Von Insektenfarmen und KI-Formeln
Der kompakte Medienrückblick: +++ Mehr Transparenz bei Lebensmitteln +++ Neue Insektenfarm in Niederlanden +++ Mit KI gegen den Wegwerftrend +++ Städtische Wälder durch Pilz bedroht
Lebensmittel – Wo kauft der Bäcker von nebenan sein Mehl? Woher bezieht das Restaurant sein Fleisch? Solche und ähnliche Fragen stellen sich immer mehr Verbraucher. Doch nur selten gibt es Antworten darauf – nicht zuletzt, weil es an Transparenz fehlt. Martin Hogger stellt in der Süddeutschen Zeitung das Start-up Regiothek vor, das eine Art Wikipedia für „ehrliches Essen“ etablieren will. Derzeit konzentriert sich das in Passau beheimatete Jungunternehmen noch auf regionale Erzeuger. Seit einem halben Jahr ist das Team um Initiator und Gründer Alexander Treml dabei, Kunden zu akquirieren. Mithilfe der von ihnen entwickelten Plattform wollen die Regiothek-Macher Lieferketten sichtbar machen. Doch nicht jeder darf auf die Plattform. Die Unternehmen müssen zu kompletter Transparenz bereit und die Lebensmittel umweltschonend und fair produziert sein. Das Ziel: kleine Strukturen stärken und dem Trend zu Großbetriebe entgegenwirken.
Tierfutter – In den Niederlanden gibt es derzeit 25 Insektenfarmen. In Bergen ob Zoom hat nun König Willem-Alexander höchstpersönlich Europas modernste Produktionsstätte dieser Art eröffnet, berichtet Andrew Müller in der taz. In der Anlage des Unternehmens Protix sollen Insekten als Tierfutter für Fische und künftig auch Schweine und Geflügel gezüchtet werden. Die Firma gibt an, nach dem Prinzip der Kreislaufwirtschaft zu produzieren und zur Aufzucht der Insekten pflanzliche Nahrungsmittelreste als Futter zu verwenden. Konkrete Angaben dazu liefert das niederländische Unternehmen zwar nicht. Doch allein die Anwesenheit des royalen Gastes bei der Werkseröffnung ist für den deutschen Insektenproduzenten, die Hermetia GmbH, ein Zeichen, welchen Stellenwert die aufstrebende Branche im Nachbarland genießt. Hierzulande würden den Herstellern noch „viele Steine in den Weg gelegt“, erklärt Hermetia-Geschäftsführer Heinrich Katz.
Handel – Millionen Tonnen an Lebensmitteln landen jährlich im Abfall, obwohl sie noch essbar sind. Der Einzelhandel versucht gegenzusteuern und bietet Produkte, deren Haltbarkeitsdatum fast erreicht und schon abgelaufen ist, zu deutlich reduzierten Preisen an. Die niederländische Supermarktkette Albert Heijn will der Lebensmittelverschwendung nun mit Künstlicher Intelligenz begegnen, wie Michael Gassmann in der Welt berichtet. Mit dem Konzept der dynamischen Preisreduzierung soll der optimale Verkauf von verderblicher Ware verbessert werden. Das Prinzip: Frische-, Milch- oder Fleischprodukte werden automatisch um zehn bis 60% reduziert, sobald das Haltbarkeitsdatum näher rückt. In den Algorithmus fließen auch Wetterdaten, Rabattangebote oder Offerten der Konkurrenz mit ein. So soll das System lernen, für jedes einzelne Produkt zu jeder Zeit den richtigen Verkaufspreis zu ermitteln. Das Programm wurde von dem niederländisch-israelischen Start-up Wasteless entwickelt. Es wird bereits in Spanien und Italien erfolgreich eingesetzt. Allein in Spanien sank das monatliche Abfallaufkommen innerhalb von drei Wochen um ein Drittel. Anfragen aus Frankreich, Großbritannien und den USA gibt es bereits. Deutschland reagiert darauf noch zurückhaltend.
Forstwirtschaft – Der Hitzesommer 2018 hat in den Bäumen Spuren hinterlassen. Besonders schwer betroffen sind die Wälder in Ballungsgebieten, weil es dort noch trockener und heißer war als auf dem Land, wie Stefan Michel in der Deutschlandfunk-Sendung „Umwelt und Verbraucher“ berichtet. Bei den Temperaturen konnten sich Pilze und deren Sporen ausbreiten, gegen die die Pflanzen keine Abwehrkräfte haben. So mussten im Rheinland und Ruhrgebiet vielerorts vom Rußrindenpilz befallene Bergahorne gefällt werden. Auch in Köln bleibt Stadtgärtnern nur noch die Kettensäge, um das Eschentriebsterben zu stoppen. Und die nächste Baumseuche steht schon vor der Tür: In Frankreich wütet bereits der Platanenkrebs. Experten zufolge ist es nur eine Frage der Zeit, dass der aus Nordamerika eingeschleppte Pilz die Grenze nach Deutschland passiert. Den Erreger einzudämmen ist kaum möglich. Denn die Pilzsporen sind sehr leicht und verbreiten sich in Windeseile. Experten sehen neben hygienischen Maßnahmen im Importverbot von Bäumen eine wirksame Waffe, um die Übertragung derartiger Krankheitserreger zu verhindern. Dafür müssten sich die Importbestimmungen aber radikal ändern, heißt es in dem Artikel.