Von Laborfleisch und Agrophotovoltaik
Der kompakte Medienrückblick: Mit Kreislaufwirtschaft weniger Abfall +++ Mischwälder trotzen Klimawandel +++ Landwirtschaft unter Solarpaneelen +++ Laborfleisch im Trend
Abfallwirtschaft – Ob Kleidung, Elektronik oder Einwegprodukte: Vieles, das noch brauchbar ist, landet vorzeitig im Müll. Damit werden nicht nur kostbare Ressourcen verschwendet, sondern auch Umwelt und Klima belastet. In der taz beschreibt Heike Holdinghausen, wie die Kreislaufwirtschaft die CO2-Emissionen der Abfallwirtschaft reduzieren und damit entscheidend zum Klimaschutz beitragen kann. Ausgehend vom Basisjahr 2018 wurde in einer Studie das Treibhausgas-Einsparpotenzial im Jahr 2035 für insgesamt zehn Abfallarten errechnet: Papier, Glas, Kunststoffe, Eisenmetalle, Aluminium, Holz, Textilien, Altreifen, Bioabfälle und Restmüll. Sollten die geltenden EU-weiten Gesetze und Regeln von allen Mitgliedstaaten umgesetzt werden, würde die europäische Kreislaufwirtschaft im Jahr 2035 rund 150 Millionen Tonnen CO2 weniger ausstoßen als 2018. Sollten jedoch Maßnahmen darüber hinaus realisiert werden, würde sich der positive Klimaeffekt sogar verdoppeln. Die Autoren der Studie plädieren dafür, Produkte so zu gestalten und zu nutzen, dass sie kreislauffähig werden.
Forstwirtschaft – Nicht nur in der Landwirtschaft schaden Monokulturen der Artenvielfalt. Auch der Artenreichtum in Wäldern ist ein Garant, um das Ökosystem Wald gegen den Klimawandel zu schützen, wie Roland Knauer im Tagesspiegel berichtet. Mehrere Studien haben gezeigt, dass artenreiche Wälder nicht nur Wetterextremen besser trotzen können. Sie sind auch eine Art Versicherung gegen den Klimawandel, weil sie mehr Kohlendioxid aus der Luft holen und so dem Temperaturanstieg entgegenwirken. So haben Forschende der Universität Freiburg an Bäumen die Reaktionen von Regenwald auf Trockenperioden untersucht. In den Dürrephasen drosselten selbst Bäume ihre Aktivität, deren Wurzeln das Grundwasser im Untergrund erreichten. Auch die weniger empfindlich auf Dürren reagierenden Bäume reduzierten ihre Biomasseproduktion deutlich und brauchten Monate, um das frühere Aktivitätslevel wiederzuerlangen. Auch Forschende vom Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig stellten fest, dass Baumarten in Wäldern unterschiedlich gut mit Wetterextremen wie Trockenperioden oder anhaltenden heftigen Regenfällen umgehen können. Ein Vergleich zwischen Mischwäldern und Parzellen mit unterschiedlichen Monokulturen ergab, dass artenreiche Waldparzellen nach einem Jahrzehnt am produktivsten waren.
Landwirtschaft – In Deutschland werden knapp 18% der Ackerflächen zum Anbau von Energiepflanzen wie Raps und Sonnenblumen genutzt. In der Vergangenheit gab es dafür viel Kritik, da Lebensmittelproduktion und Stromerzeugung bei der Landnutzung konkurrierten. Doch es geht auch anders. Michaela Haas stellt in der Süddeutschen Zeitung die Hofgemeinschaft Heggelbach vor, die Bio-Landwirtschaft unter Solarpaneelen betreibt. Die Agrophotovoltaikanlage am Bodensee wurde mit Hilfe des Bundesforschungsministeriums, des Freiburger Fraunhofer Instituts für Solare Energiesysteme (ISE) und der Uni Hohenheim gebaut. Sie umfasst eine Fläche von 2.500 Quadratmetern. Unter einer Stahlkonstruktion mit 720 Solarpaneelen gedeihen Kartoffeln, Weizen, Kleegras und Sellerie. Der etwas geringere Ernteertrag von bis zu 15% wird hier durch die hohe Stromernte ausgeglichen. Forschende der Oregon State University hatten bereits errechnet: Würde nur ein knappes Prozent der weltweiten Anbauflächen mit Solarmodulen bebaut, könnte der globale Strombedarf gedeckt werden.
Ernährung – Um die wachsende Bevölkerung auch in 20 Jahren noch ernähren zu können, suchen Forschende seit langem nach Alternativen. Eine vielversprechende Option könnte Laborfleisch sein. Dafür werden Muskelstammzellen von Huhn oder Rind in der Petrischale kultiviert. 2013 hat das niederländische Start-up Mosa Meat die ersten Burgerpatties präsentiert. Damals kostete die Entwicklung knapp 200.000 Euro. Mittlerweile sind es weltweit 80 Start-ups und Forschungslabore, die an zellbasiertem Fleisch arbeiten. Doch bis zur Ladentheke im Supermarkt ist es noch ein weiter Weg. Lena Solberg berichtet im 3sat-Wissensmagazien NANO über Fortschritte und Hürden bei der Laborfleischentwicklung und zeigt, dass die Mehrheit der Verbraucher der Lebensmittel-Innovation noch skeptisch gegenübersteht. Forschende sind sich indes einig: Laborfleisch ist der Schlüssel zu einem neuen Lebensmittelmarkt, der bereits heute Investoren weltweit zu Investments in Milliardenhöhe anregt. 2024 sollen die ersten Produkte auf den Markt kommen. Bis dahin müssen nicht nur Entwicklungs- und Zulassungshürden genommen, sondern auch die Vorurteile der Verbraucher abgebaut werden.