Von Hühnermist und Olivenöl
Der kompakte Medienrückblick: Bakterien gefährden Olivenbäume +++ Phosphor-Rückgewinnung in Afrika +++ EU kürzt Gelder für Landwirtschaft +++ Neues Gesetz fördert alternative Verpackungen
Forstwirtschaft - Ein Bakterium frisst sich durch die Olivenhaine Süditaliens und gefährdet die Produktion von Olivenöl. Laut Focus Online versuchen Wissenschaftler nun die Bäume mittels Gentherapie zu retten. Der Biologe Enrico Bucci von der Temple Universität in Philadelphia (USA) stieß erstmals 2013 in Europa auf das Bakterium Xylella fastidiosa und stellte einen Zusammenhang mit dem Baumsterben her. Demnach wird das Bakterium von kleinen Insekten übertragen, die den Pflanzensaft trinken und das Bakterium zum nächsten Baum bringen. Der Baum verdurstet und stirbt ab. Laut EU-Kommission müssten befallene Bäume eigentlich ausgegraben und verbrannt werden, doch viele Bauern weigern sich. Jetzt gibt es einen Hoffnungsschimmer: Bäume der Sorte Ogliarola Salentina und Cellina di Nardò werden mit einer Art Gentherapie behandelt. In einem Olivenhain im Salento testen Forscher des Italian Research Council das Aufpfropfen toleranter Arten wie Leccino und Favolosa. Dabei wird ein Zweig toleranter Arten in einen Baumstamm gesteckt, damit beide Arten miteinander verwachsen. Erste Ergebnisse zeigen, dass sie die Xylella-Epidemie dort eindämmen. Außerdem stießen die Forscher bei ihrer Arbeit auf wild wachsende Unterarten, die immun gegen die Vertrocknungskrankheit CoDiRO zu sein scheinen. Sie sind aus den an sich anfälligen lokalen Sorten Ogliarola und Cellina di Nardò entstanden. Jetzt sollen Tests zeigen, ob sie auch für den Olivenanbau taugen.
Landwirtschaft – Kerstin Hoppenhaus berichtet in der Zeit über den essenziellen Phosphor – ohne ihn können weder Mensch noch Tier überleben und Ackerböden ohne Phosphor sind nahezu unfruchtbar. Phosphor ist zwar kein seltenes Element, trotzdem ist er in großen Teilen der Welt knapp geworden; in Malawi in Afrika sind die Folgen besonders eindrücklich zu beobachten. Hier haben jahrelange Maismonokulturen die ohnehin nährstoffarmen Böden noch mehr ausgelaugt. Phosphor muss nun mittels Dünger und Kompost wieder zugeführt werden. Vor allem das Prinzip und der Nutzen von Kompost wird nun in Malawi auf Lehrfarmen Pastoren, Sozialarbeitern und Bauern aus ganz Afrika nahegebracht. Denn Kompost kann nicht nur neue Nährstoffe in den Boden bringen. Er hilft auch, die Bodenstruktur zu verbessern, und macht so den schon vorhandenen Phosphor für die Pflanzen wieder zugänglich. Ohne diesen Nachschub würde es auf Dauer keine Landwirtschaft und somit auch nichts zu essen geben. Am Phosphor hängt also die Welternährung und damit auch sehr viel Macht. Die niederländische Organisation Waste hat sich auf das Thema Abwasser und sanitäre Versorgung spezialisiert. Zusammen mit der Stadtverwaltung von Blantyre in Malawi errichtet Waste zurzeit eine Pilotanlage, in der mit einfachen Mitteln aus getrocknetem Klärschlamm, Marktabfällen und Hühnermist Kompost gewonnen werden soll. Etwa tausend Tonnen will man hier im Jahr produzieren und so Großunternehmen und Kleinbauern gleichermaßen vom Nutzen des Kompost überzeugen
Landwirtschaft – Der Sommer 2018 hatte an Hitze und Trockenheit einiges zu bieten. Vor allem für die Landwirtschaft waren diese Wetterbedingungen jedoch katastrophal, vielerorts gab es hohe Ernteverluste. Angesichts des Klimawandels muss in Zukunft häufiger mit solch heißen und trockenen Sommern gerechnet werden. Doch das Umdenken hin zu einer nachhaltigeren Landwirtschaft ist teuer. Große Erwartungen waren deshalb an die nächste Agrarreform der Europäischen Union 2020 geknüpft. Jetzt hat ein vorab veröffentlichtes Papier des Rates der Europäischen Union, das der Süddeutschen Zeitung vorliegt, diese Hoffnungen zerschlagen. Markus Balser und Silvia Liebrich berichten in der Süddeutschen Zeitung von einem „herben Rückschlag“ für die Landwirtschaft. Denn anders als geplant würden wohl nicht mehr, sondern deutlich weniger Mittel für nachhaltige Produktion zur Verfügung stehen. Und auch der Einfluss kritischer Umweltbehörden und -verbände auf die Agrarpolitik könnte schrumpfen. In der gemeinsamen Agrarpolitik, kurz GAP, geht es um fast 40% des EU-Budgets und damit um den größten Haushaltsposten, insgesamt 365 Mrd. Euro. Alle sieben Jahre wird neu verhandelt, wie das Geld über den Kontinent verteilt wird. Jetzt ist es wieder soweit. Die Verhandlungen über den Zeitraum von 2020 bis 2027 gehen in die heiße Phase. An diesem Montag treffen sich die Agrarminister der EU.
Verpackungsmaterial – Ab dem 1. Januar 2019 sind laut dem neuen EU-Verpackungsgesetz alle Hersteller verpflichtet, für die Entsorgung ihrer Verpackungen selbst aufzukommen. Diese Gesetzesänderung könnte sich als Innovationstreiber für neuartige Verpackungen entpuppen. Denn bisher scheitern viele Innovationen wegen niedriger Nachfrage und hohen Kosten. Corinna Baier berichtet im Focus Magazin über verschiedene Alternativen zu Plastikverpackungen, doch nicht alle sind ökologisch sinnvoll oder für den Markt ausgereift. Das Start-up Waterdrop beispielsweise verwandelt Leitungswasser per Brausetablette in Softdrinks. Das spart zwar Plastikflaschen, doch die Tabletten kommen in Plastikverpackungen. Die Berliner Firma Arekapak hingegen entwickelt Verpackungen aus Palmenblättern – die zwar Backofen und Kühltruhe überstehen und mit geringem Energieaufwand hergestellt werden können, aber nicht wasserdicht sind. Momentan testet Arekapak noch mit Handelspartnern, wofür sich die Palmenblattverpackung eignen könnte.