Von Vanille-Aroma und Gemüse-Schutzhaut
Der kompakte Medienrückblick: Biodiversität in Gefahr +++ Später Frost setzt Bienen zu +++ Essbare Schutzhülle für Obst und Gemüse +++ Umkämpfter Vanille-Markt
Biodiversität – Die Bundesrepublik hat sich vor zehn Jahren in der „Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt“ (NBS) dazu verpflichtet, den Rückgang der Biodiversität zu stoppen. Doch wie Joachim Wille in der Frankfurter Rundschau berichtet, räumt die Bundesrepublik nun auf Nachfrage der Grünen ein, dass eine Trendwende bisher nicht erreicht wurde. Im Gegenteil, beim wichtigsten Indikator „Artenschutz und Landschaftsqualität“ gehe der Trend sogar „weg vom Ziel“. Ein Grund dafür sei auch die Zerstörung vieler Biotope, in denen eine naturnahe Artenvielfalt erhalten werden könnte. Schuld daran seien laut Bundesumweltministerium unter anderem die Intensivlandwirtschaft, die mit Kunstdünger und chemischen Pestiziden arbeite. Das Ziel der NBS ist es, dass sich die Natur bis zum Jahr 2020 auf 2% der Landesfläche ungestört entwickeln kann, bisher sind es allerdings nur 0,6%.
Bienenwirtschaft – Die Bienen hatten es in den letzten Jahren nicht leicht: strenge oder zu warme Winter sowie Insektizide und Milbenbefall setzten ihnen schwer zu. Und auch dieser Winter, vor allem der frostige Februar, war wieder sehr schwierig für die Bienen, wie Jens Blankennagel in der Berliner Zeitung berichtet. Denn der Dezember und Januar waren so mild, dass viele Bienen frühzeitig für Nachwuchs sorgten. Doch wenn die Brut in den Waben ist, müssen die einheimischen Bienen den Bienenstock durch Muskelkontraktionen auf etwa 35 Grad erheizen. Das ist anstrengend und die Bienen brauchen dafür viel Futter. Ist es draußen kalt, wie in diesem Februar, müssen die Bienen um so mehr „heizen“ und somit auch mehr Futter zu sich nehmen. Bei vielen Völkern war so der Wintervorrat vorzeitig aufgebraucht und sie sind verhungert. Genau können die Imker noch nicht einschätzen, wie viele Völker durch den kalten Februar verhungert sind. Im letzten Jahr beklagten sie einen Verlust von bis zu 40% der Völker. Doch selbst wenn dieses Jahr deutlich mehr Bienenvölker den Winter überlebt haben sollten – die nächste Gefahr lauert schon: der sogenannte Kleine Beutenkäfer. Im Moment ist dieser Parasit noch vornehmlich in Italien zu Hause, doch laut Experten ist es nur eine Frage der Zeit, wann er den Sprung über die Alpen nach Deutschland macht.
Lebensmittel – Viel zu viele Lebensmittel werden jedes Jahr weltweit weggeschmissen. Kathrin Werner berichtet für die Süddeutsche Zeitung über das kalifornische Start-up Apeel. Dies hat eine essbare Beschichtung erfunden, um Obst und Gemüse viel länger haltbar zu machen. Diese Beschichtung ist bereits von den Lebensmittelbehörden in den USA, Mexiko, Chile, Peru, Japan und China zugelassen worden und könnte noch im April auch in der EU zugelassen werden. Der Gründer des Unternehmens ist James Rogers, Materialforscher an der University of California. Ihm kam die Idee für den „Rostschutz für Gemüse“, die inzwischen 82 Mitarbeiter beschäftigt und 42 Millionen Dollar Wagniskapital eingesammelt hat, unter anderem von der Stiftung von Bill und Melinda Gates. Die Beschichtung nennt sich „Edipeel“ und hält Obst und Gemüse doppelt so lange frisch; diese Zeit soll sich sogar bald verdrei- und vierfachen. Edipeel ist essbar, unsichtbar und geschmacksfrei und man kann die Beschichtung auch nicht ertasten. Sie schafft eine Barriere, die kontrolliert, wie viel Wasser und Kohlendioxid aus der Frucht austreten und wie viel Sauerstoff von außen eintritt. Für diese Beschichtung verwenden die Hersteller vor allem Pflanzenabfälle, zum Beispiel Schalen von Tomaten, Obststiele oder Kerne. Die Forscher des Start-ups arrangieren die Extrakte in einem chemischen Prozess neu, dabei entsteht ein Pulver, das Bauern nach der Ernte mit Wasser mischen und auf das Obst oder Gemüse aufspritzen. Jedes Spray ist auf eine Art von Lebensmitteln zugeschnitten, die Mischung für Zitrusfrüchte ist also anders als für Erdbeeren oder Avocados.
Biotechnologie – Vanille ist weltweit eines der beliebtesten Gewürze für ein süßes Aroma. Und seit die Verbraucher mehr Wert auf ein natürliches Aroma statt eines chemisch hergestellten legen, ist Vanille auch eines der teuersten Gewürze. Andrea Rehmsmeier beleuchtet in einem Feature für die Deutschlandfunk-Sendung „Wissenschaft im Brennpunkt“ den harten Preiskrampf um die begehrte Schote, dessen Auswirkung auf die Bauern in Madagaskar und eine neue, biotechnologische Methode, das Aroma im Labor herzustellen. Es gibt zum einen die synthetische Vanille, die normal als Aroma deklariert wird, dann gibt es natürliche Vanillearomen, und schließlich gibt es das Vanilleextrakt als höchste Qualitätsstufe. Professor Ralf Günter Berger von der Leibniz Universität Hannover hat vor einigen Jahren eine Methode der Vanillin-Erzeugung entwickelt, die heute zu den Standard-Produktionsmethoden gehört. Ihr großer Vorteil ist die lebensmittelrechtliche Deklaration. Denn dieser biotechnologische Weg ahmt in Zellkultur den natürlichen Prozess nach, und darf deshalb laut EU-Recht ebenso wie Plantagenvanille als "natürliches Aroma" ausgezeichnet werden. Die Biotech-Vanillie ist zwar deutlich teurer als die synthetische, aber immer noch billiger als Plantagen-Vanille. Laut Berger ist diese moderne Lebensmittelproduktion mittels Biotechnologie ein zukunftsweisender Kompromiss im Sinne einer wohlverstandenen Nachhaltigkeit.