Von Proteinquellen und Ameisen-Algorithmen
Der kompakte Medienrückblick: EU-Hilfen für grüne Klimapolitik +++ Strategie zur proteinreichen Ernährung +++ Wenn Computer von Ameisen lernen +++ Coating hält Gemüse frisch
Wirtschaft – Die EU will mit einem Milliarden schweren Hilfspaket die Folgen der Corona-Krise abmildern. Nur ein Teil davon soll als Kredit vergeben werden, das Meiste als Zuschuss. Noch sind viele Fragen ungeklärt, was Zeitpunkt oder Höhe der Geldzahlungen betrifft, aber auch, ob und an welche Bedingungen sie geknüpft werden. Vier prominente Ökonomen sprechen sich nun dafür aus, dass die Corona-Hilfsgelder der EU an klimapolitische Bedingungen gebunden sein müssten, wie Philipp Banse im Deutschlandfunk berichtet. Klimaschädliche Subventionen, wie sie in Italien gezahlt werden, seien nach Auffassung von Enrico Giovannini, Professor für Wirtschaftsstatistik an der Universität Rom und ehemaliger italienischer Arbeitsminister, absolut inakzeptabel. Hier müsste die EU eine Zahlung an die Forderung knüpfen, erst das „Haus klimatisch in Ordnung“ zu bringen. Maja Göpel, Generalsekretärin des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen, setzt hingegen große Hoffnungen in den Einfluss Deutschlands, das in dieser wichtigen Phase die EU-Ratspräsidentschaft innehat. Auch was die Rückzahlung der Schulden betrifft, hat das Quartett klare Vorstellungen: Als Einnahmequellen schlägt es unter anderem neue Steuern auf CO2, Plastik und Finanztransaktionen vor.
Ernährung – Eine proteinreiche Ernährung ist gesund. Doch wie kann der Eiweißbedarf einer wachsenden Weltbevölkerung in Zukunft gedeckt werden, ohne die Umwelt zu schädigen? Diese Frage haben sich Forscher verschiedener deutscher Leibniz-Institute und Universitäten gestellt. Entstanden ist ein Positionspapier, das Richard Friebe im Tagesspiegel vorstellt. Die Studie enthält Vorschläge zur nachhaltigen Lebensmittelproduktion und gesunden Ernährung. Ihr Fazit: An einem „größeren Anteil pflanzlicher Nahrungsmittel und an alternativen Eiweißquellen“ führt in Zukunft kein Weg vorbei. Hülsenfrüchte, Insekten und Fisch sind im Vergleich zu tierischen Proteinen bekanntermaßen nachhaltige und gesunde Eiweißquellen. Doch Protein sei nicht Protein, schreiben die Forscher. Pflanzeneiweiße würden beispielsweise nicht jene für den Menschen wichtige Aminosäuremischung enthalten wie etwa ein Hühnerei. Auch gekochte Bohnen seien langfristig keine ideale Lösung. Den Forschern zufolge sind hier die Zubereitungsmethoden entscheidend. Sie plädieren dafür, pflanzliche Proteinquellen künftig in Nahrungsmitteln gezielt und wissenschaftsbasiert so zu kombinieren, dass sich eine vollwertige Proteinzusammensetzung ergibt. Auch die Fischzucht in Aquakultursystemen ist den Forschern zufolge ausbaufähig, müsse aber nachhaltiger werden. Insektenproteine sind eine Alternative, allerdings gebe es jedoch kaum politische Initiativen zur Insektenzucht, beklagen die Forscher.
Informatik – Ameisen sind bekanntermaßen emsige Arbeitstiere. Aber nicht nur das. Sie bedienen sich ausgeklügelter Tricks, wenn sie ihre Umgebung erkunden und sind dabei effizienter als so mancher Algorithmus, wie Julian Rodemann in der Süddeutschen Zeitung schreibt. Britische Forscher fanden heraus, dass Computer durchaus etwas von Ameisen lernen können. Dazu hatten sie Arbeitsameisen bei der Futtersuche beobachtet. Die Tiere hinterlassen Spuren und Duftstoffe, um mit ihren Artgenossen zu kommunizieren. Um zu erfahren, wie Ameisen auf diese Signale genau reagieren und ob dahinter vielleicht ein System steckt, schickten die Forscher die Tiere im Labor jeweils einzeln auf Futtersuche. Im Vergleich zu jenen Ameisen, die dabei jeweils auf eine zuvor wieder gereinigte Fläche zur Futtersuche geschickt wurden, suchte die andere Gruppe das ungesäuberte Areal viel gleichmäßiger ab: Die Ameisen mieden gezielt jene Stellen, an denen ihre Artgenossen bereits gesucht hatten. Für die Forscher steht fest, dass Ameisen hierbei von einem kollektiven Gedächtnis profitieren. Computer hingegen probieren bei der Suche nach Lösungen auch Konstellationen aus, die sich nicht bewährt haben. Hier sind die Ameisen den Computern klar überlegen, denn sie markieren Stellen, wo sie bereits waren. Diese Taktik könnte bei der Erforschung von künstlicher Intelligenz hilfreich sein.
Nahrungsmittel – Obst und Gemüse bleiben meist nicht lange frisch. Um die Haltbarkeit zu verlängern, werden diese Lebensmittel daher meist in Folien verpackt. Durch das so genannte Coating sollen Früchte nun nicht nur länger haltbar gemacht werden, es soll auch den Plastikverbrauch deutlich reduzieren, wie Sabine Schütze auf SWR2 Wissen berichtet. Beim Coating handelt es sich um ein in Wasser aufgelöstes weißes Pulver, das meist aus Zucker besteht und auf die Früchte aufgetragen wird. Die zweite Haut schützt die Lebensmittel vor Austrocknung und hält sie länger frisch. Anders als in der EU ist in den USA das Coating auch für Lebensmittel zugelassen, deren Schale mitgegessen werden kann. Edeka ist eine der wenigen Handelsketten, die Avocados und Orangen mit derartigen Schutzhüllen anbieten. Ob Vitamine infolge der längeren Haltbarkeit verlorengehen, ist bisher unklar.