Von Aeroponik und Weintrauben-Leder
Der kompakte Medienrückblick: Ernte in der Antarktis +++ Mikroplastik auf dem Land +++ Mit einem Salz gegen die Varroa-Milbe +++ Biobasierte Materialien in der Mode
Lebensmittelversorgung – In der Antarktis konnte die erste Ernte der Eden-ISS eingefahren werden. Der Gemüseanbau am Südpol funktioniert ohne Erde und ohne Tageslicht, sondern mittels „Aeroponik“: Hier werden die Pflanzen computergesteuert mit einer Nährstofflösung und Licht versorgt. Für die Sendung „Forschung aktuell“ im Deutschlandfunk sprach Lennart Pyritz mit dem Projektleiter und Ingenieur Daniel Schubert am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Bremen. Die erste Ernte warf 3,6 Kilo Salat, 18 Gurken und 70 Radieschen ab und hat laut Schubert allen vor Ort geschmeckt. In den nächsten Monaten soll die Ernteausbeute allerdings noch erheblich gesteigert werden, so dass die Forscher vor Ort trotz Außentemperaturen von etwa -40°C und ständiger Dunkelheit im antarktischen Winter stets mit frischem Gemüse und möglicherweise sogar frischen Erdbeeren versorgt werden können. Die extremen äußeren Bedingungen sowie die Abgeschiedenheit bilden hervorragende Testmöglichkeiten für zukünftige langwierige Weltraummissionen wie etwa zum Mars, bei denen die Raumfahrer so ein Aeroponik-Gewächshaus mitnehmen sollen, um eine langfristige Versorgung mit frischen Lebensmitteln zu gewährleisten.
Abfallrecycling – In vielen Gemeinden Deutschlands wird Biomüll bereits seit 1985 getrennt entsorgt und mittels Kompostierungsanlagen zu Kompost bzw. Biodünger verarbeitet. Doch wie Roland Knaur im Tagesspiegel berichtet, fanden Forscher der Universität Bayreuth in solchem Kompost jetzt große Mengen an kleinen Plastikpartikeln, sogenannten Mikroplastik. Während die starke Plastikverschmutzung der Meere und anderen Gewässern bereits weithin bekannt ist, ist die Bodenverschmutzung mit Mikroplastik noch weit weniger bekannt. Dabei stecken bis zu 23-mal mehr Plastikteilchen mit einer Größe von weniger als fünf Millimetern im Boden als im Meer. Neben Kunstfasern aus Kleidungsstücken die beim Waschen vom Abwasser über den Klärschlamm schließlich als Dünger auf den Feldern landen, haben die Bayreuther Forscher jetzt noch eine weitere Mikroplastikquelle aufgedeckt: Haushalte und Gewerbe scheinen die Trennung von Plastik- und Biomüll nicht immer genau genug zu nehmen. Eine chemische Analyse der Plastikteile ergab: Es handelte sich überwiegend um Polystyrol und Polyethylen. Also jene Kunststoffe, aus denen häufig Verpackungen und Einwickelpapier für Lebensmittel hergestellt werden. Was genau diese Plastikreste bei Pflanzen und Tieren anrichten, ist zwar noch nicht geklärt, doch erste Untersuchungen an Fischen fanden sowohl Verhaltensänderungen als auch Änderungen in deren Hormonhaushalt.
Bienensterben – Bienen haben es in Mitteleuropa zur Zeit nicht leicht: Der Klimawandel und die warmen Winter setzen ihnen zu. Ebenso wie die Landwirtschaft, die wenig Raum für Wildwuchs lässt und mit Herbiziden und Pestiziden gegen unerwünschte Pflanzen und tierische Schädlinge vorgeht. Diese Mittel sind zudem oft auch für Bienen schädlich. Hinzu kommt die Varrao-Milbe, die seit einiger Zeit vor allem den Bienenlarven zusetzt. Befallene Larven verkümmern ganz oder führen zu geschwächten adulten Tieren, die selbst milde Winter kaum überstehen. Caroline Ring berichtet für die Tageszeitung Die Welt nun von einem glücklichen Zufall, der zumindest die Milbenplage eindämmen könnte: Forscher der Universität Hohenheim haben zufällig: das Salz Lithiumchlorid scheint die Milben zu töten, ohne die Bienen oder ihre Brut dabei zu beeinträchtigen. Die Forscher hatten geringe Mengen davon in eine Zuckerlösung gegeben und den Bienen angeboten. Schon wenige Tage später seien die Parasiten von den Bienen tot abgefallen. Könnte das die Lösung für das weltweite Varroaproblem sein? Die Universität warnt: Imker sollten auf keinen Fall selbst versuchen, ihre Völker mit gelöstem Lithiumchlorid zu füttern. Noch sei überhaupt nicht geprüft, ob sich das Mittel im Honig der Tiere wiederfindet, wie man es richtig anwendet und vor allem, ob es wirklich keine Wirkung auf die Bienen hat.
Biobasierte Materialien – Ob synthetische Spinnenseide, Orangenschalen oder Weintrauben: Die Modebranche will durch neue, nachhaltige Materialien und Produktionen ihre schlechte Umweltbilanz verbessern. Kathrin Werner berichtet für die Süddeutsche Zeitung über die vornehmlich jungen Start-ups, die diese neuen Produktionswege und Materialien entwickeln. Angeregt und unterstützt werden sie dabei beispielsweise von Preisausschreibungen wie der H&M-Stiftung, die so die Entwicklung neuer Materialien fördern will. Zu den erfolgreichsten Stoff-Erfindern zählen das italienische Start-up Orange Fiber, das aus Orangenschalen, ein seidiges Zellulose-Garn herstellt. Eine erste Strickjacke aus dem Material gibt es bereits vom Modedesigner Salvatore Ferragamo. Die Firma Vegea hingegen macht aus Abfällen der Weinindustrie Kunstleder. Sie entzieht den Häuten, Stielen und Kernen, die nach dem Pressen der Weintrauben übrig bleiben, Öle und Zellulose und macht daraus ein Biopolymer. Dieses verarbeitet der Designer Tiziano Guardini wiederum zu einer kleinen Handtasche. Und MycoWorks aus San Francisco stellt künstliches Wildleder aus Pilzen her. Inzwischen gibt es zudem etliche Start-ups, die Fasern aus Holz produzieren.