Von Recycling-Märchen und Vögelschwund
Der kompakte Medienrückblick: +++ Augenwischerei bei Recyclingstatistiken +++ Geschrumpfte Biodiversität +++ Bauern und Tiere profitieren von Digitalisierung +++ Trend Urban Farming +++
Recycling – Deutschland wird oft als Spitzenreiter in Sachen Recycling und ökologischer Wirtschaft aufgeführt. Und offiziell werden hier auch 80% des Abfalls wiederverwertet. Doch wie Christoph Behrens für die Süddeutsche Zeitung berichtet, sind diese Zahlen zum Großteil Augenwischerei. Denn vieles aus dem Plastikmüll ist so verunreinigt, dass es nur noch verbrannt werden kann – und trotzdem gilt es für die Statistik als recycelt. Da den Bürgern suggeriert wird, dass fast alles wiederverwendet wird, befürchten viele Umweltschützer eine immer sorglosere Wegwerfgesellschaft. Tatsächlich liegen die momentanen Recyclingquoten wohl eher bei 30-40%, bei einer gleichzeitigen Pro-Kopf-Müllmenge von 220 Kilogramm. Und genau hier, so Behrens, liege das Problem: Es gibt immer noch zu viele Verpackungen, die in ihrer Herstellung zu viele Ressourcen verbrauchen. Um in Zukunft die von der großen Koalition angestrebten 60-90% Recyclingquote tatsächlich zu erreichen, müssten Industrie, Forschung, aber auch Verbraucher zusammenarbeiten.
Biodiversität – Während die Biodiversität schwindet, wächst der Verbrauch von Pflanzenschutzmitteln weiter. Mehr Pestizide bedeuten jedoch weniger Insekten, wodurch auch die Anzahl der Vögel schwindet. Über diesen Teufelskreis berichtet Stefan Sauer in der Frankfurter Rundschau. Er zitiert unter anderem Grünen-Fraktionsvize Oliver Krischer, der vor allem die Landwirtschaftspolitik im Bund für die Umweltschäden verantwortlich macht. Die Zahlen der Bundesregierung selbst und die des Deutschen Naturschutzbundes (Nabu) belegen ebenfalls einen erheblichen Rückgang der Anzahl und Vielfalt von Vögeln und Insekten in ganz Deutschland. Aus Sicht der Grünen ergibt sich daraus ein dringender Handlungsbedarf.
Landwirtschaft – Die Digitalisierung hat auch die Landwirtschaft längst erreicht. Mehr als die Hälfte der Landwirte nutzen heute bereits digitale Lösungen, um den genauen Bedarf an Pflanzenschutzmitteln oder Düngemitteln zu erfassen. Harald Czycholl berichtet für Die Welt unter anderem über das Beispiel der Gemeinde Waldbrunn nahe Würzburg. Hier wird mittels regelmäßiger Bodenanalysen vorher berechnet, wieviel Dünger überhaupt nötig ist. Aber auch im Kuhstall 4.0 werden umfangreiche Daten zu Gewicht, Melkzeiten und Milchmengen der Tiere erfasst. Abermals mehr als die Hälfte der Landwirte sind sich sicher, dass dies letztlich auch erheblich zum Tierwohl beitrage, da Krankheiten schneller erkannt und somit frühzeitig behandelt werden können. In Zukunft soll die digitalisierte Landwirtschaft dann auch dem Endverbraucher mehr Transparenz gewährleisten, sodass dieser den Werdegang seiner Kartoffeln genau verfolgen kann.
Landwirtschaft – Für das arte-Wissensmagazin "Xenius" beleuchten Emilie Langlade und Adrian Pflug, wie trotz steigender Urbanisierung eine ressourcenschonende Lebensmittelversorgung in Zukunft aussehen könnte. Kurze Transportwege, weniger Emissionen und saisonale Lebensmittel sind nur einige der Vorteile von Urban Farming. Ein besonders vielversprechendes Projekt ist außerdem die Aquaponik, eine umweltfreundliche Kombination aus der Fisch- und Gemüsezucht. Die Moderatoren treffen hierfür auf Werner Kloas, Zoologe am Leibniz-Institut in Berlin, und beleuchten zusammen die Hintergründe, Schwierigkeiten und Vorteile der neuen Variante des Nahrungsmittelanbaus (noch bis 23.Mai 2017 in der Mediathek)