Von Regenwäldern und Insektenschwund
Der kompakte Medienrückblick: IT-Konzerne unterstützen Corona-Genomanalysen +++ Regenwald als CO2-Speicher +++ Studie zum globalen Insektenschwund +++ Pflanzen-Domestikation
Klimaschutz – Schätzungen zufolge sind rund 250 Milliarden Tonnen Kohlenstoff in den Bäumen des tropischen Regenwaldes gespeichert. Dies entspricht rund der Hälfte des weltweit in Biomasse gespeicherten Kohlenstoffs. Doch die Fähigkeit, Kohlenstoff zu speichern, scheint sich in den Wäldern Südamerikas und Afrikas abzuschwächen – die Senken scheinen weniger stabil zu sein als gedacht. Das hat ein internationales Forscherkonsortium in einer Langzeitstudie festgestellt, die jetzt im Fachmagazin Nature erschienen ist. Ortrun Huber vom Bayerischen Rundfunk berichtet auf Bayern5 aktuell darüber. Für ihre Studie untersuchten und vermaßen die Wissenschaftler seit 1968 Bestand, Wachstum und Sterblichkeit von Bäumen in 244 intakten Regenwaldgebieten in elf afrikanischen Ländern sowie in 321 intakten Waldgebieten am Amazonas. Die Ergebnisse der Erhebungen: Im Jahr 1990 nahmen die tropischen Regenwälder in Südamerika und Afrika rund 46 Milliarden Tonnen CO2 aus der Luft auf – dies entspricht rund 17 Prozent der damaligen von Menschen ausgestoßenen Treibhausgase. 20 Jahre später lag die CO2-Aufnahme dieser Wälder der Studie zufolge bei nur noch 25 Milliarden Tonnen – was nur noch sechs Prozent der damaligen CO2-Emissionen entspricht. Als Hauptursache für die verringerte CO2-Aufnahmekapazität der Regenwälder sehen die Wissenschaftler vor allem Schädigungen und den Verlust von Bäumen durch Dürren und Hitze.
Biodiversität – Das Ausmaß des weltweiten Insektensterbens ist nach Einschätzung von Wissenschaftlern weitaus größer als bislang angenommen. Bis zu einer halben Million Insektenarten seien seit Beginn der Industrialisierung bereits durch Lebensraumzerstörung, den Einsatz immer größerer Mengen Pestizide in der Landwirtschaft und andere menschliche Einflüsse ausgestorben, schreibt ein internationales Wissenschaftlerteam nach Auswertung Dutzender Forschungsarbeiten aus allen Weltregionen im Fachjournal Biological Conservation. Über die Metaanalyse berichtet Thomas Krumenacker in der Süddeutschen Zeitung. Die Forscher haben für ihre Bestandsaufnahme eine Art Gesamtschau aller verfügbaren Einzeluntersuchungen zu den verschiedensten Insektengruppen der vergangenen Jahrzehnte vorgenommen. Das genaue Ausmaß des Insektenschwundes ist auch deshalb nur schwer zu ermitteln, weil anders als etwa bei Vögeln oder Säugetieren noch vergleichsweise wenig über viele Insektenarten bekannt ist. Nur jede fünfte der geschätzt weltweit 5,5 Millionen Insektenspezies trägt bisher überhaupt einen Namen. Deshalb schätzen die Forscher auch die in der internationalen Roten Liste genannte Zahl von 8400 in ihrer Existenz bedrohten Insektenarten als viel zu niedrig ein. Diese könne sich zwangsläufig nur auf schon bekannte und untersuchte Arten beziehen, dabei seien auch die unbekannten Arten den gleichen Problemen ausgesetzt wie ihre dem Menschen bereits bekannten Verwandten: Lebensraumzerstörung, Klimawandel und Intensivlandwirtschaft an erster Stelle.
Landwirtschaft – Vor 12.000 Jahren begann der Mensch damit, Wildpflanzen anzubauen.Dank neuen archäologischen Funden und detaillierten Genomanalysen wissen Forscher immer mehr darüber, wann, wo, wie und über welche Zeiträume hinweg Pflanzen domestiziert wurden. Lena Bueche berichtet in der Neuen Zürcher Zeitung über Erkenntnisse der Forschung. Inzwischen sind sich die Forscher weitgehend einig, dass die Domestikation ein langwieriger, mehrstufiger Prozess war. Bei manchen Pflanzenarten dürfte er sich über mehrere tausend Jahre erstreckt haben. Überholt ist auch die Ansicht, der Mensch habe die frühe Phase der Domestikation bewusst gesteuert. Die Eigenschaften der domestizierten Pflanzen sind nämlich nicht das Ergebnis gezielter Auslese, wie Schätzungen der Evolutionsrate nahelegen. Vielmehr hätten sich die Pflanzen an die veränderten Bedingungen angepasst, die während der Kultivierung geherrscht hätten.
Bioinformatik – Zwei der größten IT-Firmen der Welt wollen tatkräftig mithelfen, das Coronavirus möglichst schnell zu entschlüsseln. Der Chiphersteller Intel und der PC-Produzent Lenovo haben sich jetzt zusammengetan, um das chinesische Institut BGI Genomics zu unterstützen. Darüber berichtet Joachim Hofer im Handelsblatt. Für die Big-Data-Analyse stellen Intel und Lenovo BGI spezielle Hochleistungsrechner zur Verfügung, um Genanalysen zu erstellen.