Von Löwenzahn-Kautschuk und Spinnenseide
Der kompakte Medienrückblick: Reifen aus Russischem Löwenzahn +++ Spinnenseide für die Medizin +++ Klimafreundlicher Zement +++ Hanf als Rohstoff der Zukunft
Landwirtschaft – Die Reifenindustrie nennt es das „weiße Gold“ – eine weiße Flüssigkeit, die aus der Wurzel des Russischen Löwenzahns gewonnen wird und ähnliche Eigenschaften aufweist wie das Produkt des Kautschukbaumes, das zur Reifenherstellung genutzt wird. Seit Jahren tüftelt der Reifenhersteller Continental gemeinsam mit Forschenden der Universität Münster daran, den Löwenzahnkautschuk im großen Stil hierzulande zu produzieren, wie Tomma Schröder im Deutschlandfunk berichtet. Der echte Russische Löwenzahn stammt ursprünglich aus dem Tian-Shan-Gebirge in Kasachstan und wird gegenwärtig auf Versuchsflächen in Anklam angebaut. Das Entwicklerteam ist überzeugt, dass die Ausbeute pro Hektar zukünftig durchaus mit den Kautschukbaum-Plantagen in den Tropen und Subtropen mithalten kann. Erste Prototypen von Reifen für Auto, LKW und Fahrrad wurden bereits hergestellt. Für Aussaat, Pflege und Ernte des Russischen Löwenzahns müssen jedoch noch spezielle Maschinen entwickelt werden.
Biotechnologie – Künstliche Gelenke oder Implantate sind Fremdkörper, die im schlimmsten Fall vom Körper abgestoßen werden oder Entzündungen hervorrufen können. Eine Lösung bietet die Natur: Spinnenseide. Sie ist extrem belastbar, widerstandsfähig sowie antibakteriell, proteinreich und biologisch abbaubar. Auf Grund dieser Eigenschaften ist sie bestens für medizinische Anwendungen geeignet, wie Marlen Schubert in der Frankfurter Rundschau schreibt. Für die industrielle Anwendung wird Spinnenseide jedoch biotechnologisch im Labor hergestellt. Einem Team um den Bayreuther Biochemiker Thomas Scheibel war es gelungen, ein Biomaterial aus biotechnologisch hergestellten Proteinen der Spinnenseide herzustellen, das für medizinische Anwendungen geeignet ist. Diese Proteine wurden künstlich mit Hilfe von gentechnisch veränderten Bakterien hergestellt. Mit der künstlich hergestellten Spinnenseide werden bereits Implantate, wie Brustimplantate, beschichtet. Neben der Medizin profitieren aber auch die Kosmetikbranche und die Textilindustrie von dem Biomaterial.
Bauindustrie – Etwa acht Prozent der CO2-Emissionen verursacht die Zementproduktion. Forschende der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) und der Universidade Federal do Pará im brasilianischen Belém haben nun eine klimafreundliche Alternative gefunden. Wie Thomas Harmsen in der Berliner Zeitung berichtet, greift das Team auf ein ungenutztes Abraumprodukt der Bauxitförderung als Rohstoff zurück – auf Belterra-Lehm. Dabei handelt es sich um eine Tonschicht, die die Bauxitlagerstätten wie beispielsweise im Amazonasbecken bedeckt. Der Vorteil: Belterra-Lehm enthält aluminiumhaltige Minerale in großen Mengen, braucht keine zusätzliche Behandlung und muss nicht extra erschlossen werden, da er mit abgetragen wird. Etwa 50 bis 60 Prozent des Calciumcarbonats, das für die Zementherstellung benötigt wird, können zudem durch Belterra-Lehm ersetzt werden. Auch in Deutschland soll nun untersucht werden, ob es Abraumquellen gibt, die eine klimafreundliche Zementproduktion ermöglichen.
Umwelt – Hanf ist eine der ältesten Nutzpflanzen der Welt. Schon in der Jungsteinzeit haben Menschen die Fasern und Samen der Cannabispflanze genutzt, um daraus Textilien und Speiseöl herzustellen. Dennoch blieb das Potenzial der Hanfpflanze viele Jahre im Verborgenen, weil der Anbau hierzulande verboten war. Mittlerweile rückt die uralte Kulturpflanze wieder verstärkt in den Fokus der Forschung, wie Kathrin Konyen in der Süddeutschen Zeitung berichtet. Denn Cannabis sativa, so ihr botanische Name, hat viele Vorteile. Sie wächst schnell und hoch, kann mit ihren tief wachsenden Wurzeln auch in trockenen Gebieten an Wasser herankommen und kommt ohne Pflanzenschutzmittel aus. Doch die Pflanze ist nicht nur anspruchslos, sondern speichert ebenso große Mengen CO2. Auf einem Hektar kann Hanf demnach bis zu 13 Tonnen Kohlenstoffdioxid im Jahr binden. Forschende sind überzeugt, dass Hanf ein Rohstoff der Zukunft ist. Aus den verschiedenen Pflanzenteilen und -arten können Textilfasern, Baumaterial, Heil-, aber auch Lebensmittel hergestellt werden.