Von Laborburgern und Erdölsteaks
Der kompakte Medienrückblick: +++ Debatte um Genome Editing bei Pflanzen +++ Fleisch aus dem Labor +++ Mikroben als Ernährer +++ Maisschädling bedroht Afrika
Lebensmitteltechnologie - Nahrung muss nicht auf dem Acker wachsen. Mithilfe von Mikroorganismen lassen sich Proteine und Kohlenhydrate auch in biotechnischen Industrieanlagen herstellen. SZ-Autorin Andrea Hoferichter porträtiert einige Vordenker der Vision von Bakterien als Nahrungslieferanten der Zukunft. So experimentiert das kalifornische Start-up Kiverdi mit Wasserstoffbakterien. Sie benötigen für ihre Stoffwechselaktivität nur Kohlendioxid und Wasserstoff, jedoch kein Licht. Mikroben wie etwa Hefen waren bereits in den Weltkriegen wichtige Nahrungsmittellieferanten. Heute sei das Thema wieder aktuell - ein Treiber sei der Trend zur vegetarischen Ernährung. Das kalifornische Start-up "Perfect Day" produziert aus Hefen eine Milchalternative. Und der Futtermittelhersteller Calysta produziert Fischmehl aus Erdgas - und lässt damit die Idee eines "Erdölsteaks" aufleben. Dem Bericht zufolge wurde in Nordengland eine Industrieanlage eingeweiht.
Lebensmitteltechnologie - Das Nachrichtenmagazin Der Spiegel beschäftigt sich in seiner aktuellen Titelgeschichte mit dem Fleischverzehr heute und dem der Zukunft. Das Autorenteam hat das Unternehmen "Impossible Foods" in Kalifornien besucht. Es stellt pflanzenbasiertes Fleisch her. Eine Schlüsselzutat der Rezeptur ist Leghämoglobin - ein mit dem Blutfarbstoff Hämoglobin verwandtes Molekül aus Wurzelknöllchen von Soja. Das Unternehmen stellt das Protein in biotechnologischen Industrieanlagen her. Die Buletten bestehen außerdem aus Sojaprotein, Kartoffel- und Weizeneiweiß. Der Text thematisiert das Problem des "Planets Fleisch" - nur wenn sich die Essgewohnheiten ändern, ist eine globale Klima und Ökokrise abwendbar. Ebenfalls beleuchtet wird die stammzellbasierte Fleischproduktion im Team von Mark Post aus Maastricht in den Niederlanden. Nachdem die Forscher 2013 den ersten Hamburger aus dem Labor präsentierten, haben sie offenbar große Fortschritte gemacht. Nun soll die Massenproduktion von Fleisch in Bioreaktoren ins Visier genommen werden.
Pflanzenzüchtung - In der FAS beschäftigt sich Sonja Kastilian mit den neuen Pflanzenzüchtungstechniken des Genome Editing und wie man seitens der Politik und den Regulierungsbehörden damit umgehen sollte. Die neuen Verfahren wie CRISPR-Cas lösen Punktmutationen im Erbgut von Nutzpflanzen aus - diese Veränderungen unterscheiden sich nicht von natürlich entstehenden Mutationen. Die Autorin berichtet von einer Diskussionsveranstaltung zu dem Thema "Brauchen wir eine neue Gentechnik-Definition?" zu der Leopoldina, DFG und Ethikrat nach Berlin geladen hatten. Kastilian hat zudem mit Detlef Bartsch vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit gesprochen. Bartsch betont: Eine Mutation, die genauso natürlich entstehen könnte, führt laut geltendem Recht nicht zu einem gentechnisch veränderten Organismus (GVO).
Landwirtschaft - Ein gefürchteter Maisschädling, der Herbst-Heerwurm, breitet sich in Afrika weiter aus. Volkart Wildermuth berichtet in der Deutschlandfunk-Sendung "Forschung aktuell", wieso der aus Südamerika eingeschleppte Schädling ein so großes Problem ist. In nur einem Jahr hat sich der Schädling von Nigeria bis ins 5.000 Kilometer entfernte Südafrika ausgebreitet. Auf einigen Feldern gingen Dreiviertel der Ernte verloren. Eine Strategie: Sprühen von Bt-Toxin oder der Einsatz von gentechnisch verändertem Bt-Mais. Doch auch in Afrika sind bei den Schädlingen bereits Resistenzen aufgetreten.