Von leuchtenden Pflanzen und Rewilding
Der kompakte Medienrückblick: Pilz-Gen bringt Pflanzen zum Leuchten +++ Europa braucht mehr Natur +++ Mit Heißwasser gegen Unkraut +++ Recycling mit Mikroben gescheitert
Pflanzenforschung – Es gibt Lebewesen, die die Fähigkeit haben, von selbst oder mit Hilfe von Symbionten Licht zu erzeugen. Die wohl bekannteste Lichtquelle in der Natur ist das Glühwürmchen. Doch auch Pflanzen können leuchten, wie Forscher in der Vergangenheit bereits gezeigt haben. Nun hat ein internationales Forscherteam die Leuchtkraft bei Pflanzen noch einmal deutlich verstärkt, wie die Frankfurter Rundschau berichtet. Dafür schleusten die Wissenschaftler ein Pilz-Gen in eine Tabakpflanze ein. Um die so genannte Biolumineszenz des Pilzes zu verstärken, konzentrierten sich die Forscher auf ein Molekül mit dem Namen Kaffeesäure, das Pflanzen zur Bildung von Zellwänden benötigen. In Kombination mit vier verschiedenen Enzymen kann das Molekül Licht erzeugen. Das Einschleusen der Pilz-DNA ließ die Tabakpflanze im Ergebnis heller leuchten, als es bisher möglich war. Die Forscher hoffen, mit diesem neuen "Bio-Licht" die Prozesse im Inneren einer Pflanze nun noch besser untersuchen zu können.
Umwelt – Intakte Ökosysteme sorgen nicht nur für Artenvielfalt, sondern sind auch gut für das Klima und für die Gesundheit der Menschen. In Europa gibt es sie jedoch so gut wie nicht mehr. Teilweise gilt das sogar für die Alpen und die Pyrenäen, wie Brigitte Kramer in der Süddeutschen Zeitung berichtet. Darin stellt die Autorin ein aktuelles Strategiepapier vor, das Ökologen als Wegweiser zur europäischen Biodiversitätsstrategie 2030 erstellt haben. Die Forderung der Forscher: Europa braucht wieder mehr Wildnis. Sie plädieren für ein Umdenken in Richtung Rewilding. Unter anderem sollen auf Brachland wieder funktionierende Ökosysteme entstehen, aber auch Landstriche regeneriert werden, die derzeit noch intensiv genutzt werden. Da sich ausgelaugte Böden nicht selbstständig regenerieren, müssen dort fehlende Arten wieder angesiedelt werden. An Flächen dafür mangelt es nach Ansicht der Studienautoren nicht. Den Forschern zufolge werden bis 2030 riesige Agrarflächen von der Größe Portugals aus der Nutzung herausfallen. Dass das Konzept funktioniert, zeigen bereits Brachflächen sowie Grenz- und Gebirgsregionen, die unbesiedelt sind. In dem Rewilding-Konzept sehen die Autoren eine Chance, dass Menschen in ihrer Region bleiben können und mit Naturtourismus oder Umweltschutz neue Einkommensquellen finden.
Chemie – Der Einsatz des Unkrautvernichters Glyphosat ist seit langem umstritten. Doch vielerorts wird das Herbizid weiterhin genutzt, um Wildwuchs zu bekämpfen. So auch bei der Deutschen Bahn. Das Unternehmen setzt das Herbizid ein, um dem Wildwuchs entlang des Schienenweges Herr zu werden. Doch es gibt umweltfreundliche Alternativen, wie Ralf Nestler im Tagesspiegel berichtet. Gemeinsam mit der Schweizer Bahn testet die Deutsche Bahn ob sich der Pflanzenwuchs auch mit heißem Wasser bekämpfen lässt. Das Heißwasser verändert die Zellstruktur der Pflanzen und verhindert damit den Wassertransport. Die Erfolgsquote liegt bei nahezu 100 Prozent. Noch ist die Spritztechnik aber nicht ausgereift und der Energiebedarf für das Aufheizen zu hoch. An der Hochschule Luzern tüfteln Forscher auch an einem Roboter, der sich am Streckenrand autonom ums Grün kümmern soll. Vielversprechend scheint ebenfalls das „electric weeding“. Hier wird über eine Elektrode eine Hochspannung mit 15 Kilovolt in den Boden gebracht. Der Strom fließt durch die wasserhaltigen Pflanzenteile bis zur Rückelektrode und führt schließlich zum Absterben der Pflanzen. Auch Versuche mit einer organischen Säure, die weniger giftig für Organismen und besser biologisch abbaubar ist, zeigen bei der Unkrautbekämpfung Erfolge. Noch sind die Alternativen nicht soweit entwickelt, dass sie großflächig eingesetzt werden können.
Biotechnologie - Kabel, alte Handys oder Elektroschrott: In Müllverbrennungsanlagen fällt tonnenweise Sondermüll an, da die Schlacke aus dem Ofen Schwermetalle enthält. Doch neben den giftigen Substanzen sind in der Asche auch wertvolle Stoffe wie Silizium. Diese Potenzial wollten Tübinger Forscher nutzbar machen. Mithilfe spezieller Bakterien sollten giftigen Substanzen aus der Müllschlacke gefiltert werden, um den Rest zu recyceln. Doch dieses ambitionierte Vorhaben ist leider gescheitert, wie Karl Urban in der Deutschlandfunk-Sendung Forschung aktuell berichtet. Ein Problem waren die Bakterien, die nicht schnell genug und zudem in saurem Milieu arbeiteten, was anderes wertvolles Material unbrauchbar machte. Auch ein spezielles Reagenz und ein neues chemisches Verfahren brachten keinen Erfolg. Letztendlich scheiterte das Projekt aber vor allem am Gutachterausschuss des Deutschen Instituts für Bautechnik. Den Experten zufolge werden zwar die meisten giftigen Metalle aus der Schlacke entfernt, aber nicht das Kupfer. Hier werde der zulässige Grenzwert überschritten. Den Forschern bleibt derzeit nur die Hoffnung, dass der Grenzwert angehoben wird.