedoch bei allen Sorten sehr dominant. Allerdings glauben Investoren an den Erfolg der Idee: Die jungen Käsemacher konnten 2 Mio. Euro aus den Budgets von Demeter, einem Risikokapitalfonds und einem Schweizer Vegan-Investmentfonds einsammeln.
Fortwirtschaft – Buche, Eiche, Fichte und Kiefer sind in deutschen Wäldern immer seltener anzutreffen. Trockenheit und Schädlingsbefall haben den Baumbestand in den vergangenen 35 Jahren deutlich dezimiert, wie der Waldzustandsbericht im April darlegte. Wie es um die alten Wälder weltweit bestimmt ist, fasst nun eine internationale Studie zusammen, die der Spiegel vorstellt. Danach ist der Anteil von Wäldern, die älter sind als 140 Jahre, seit 1900 von 89 auf 66 Prozent gesunken. Ursachen dafür sind Abholzung, verstärkter Holzeinschlag, Trockenheit sowie Stürme und Brände. Davon betroffen sind vor allem Tropenwälder, aber auch Wälder in Mitteleuropa. Im Rahmen der Studie, an der auch Forscher der TU München beteiligt waren, wurden Satellitenaufnahmen und 150 Studien verglichen, um das Wissen zum globalen Waldzustand zu bündeln. Nach Ansicht der Wissenschaftler wird sich das globale Absterben der Wälder auch in Zukunft fortsetzen. Wie empfindlich Wälder auf Klimaextreme reagieren können, zeigten in Deutschland die beiden trockenen Hitzesommer 2018 und 2019. Eine Fläche so groß wie das Saarland wurde in diesen Jahren vernichtet. Hinzukommen riesige Waldbrände in Sibirien, Australien und im Amazonasgebiet. Stattdessen nehmen kleine und jüngere Bäume in den Wäldern zu. Sie sind zwar weniger anfällig gegen Schädlinge. Doch mit dem Sterben der alten Wälder gehen wertvolle CO2-Speicher verloren und die Artenvielfalt nimmt ab.
Biotechnologie – Es war eine Nachricht, die vor 20 Jahren hohe Wellen schlug: Forscher wollten Früchte gentechnisch so verändern, dass sie Impfstoffe oder andere Arzneimittel produzieren. Die Banane wurde als „Impfbanane“ zum Symbolbild dieser Idee. Doch was ist aus der Vision geworden? Antworten liefert Claudia Doyle in der Deutschlandfunk-Sendung Forschung aktuell. Eine Herausforderung war, die richtige Dosierung zu finden, die ein Garant für die Qualität der Arzneimittel ist und ähnlich wie bei Lebensmitteln vom Wetter beeinflusst werden kann. Dieses Problem scheinen Forscher der Universität Pennsylvania gelöst zu haben. Ein Team um Henry Daniell hat statt Bananen nun Salatpflanzen zu Arzneimittelproduzenten gemacht. Nach zehn Jahren Forschung sind erste klinische Studien bereits erfolgreich gelaufen. Der Salat wird jedoch nicht frisch verspeist, sondern schonend gefriergetrocknet, bis alles Wasser restlos entfernt ist. Übrig bleibt ein grünes Pulver, dessen Wirkstoffgehalt bestimmt wird, bevor die gewünschte Dosis in Kapseln verpackt wird. Das Besondere: Durch Einfügen der passenden Erbgutschnipsel können die Salatblätter quasi jedes gewünschte Protein produzieren. Studien haben gezeigt, dass diese gefriergetrockneten Salatblätter bei Raumtemperatur jahrelang gelagert werden können und damit aufwendige Kühlketten während des Transports und bei der Lagerung wegfallen. Zudem können die Wirkstoffe aus den Salatzellen sehr gut vom Körper aufgenommen werden. Klinische Studien mit Erdnussallergikern waren bereits erfolgreich. Die amerikanische Zulassungsbehörde FDA hat inzwischen grünes Licht für die Behandlung mit Erdnuss-Antigenen vom Salatbeet gegeben.