Von wiederentdeckten Pflanzen und Biotensiden
Der kompakte Medienrückblick: Ausgestorbene Pflanzen wiederentdeckt +++ Mit Biotensiden Ölteppiche auflösen +++ Mit Kautschuk zu elastischen Jeans +++ Spinat aus der Indoor-Farm
Biodiversität – Ein internationales Forschungsteam um Tilo Henning vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung hat mit Hilfe der Bürgerwissenschaftsplattform iNaturalist seltene Pflanzen der Gattung Nasa wiederentdeckt, wie Miray Caliskan im Tagesspiegel berichtet. Die Pflanzen galten zum Teil seit mehr als 100 Jahren als ausgestorben. Mit Hilfe der App kann die Artenvielfalt – vom seltenen Schmetterling bis zur gewöhnlichen Stadtpflanze – weltweit dokumentiert werden. Die Nasa-Pflanzen, die zur Familie der Lippenblütler gehören, haben nicht nur schöne Blüten, sondern auch mit Stacheln besetzte Stängel und Blätter. Zu den Wiederentdeckungen gehören Arten wie Nasa colanii, die 1978 nur einmal dokumentiert wurde, aber 2019 in einem peruanischen Naturschutzgebiet fotografiert wurde. Überraschend war auch die Wiederentdeckung von Nasa ferox nach 130 Jahren in Ecuador und von Nasa humboldtiana subspecies humboldtiana nach 162 Jahren in den ecuadorianischen Anden. Besonders aufregend waren die Entdeckungen von Nasa hastata und Nasa solaria, die in Pflanzensammlungen als ausgestorben galten, jetzt aber in kleinen Populationen in Peru entdeckt wurden.
Chemie – Die Explosion der Ölplattform Deepwater Horizon im Jahr 2010 und die daraus resultierende Ölpest im Golf von Mexiko ist bis heute eine der schlimmsten Umweltkatastrophen der Geschichte. Bisher wurden Dispersionsmittel eingesetzt, um Ölteppiche aufzulösen. Frühere Studien haben jedoch gezeigt, dass dabei auch ölabbauende Mikroorganismen verdrängt werden, die auf natürliche Weise ölverseuchte Gebiete reinigen können, wie Sara Kleindienst von der Universität Stuttgart im Gespräch mit Martin Gramlich in der SWR2-Sendung Wissen berichtet. Ein Team um die Forscherin konnte nun nachweisen, dass solche Ölkatastrophen auch mit Biotensiden umweltfreundlich bekämpft werden können. Der Grund: Biotenside werden von Mikroorganismen gebildet und können so dafür sorgen, dass Ölbestandteile leichter abgebaut werden können. Der mikrobielle Ölabbau, der maßgeblich für die Reinigung verantwortlich ist, kann so gesteigert werden, so die Forscherin.
Textilindustrie – Jeans sind beliebt. Sie sind robust und langlebig. Sie bestehen zwar aus dem nachwachsenden Rohstoff Baumwolle. Doch der Anbau der Baumwolle sowie das Färben und Waschen verbrauchen Unmengen an Wasser und schädlichen Chemikalien. Zudem erschwert der Einsatz von Elasthan zunehmend das Textilrecycling. Doch die Branche bemüht sich um Nachhaltigkeit, wie ein Bericht von Jan Stremmel in der Süddeutschen Zeitung zeigt. Deutlich wurde dies auf der Modemesse "Première Vision Denim" in Berlin. Eine nachhaltige Alternative zu Elasthan könnten zum Beispiel erdölfreie Kautschukfasern sein. Außerdem setzt die Modebranche auf recycelte Jeans und Second Hand statt Fast Fashion. Um die Nachhaltigkeit von Produkten zu fördern und das Wegwerfen neuer Kleidung zu verbieten, plant die EU die Einführung eines digitalen Produktpasses. Ein solches Zertifikat soll die Modebranche dazu bewegen, ihr Geschäftsmodell zu ändern und verstärkt auf Second Hand zu setzen.
Landwirtschaft – Der Anbau von Kräutern oder Gemüse in Indoor-Farmen liegt im Trend. Dort wachsen Pflanzen wie Basilikum, Petersilie oder Spinat auf mehreren Ebenen unter LED-Lampen und in einer Nährlösung, ohne Pestizide, ohne belastete Böden und unabhängig vom Wetter. Der Agrarwissenschaftler Senthold Asseng von der TU München wiederum erforscht die Möglichkeit, auch Getreide wie Weizen in solchen Farmen anzubauen, schreibt Fabian Franke in der Zeit. Ziel ist es, die Ernteerträge zu maximieren und so den Herausforderungen des Klimawandels zu begegnen. Doch lohnt sich der Weizenanbau in den Hightech-Gewächshäusern? Asseng sagt ja. Er hat ausgerechnet, wie viel Ertrag der Weizen in einer zehnstöckigen Indoor-Farm bringen könnte. Die Antwort: mindestens das 220-Fache dessen, was heute im Durchschnitt pro Hektar Erde geerntet wird.