Von Gurkenviren und Pilzfleisch
Der kompakte Medienrückblick: Gurkenvirus identifiziert +++ Alltagsgegenstände aus Pilzen +++ Fleischersatz aus Pilzen +++ Kleinbauern profitieren von Fairtrade
Pflanzenzüchtung – Forscher vom Leibniz-Institut DSMZ in Braunschweig haben erstmals das sogenannte Gurkenvirus auch bei heimischen Pflanzen nachgewiesen. Der Erreger namens Cucurbit aphid-borne yellows virus (CABYV) wurde erstmals 1992 in Frankreich entdeckt. Im vergangenen Jahr trat die Pflanzenkrankheit nun auch in Bayern auf. Etwa 30 Gurkenbauern waren betroffen, wie Hanno Charisius in der Süddeutschen Zeitung berichtet. Bisher trat das Virus jedoch vorwiegend in Gewächshäusern auf. Der Erreger, der auch Zucchini und Kürbis befallen kann, ist bisher nur schwer zu bekämpfen. Die Forscher raten: Da CABYV von Blattläusen übertragen wird, könnten Netze und Insektizide Abhilfe schaffen.
Biotechnologie – Vieles, was nicht mehr gefällt, landet schnell auf dem Müll oder mitunter in der Umwelt. Forscher der Technischen Universität Berlin wollen das ändern. Sie suchen nach biobasierten und nachhaltigen Materialien, die sich nach dem Gebrauch biologisch abbauen, wie Ulrike von Leszczynski in der Tagezeitung Die Welt berichtet. So forscht ein Team um die Biotechnologin Vera Meyer derzeit am Zunderschwamm. Der Pilz wächst an Brandenburgs Bäumen und lässt sich im Labor zu Baumaterial, Lampenschirmen oder Fahrradhelmen verarbeiten. Der Clou: Auf Hanf- oder Rapsresten gezüchtet, bildet der Pilz winzige Fäden, die sich theoretisch in jede Form bringen lassen. Noch stehen die Forschungen dazu am Anfang. Interessenten aus der Industrie gibt es jedoch bereits. Auf Interesse stößt vor allem veganes Pilzleder. Aber auch Kleidung aus Pilzzellen sind gefragt. Mehr zur biobasierten Forschung und dem, was heute schon möglich ist, zeigt auch eine Ausstellung im Science Center Futurium in Berlin .
Lebensmittelproduktion – Der Name Bitburger steht für eine 200-jährige Brautradition. Doch die Zeiten im Familienunternehmen stehen auf Umbruch, wie Diana Fröhlich vom Handelsblatt in einem Gespräch mit dem Chef der Bitburger Holding, Matthäus Niewodniczanski, erfuhr. Der Grund: In Deutschland wird immer weniger Bier getrunken. Das Unternehmen aus der Eifel investiert daher verstärkt in junge Unternehmen auch aus der Bioökonomie-Branche. So will Bitburger als neuer Partner des Berliner Start-ups Mushlabs die Fleischersatzproduktion mit vorantreiben. Das junge Biotech-Unternehmen entwickelt nachhaltige Lebensmittel aus den Wurzeln von Pilzen. Zuvor gab es bereits Investments in die soziale Konsumgüter-Marke Share und in den Essensversorger Hello Fresh Go.
Landwirtschaft – Fairtrade ist ein bekanntes Nachhaltigkeitssiegel. Es dient Verbrauchern, beim Einkauf als Orientierung, dass diese Produkte fair hergestellt wurden. Matin Qaim, Professor für Welternährungswirtschaft an der Universität Göttingen, hat in einer Studie die Auswirkungen des Fairtrade-Siegels auf den Lebensunterhalt armer Landarbeiter bei der Kakao-Produktion genauer untersucht. Er wollte wissen, wer von der Zertifizierung profitiert. In einem Interview mit Benno Schirrmeister von der taz spricht der Forscher über die Ergebnisse der 2019 veröffentlichten Untersuchung. Die Studie ergab, dass die Auswirkungen zumindest in Afrika prinzipiell positiv sind. Hier würden Kleinbauern, die in Genossenschaften organisiert und daher zertifiziert sind, besser verdienen als nicht organisierte Kakao-Bauern. Die Studie zeigt auch Grenzen auf, wie viel Nachhaltigkeit mit solch einem freiwilligen Siegel erreicht werden kann und welche Herausforderung damit verbunden ist. Landarbeiter und Erntehelfer, die bei den zertifizierten Kleinbauern beschäftigt sind, würden Qaim zufolge von Vorteilen des Siegels nicht profitieren. Hier fehle es an Kontrollen, die umzusetzen sehr teuer sei. Mehr Nachhaltigkeit auf dem gesamten Mark sei nicht mit Verbrauchersiegeln allein zu schaffen. Dazu brauche es stärkere politische Vorgaben, so Qaim.