Von Pilzen und Drohnen
Der kompakte Medienrückblick: Essen aus dem Bioreaktor +++ Mit Drohnen Wälder besamen +++ Pilze als neuer Rohstoff +++ Insekten schmackhaft gemacht
Landwirtschaft – Überdüngte Ackerböden, Massentierhaltung und hoher Wasserverbrauch: Die Haltung von Milchkühen gilt als weltweit größte Ursache für den Klimawandel. Die Folgen der Erderwärmung als auch die Sicherung der Ernährung einer wachsenden Weltbevölkerung erfordern nach Ansicht von Umweltökologen der Umweltorganisation Re Planet nichts Geringeres als eine Revolution der Landwirtschaft. Im 3sat-Magazin Kulturzeit berichten Clemens und Katja Riha, wie das gelingen kann. Die sogenannten Ökomodernisten wollen demnach die Welt von Tieren und Düngern – auch aus der Biolandwirtschaft – befreien und stattdessen drei Viertel der Natur künftig verwildern lassen. Die Lebensmittelproduktion übernehmen dann Labore, Hochhausfarmen und Genfabriken. So forscht das Berliner Start-up FORMO bereits an einer veganen Käsealternative. Die Milchproteine werden hier von Mikroorganismen im Bioreaktor erzeugt.
Forstwirtschaft – Hitze, Dürre und Schädlingsbefall haben dem Wald in den vergangenen Jahren heftig zugesetzt und den Baumbestand dezimiert. Das Berliner Start-up Skyspeed will Abhilfe schaffen und Baumsamen per Drohnen ausbringen, wie Oliver Nägele in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung berichtet. Bei voller Belastung schafft es eine Drohne innerhalb von 20 Minuten bis zu zwei Hektar Land zu besäen. Die Samen von Birke, Erle, Lärche oder Kiefer werden zudem ummantelt, so dass sie gezielt abgeworfen werden können. Zugleich blockiert der Mantel Geruch und Geschmack der Samen, sodass Schnecken und Mäuse diese nicht fressen. Das Interesse an der Technologie ist groß, da sie zum Erhalt oder zur Vergrößerung von Wäldern und Wiesen eingesetzt werden kann. Zusammen mit der TU Freiberg hat das Unternehmen mittlerweile eine große Versuchsfläche angelegt.
Biotechnologie – Etwa sechs Millionen Pilzarten gibt es, nur etwa 120.000 sind bekannt oder erforscht. Mittlerweile erleben Pilze vor allem in der Biotechnologie eine Renaissance. Sabine Seifert stellt in der taz die Biotechnologin Vera Meyer vor, die an der Technischen Universität Berlin daran forscht, Pilze als Zellfabriken nutzbar zu machen. Pilze seien die Müllmeister der Natur und wahre Stoffwechselkünstler, sagt die Forscherin. Die Forschung dazu läuft auf Hochtouren. Pilzbasierte Verpackungsmaterialien, Leder und Kleidung aus reinem Pilzmyzel oder Burger aus Pilzen sind bereits am Start. Auch als Baumaterial könnten Pilze dienen, wie Meyer berichtet. „Das Myzel fungiert als Kleber, ist quasi ein Mörtel und kann Betonteile fest miteinander verbinden“, so die Biotechnologin. Langfristig könne das Material auch erdölbasiertes Styropor als Dämmstoff ersetzen, aber auch viel CO2 vermeiden.
Ernährung – Die EU hat kürzlich zwei weitere Insektenarten als Lebensmittel zugelassen. Neben Mehlkäfer, Wanderheuschrecke dürfen nun auch Hausgrillen und die Larven des Getreideschimmelkäfers zu Nahrungsmitteln verarbeitet werden. „Man kann Insekten durchaus als Mehl in diverse Lebensmittel einarbeiten, gerade ihr Nussaroma harmoniert oft sehr gut, sei es als Proteinteig im Brot, als Grundzutat für Pasta oder in Energieshakes für Sportler“, erklärt Folke Dammann, Gründer des Start-ups Snack Insects im Interview in der WirtschaftsWoche gegenüber Andreas Menn. Doch die proteinreiche Kost stößt hierzulande noch immer auf Ablehnung. Snack Insekts bietet bereits seit 2013 Speise-Insekten zum Kochen oder Pasta und Snacks aus Heuschrecken, Grillen, Mehl- und Buffalowürmer an. „Sie haben alle einen leicht nussigen Geschmack. Das besondere Aroma kommt dann eher durch die Zubereitung“, erklärt Dammann. Daher bietet das Start-up auch Kochkurse und Rezepte an, um die bestehenden Vorurteile gegen Insekten als Lebensmittel abzubauen.