Von Nobelpreisen und Öko-Start-ups
Der kompakte Medienrückblick: +++ Biolack gegen Schnecken +++ Nobelpreis für Kryo-Elektronenmikroskopie +++ Komplizierte Sojapflanze, großer Nutzen +++ Öko-Start-ups auf Investorensuche
Gartenplage – Schnecken sind eine Plage für alle Gärtner. Doch die Biologin Nadine Sydow hat ein neues Abwehrmittel entwickelt: Schnexagon. Es bildet eine biologische Schutzbarriere, die die Schnecken nicht überwinden können. Stina Kaerkes berichtet für die FAZ von der neuen Entwicklung, die das Ergebnis unzähliger Versuche ist. Denn Schnecken können ihr Klebesekret eigentlich an fast jeden Untergrund anpassen. Schließlich aber kam Sydow und dem Materialwissenschaftler Sandro Böhm der Zufall zu Hilfe: bei einer besonders offenporigen Tensidmischungen auf Gipsbasis bildete sich statt einer rauhen eine glatte Oberfläche, welche die Schnecken nicht überwinden konnten. Ihr Produkt erhielt ein Patent, und mittels Crowdfunding und Start-up-Wettbewerben wie der VOX-TV-Show „Die Höhle der Löwen“ konnten genug Geld und Investoren gesammelt werden, um Schnexagon in der neugegründeten Solvoluta GmbH mit Sitz in Kiel weiterzuentwickeln. Mittlerweile wird das Schneckenabwehrmittel nicht mehr auf Gipsbasis, sondern auf Basis von Naturhölzern in einer Holzölmanufaktur in Sehestedt am Nord-Ostsee-Kanal hergestellt. Das Mittel hat sich somit zu einem biobasierten, wetterfesten und fast transparenten Lack entwickelt, der völlig unbedenklich für jedes Lebewesen sei.
Biochemie – Jedes Jahr Anfang Oktober blickt die wissenschaftsorientierte Presse aufmerksam gen Stockholm, wo die Nobelpreisträger verkündet werden. In der Kategorie Chemie ehrte die Königlich Schwedische Akademie der Wissenschaften in Stockholm dieses Jahr den in Deutschland geborenen Biophysiker und mittlerweile in den USA forschenden Joachim Frank, den Schweizer Jacques Dubochet und den Briten Richard Henderson zu gleichen Teilen für ihre Entwicklung der Kryo-Elektronenmikroskopie. In der Presse wurde viel über die ausgezeichnete Methode der 3D-Mikroskopie berichtet: unter anderem beschrieb Kathrin Zinkant in der Süddeutschen Zeitung ausführlich die Hintergründe der Methode, und auch Ralf Krauter widmete dem Thema beim Deutschlandfunk eine ganze Sendung der Reihe „Forschung aktuell“. Kurz zusammengefasst basiert die Errungenschaft darauf, dass es Dubochet gelang, durch blitzartiges Einfrieren der Proben auf fast minus 200 Grad Celsius den flüssigen Charakter des Wassers zu konservieren, ohne die Struktur der Moleküle zu verändern. Frank entwickelte eine Methode, um aus verschiedenen Aufnahmen auf dreidimensionale Strukturen schließen zu können und Henderson gelang es schließlich, die erste kryo-elektronenmikroskopische Struktur eines Biomoleküls zu ermitteln. Mithilfe dieser Methode konnte unter anderem erst kürzlich geklärt werden, wie und durch welche Kompartimente der Zelle Algen solche Meister der Kohlenstoffdioxidfixierung sind.
Ernährung der Zukunft – Viele Menschen achten immer mehr auf eine nachhaltige Ernährung. Dazu gehört auch der Ersatz von tierischen Proteinen mit pflanzlichen, beispielsweise aus Hülsenfrüchten wie Soja. Tatsächlich wird Soja immer gefragter, berichtet Gudrun Janicke für die Berliner Zeitung. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes wurden 2015 etwa 3,8 Mio. Tonnen aus Südamerika und China importiert. Da aber immer mehr Verbraucher regionale Produkte verlangen, wachsen die Chancen für den heimischen Anbau dieser Hülsenfrüchte. Allerdings lässt der Durchbruch noch auf sich warten. Denn obwohl die Pflanze viele Vorzüge hat – sie ist ein hervorragender natürlicher Stickstofflieferant und bietet einen 40%igen Eiweißgehalt – so ist sie doch nicht ganz einfach im Anbau. Denn die Pflanze liebt Wärme, benötigt bei großer Trockenheit Bewässerung und muss möglichst unkrautfrei gehalten werden. Vor allem die fehlende Ertragssicherheit schreckt viele Landwirte noch immer ab.
Öko-Start-ups - Mehr als jede fünfte Neugründung in Deutschland hat einen ökologischen Ansatz. Damit ist die Branche landesweit die zweitwichtigste für Gründungen nach dem Handel. Bei manchen steht dabei der Ökoaspekt an erster Stelle, für andere ist es eher ein Zusatz, denn, so berichtet es Lea Hampel für die Süddeutsche Zeitung, ein gutes grünes Gewissen verkauft sich heute oftmals besser. Die Finanzierung einer Neugründung wird jedoch durch Umweltaspekte kaum einfacher. Denn egal in welcher Branche, Investoren interessieren sich vor allem für die Wachstumsaussichten, und die Endkunden wollen wissen, wie viel sie durch das neue Produkt einsparen können. Auch das technische Know-how, das vielen Energie- und Umwelttechnologien zu Grunde liegt, kann abschreckend wirken, wenn es den potenziellen Investoren nicht anschaulich genug erklärt wird. Zudem muss oft jahrelang in Forschung und Entwicklung investiert werden, bevor feststeht, ob eine neue Technologie rentabel ist. Und häufig stehen auch rechtliche Hürden der Realisierung von Projekten im Weg: beispielsweise wären Insekten als Lebensmittel eine gute Möglichkeit, Ernährungsprobleme zu bekämpfen. Doch während auf EU-Ebene die Gesetze hier viel offen lassen, sind in Deutschland Insekten als Nahrungsmittel (noch) verboten. Momentan sei es deshalb vor allem für grüne Start-ups besonders wichtig, möglichen Investoren gegenüber die nötige wirtschaftliche Expertise beweisen zu können. Das Fazit der Autorin: Der gegenwärtige Konsumtrend zur Nachhaltigkeit wird bei etlichen Investoren wachsendes Interesse hervorrufen und somit auch die Gründungschancen für grüne Start-ups verbessern.