Von veganem Thunfisch und Bio-Kaffeekapseln
Der kompakte Medienrückblick: Thunfisch aus Algen +++ Künstliche Beregnung nimmt zu +++ Bio-Kaffeekapseln nicht kompostierbar +++ Ökobilanz von Bambus-Produkten
Lebensmittel – Ein Drittel der Fischbestände weltweit ist überfischt. Das trifft auch auf Thunfisch zu. Ein Berliner Start-up hat nun veganen Thunfisch entwickelt, um die Bestände zu schonen, wie Ferdinand Dyck im Tagesspiegel berichtet. Zwei Jahre lang hat Bettaf!sh in der Versuchsküche in der Nähe des Alexanderplatzes an dem neuen Lebensmittel getüftelt. Herausgekommen ist eine faserige Substanz aus Meeresalgen, Ackerbohnen, Hafer, Pflanzenextrakten, Wasser, Öl und Salz. Die Meeresalgen bezieht das Start-up aus Norwegen und Irland. Die faserige Konsistenz verdankt die Masse zum Teil Algen sowie Proteinen von Hafer und Ackerbohne. Pflanzenextrakte – darunter Paprika – geben dem Thunfisch-Imitat den rötlich-braunen Schimmer. Geschmacklich soll sich der falsche Thunfisch kaum vom Original unterscheiden. Seit Oktober ist das erste vegane Thunfisch-Sandwich namens „TU-NAH” bei Aldi-Nord im Angebot. Eine Fertigpizza mit dem veganen Fischersatz soll im Januar auf den Markt kommen.
Landwirtschaft – Hitze- und Dürreperioden haben dazu geführt, dass Agrarflächen immer häufiger künstlich bewässert werden müssen, wie aus einem Bericht in der Süddeutschen Zeitung hervorgeht. So wurden nach Angaben des Statistischen Landesamtes Hannover 2019 allein in Niedersachsen 278.153 Hektar künstlich beregnet – das entspricht etwa 10,8% der gesamten landwirtschaftlich genutzten Fläche in Niedersachsen. Der Bundesdurchschnitt liegt bei 3,1 %. Davon betroffen sind vor allem die sandigen Flächen in der Lüneburger Heide. Von März 2019 bis Februar 2020 wurden in Niedersachsen zudem mit 43 Millionen Kubikmetern auch mehr Gülle, Jauche oder flüssige Biogärreste auf den Äckern ausgebracht. Das sind im Durchschnitt 16,9 Kubikmeter pro Hektar Acker- oder Dauergrünland. Der bundesweite Durchschnitt lag bei 11,5 Kubikmetern pro Hektar.
Konsum – Umweltbewusste Kaffeetrinker achten nicht nur auf Fairness bei der Herstellung der Bohnen, sondern auch auf die Verpackung: Sie sollte aus biobasierten Rohstoffen bestehen und kompostierbar sein. So wurde der portionierte Kaffeegenuss in Form von Kaffeekapseln aus Bioplastik schnell zu einer Alternative zu den aus Aluminium oder erdölbasierten Kunststoffen bestehenden Döschen. Etwa neun Millionen dieser kleinen Kapseln werden hierzulande täglich verbraucht. Doch entgegen den Versprechen vieler Hersteller sind die meisten Bio-Kaffeekapseln nicht kompostierbar, wie Maren Jensen in der Zeit schreibt. Dazu gehören auch Kaffeekapseln aus Polymilchsäure. In der Praxis werden diese Döschen in Kompostieranlagen wieder mühsam herausgefiltert. Tests haben ergeben, dass sie sich unter industriellen Kompostierbedingungen nicht vollständig zersetzen. Letztlich landen auch die Biokapseln in der Verbrennungsanlage – so gehen wichtige Rohstoffe verloren. Experten der Hamburger Kompostieranlage hoffen auf eine neue Bioabfallverordnung, die alle Verpackungen aus Bioplastik explizit für die Biotonne ausschließt. Umweltexperten lehnen die Idee, Kaffee in Kapseln zu verpacken, grundsätzlich ab, weil damit das Zwanzigfache an Verpackungsmüll verursacht wird.
Landwirtschaft – Kaum ein nachwachsender Rohstoff wächst so schnell wie Bambus. Mit dieser Eigenschaft hat es die Pflanze geschafft, anderen nachwachsenden Rohstoffen wie Holz den Rang abzulaufen. Mittlerweile werden Zahnbürsten, Geschirr, Textilien und Baumaterialien aus Bambus gefertigt. Doch genügt das, um Bambus-Produkte nachhaltig zu machen? Dieser Frage geht Rebecca Hahn in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung nach. Fakt ist: Während Laub- und Nadelbäume erst nach mehreren Jahrzehnten gefällt werden sollten, sind Bambusrohre schon nach fünf Jahren erntereif. Außerdem ist die Pflanze weit verbreitet und kann fast komplett verwertet werden. Infolge seines raschen Wachstums absorbiert Bambus auch in kurzer Zeit viel Kohlenstoffdioxid. Die Pflanze kann damit auch einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Untersuchungen haben jedoch gezeigt, dass die Umweltbilanz durch Weiterverarbeitung und Transport oft getrübt wird. Vor allem die Energie, die zur Verarbeitung benötigt wird, beeinflusst die Ökobilanz negativ. Auch der Transport per Schiff lässt die Treibhausgasemissionen steigen. Hinzukommt, dass Bambusprodukte wie Geschirr mit gesundheitsschädigenden Harzen wie Melamin versehen sind. Wie umweltfreundlich Bambusmaterialien sind, hängt der Studie zufolge wesentlich vom Produkt ab und wo es gefertigt wird.