Von Pilzwänden und veganen Eiern
Der kompakte Medienrückblick: Pilze als Rohstoff +++ Vegane Eier +++ Cyanobakterien recyceln Seltene Erden +++ Mehr Schutz für Weltmeere
Bauindustrie – Aus Pilzmyzel können Lampen, Kissen und Baustoffe hergestellt werden. Weil Myzelgeflechte in der Produktion vergleichsweise wenig Energie und Wasser verbrauchen, könnten sie Materialien wie Leder, Schaumstoff oder Beton ersetzen. Trotzdem ist das ökologische Wundermaterial noch nicht allgegenwärtig, wie Jasmin Jouhar in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung schreibt. Diana Drewes, Materialentwicklerin von der Berliner Agentur Haute Innovation, sieht in den selbstgezüchteten Pilzobjekten vor allem Zufallsprodukte, die nicht einfach so wiederholbar sind. Demnach müssen je nach Pilzart bestimmte Umgebungsfaktoren geschaffen werden. Neben Temperatur, Lieblingssubstrat und Feuchtigkeit, die variieren können, kommt es Drews zufolge vor allem auf eine sterile Umgebung an. "Um Myzelium in größeren Mengen und gleichbleibender Qualität zu züchten, braucht es fast schon laborähnliche Anlagen und damit vor allem Geld", sagt die Forscherin.
Ernährung – Die Nachteile industrieller Tierhaltung sind bekannt und gelten nicht nur für Fleisch, sondern auch für Milch, Käse, Joghurt und Eier. Knapp zwei Jahre hat die Ernährungswissenschaftlerin Verónica García-Arteaga mit ihrem Team im Labor daran getüftelt, Hühnereier pflanzlich nachzubilden. Das Ergebnis sieht täuschend echt aus – und schmeckt auch fast so: In Blindverkostungen mit Quiche und Muffins erkannten 85 % der Testesser nicht, ob echte oder pflanzliche Eier verarbeitet wurden, wie Nina Himmer in der Süddeutschen Zeitung schreibt. Auch den typischen Eiergeruch konnte das Team imitieren – mit Kala-Namak, einem schwarzen, schwefelhaltigen Salz. Das Eiklar besteht vor allem aus Proteinen und Hydrokolloiden, die sich zu einer Art Gel vernetzen, die Schale aus einem Bioplastik, das nicht aus Erdöl, sondern mithilfe von Bakterien gewonnen wird. Für das Eigelb wurde wiederum eine Mischung von Pflanzenproteinen aus Hülsenfrüchten und Süßkartoffeln Erbsen sowie Omega-3-Fettsäuren aus Pflanzenöl verwendet. Mittlerweile wurde aus dem einstigen Forschungsprojekt am Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung in Freising das Start-up, das die vegane Ei-Alternative unter dem Namen Neggst auf den Markt bringen will.
Recycling – Seltene Erden, genauer gesagt die Metalle der Seltenen Erden, werden für praktisch alle elektronischen Bauteile benötigt. Sie stecken in Handys, Elektromotoren und Windrädern. Allerdings können sie nur in wenigen Ländern wirtschaftlich abgebaut werden und das oft mit problematischen Folgen für Mensch und Umwelt. Ein Ansatz, um weniger Seltene Erden neu abbauen zu müssen ist das Recycling. Doch das wird bisher kaum gemacht. Aktuell werden weniger als ein Prozent der genutzten Seltenerdelemente recycelt. Deutschlandfunk Nova-Reporter Klaus Jansen fasste in einem Interview Ansätze zum Recycling Seltener Erden zusammen. So arbeiten Forschende der TU München an einem biologischen Ansatz, die begehrten Metalle in Zukunft voneinander zu trennen und wiederzuverwerten. Das Team rund um Thomas Brück, Professor für Synthetische Biotechnologie, zeigt in einer aktuellen Studie, dass Cyanobakterien die Metalle binnen weniger Minuten an sich binden können. Werden die Metalle dann ausgewaschen, kann die Bakterien-Biomasse für das Recycling wiederverwendet werden – so könnte eine Art Recycling-Kreislaufwirtschaft entstehen. Bis dahin müsse aber noch das Problem gelöst werden, dass Cyanobakterien auch Aluminium und Blei an sich binden, und das sogar noch effizienter als die Seltenen Erden.
Fischereiwirtschaft – Die Hochsee ist ein nahezu rechtsfreier Raum – was den Arten- und Naturschutz dort bislang schwierig macht. Ein UN-Abkommen soll das nun ändern, wie Christian Mihatsch in der taz berichtet. Nach 38-stündigem Verhandlungsmarathon haben sich die UN-Staaten am Wochenende auf ein Abkommen geeinigt, das erstmals überhaupt den Arten- und Naturschutz auf Hoher See international regeln soll. Konkret sieht das Abkommen zur Implementierung der UN-Seerechtskonvention (UNCLOS) vor, Hochseegebiete unter Schutz zu stellen und dort Fischfang oder Unterwasserbergbau zu verbieten. Die Hochsee umfasst alle Meeresgebiete außerhalb der 200-Meilen-Zone (370 Kilometer jenseits der Küste) und macht zwei Drittel der Meeresfläche sowie knapp die Hälfte der Erdoberfläche aus. Bislang war dort die Ausweisung von Schutzgebieten nicht möglich, da dort faktisch rechtsfreier Raum herrschte. Die Einigung leistet einen wichtigen Beitrag zur Umsetzung des Artenschutzabkommens, das im vergangenen Dezember in Montréal verabschiedet wurde. Dieses hat zum Ziel, bis zum Jahr 2030 Schutzgebiete auszuweisen, die 30 Prozent der Land- und Meeresfläche des Planeten abdecken. Doch ohne die Möglichkeit, auch Hochseegebiete unter Schutz zu stellen, wäre dieses Ziel kaum zu erreichen.