Von Vitamin D3-Tomaten und algenbasierten Möbeln
Der kompakte Medienrückblick: Tomaten mit Vitamin D +++ Baumverteilung aus dem All sichtbar +++ Zertifikate fürs Carbon Farming +++ Gartenei aus Algen
Biotechnologie – Vitamin D sorgt für starke Knochen und reguliert unter anderem den Kalzium- und Phosphatstoffwechsel. Unser Körper bildet Vitamin D in erster Linie mithilfe von Sonnenlicht. In der dunklen Jahreszeit kann der Speicher mit Vitamin D-reichen Lebensmitteln wie Fisch, Steinpilzen oder Avocados aufgefüllt werden. Doch das gelingt nicht immer und überall. Denn diese Lebensmittel sind nicht für jeden erschwinglich. Viele Menschen leiden daher unter Vitamin D-Mangel. In Deutschland sind nach einer Studie des Robert-Koch-Institutes knapp 40% der Bevölkerung nicht ausreichend mit dem Nährstoff versorgt. Forschenden ist es nun gelungen, Tomaten gentechnisch so zu verändern, dass diese mehr Provitamin D3 produzieren, wie Kim Hornickel in der Frankfurter Rundschau berichtet. Der Vorteil: Tomaten sind vergleichsweise günstig, lassen sich leicht anbauen und sind beinahe überall zu bekommen. Auch Kartoffeln könnten auf diese Weise D3-Vitamine liefern – denn die Methode funktioniert nur bei Nachtschattengewächsen.
Forstwirtschaft – Wo wachsen welche Bäume? Diese Frage konnte bisher nicht präzise beantwortet werden. Das ändert sich jetzt. Ende Mai ist eine neue Baumartenkarte online gegangen, die sich auf Satellitendaten stützt. Die Karte der Naturwald-Akademie zeigt die Verteilung der Baumarten und ist frei zugänglich, wie die Zeit berichtet. Die Karte ist Teil des Onlinewaldmonitors der Naturwald-Akademie und der Remote Sensing Solutions GmbH und beruht auf Satellitendaten des Europäischen Copernicus-Programms. Gerade mit Blick auf den Klimawandel sei die Karte von Bedeutung, heißt es. Nur mit genauer Kenntnis der Baumartenverteilung könnten angepasste Maßnahmen für den Naturschutz und das Waldmanagement entwickelt werden. Mittels der neuen Berechnungsmethode und der Daten der Bundeswaldinventur können nunmehr Daten für insgesamt sieben Baumartengruppen deutlich verbessert werden – darunter Fichte, Eiche, Buche und Kiefer.
Landwirtschaft – Böden sind wichtige Kohlenstoffspeicher. Doch durch die landwirtschaftliche Bearbeitung tragen sie derzeit eher zur Erderwärmung bei. Durch eine nachhaltigere Bewirtschaftung könnten die Böden jedoch wieder zu wichtigen CO2-Senken werden und Landwirte damit sogar Geld verdienen – denn Unternehmen der Auto- oder der chemischen Industrie sind bereit, Bauern für das sogenanntes Carbon Farming zu bezahlen. Umwelt-, Naturschutz- und Agrarverbände sehen den Zertifikate-Handel jedoch skeptisch, wie Ingrid Hügenell in der Süddeutschen Zeitung schreibt. Es sei besser, CO₂-Emissonen ganz zu vermeiden, als großen Emittenten quasi Freibriefe auszustellen. Gelungener Klimaschutz erfordere die Minimierung menschengemachter Treibhausemissionen und die Rückbindung von bereits freigesetztem Kohlendioxid, heißt es etwa in einem Positionspapier von der Arbeitsgemeinschaft Bäuerliche Landwirtschaft (AbL), dem Bundesamt für Naturschutz und zahlreichen Umweltschutzverbänden. Würden beide Bereiche vermischt, wie beim Zertifikate-Handel, werde effektiver Klimaschutz erschwert. Zudem sei der Zertifikate-Handel auch für Landwirte „hochgefährlich“, da die Landwirtschaft vom Wetter abhängig sei und Bauern es nicht in der Hand hätten, ob neue Anbaumethoden funktionieren und damit Humus aufgebaut und CO2 im Boden gespeichert werden könne.
Möbelindustrie – Es galt einst als echte „DDR-Ikone“: das „Gartenei“ – ein wasserdichtes, verschließbares Möbel aus Kunststoff mit herausnehmbarer Sitzauflage. Das Senftenberger Ei – einst vom VEB Synthesewerk Schwarzheide bei Senftenberg produziert – hat es nach der Wende bis nach Kalifornien geschafft, wo es seither im dortigen „Wende-Museum“ zu sehen ist. Der Sohn des Erfinders Peter Ghyczy hat nun gemeinsam mit zwei Designern eine nachhaltige Variante des ungewöhnlichen Gartenmöbels entwickelt. Statt aus Polyurethan besteht es nun aus einem algenbasierten Biokunststoff wie Florian Siebeck in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung berichtet. Mit dem Entwurf will das Entwicklerteam beweisen, dass „klimapositive“ Möbelproduktion kein Luftschloss ist, denn Algen binden Kohlenstoffdioxid. Für den Garten ist das Möbelstück aber nicht geeignet, da es keine Feuchtigkeit verträgt. Der Prototyp des biobasierten Garteneis ist noch bis 4. September im Vitra Design Museum in Weil am Rhein zu sehen.