Von Gentech-Weizen und virtuellen Weiden
Der kompakte Medienrückblick: Bioplastik aus Abfällen +++ Erster Gentech-Weizen zugelassen +++ Google testet Agrarroborter +++ GPS-Halsband für Kühe
Bioplastik – Kunststoffe werden wegen ihrer langen Haltbarkeit geschätzt. Doch das ist auch das Problem. Denn einmal in der Natur, brauchen sie viele hundert Jahre ehe sie abgebaut sind. Damit wird das begehrte Material zum Umweltproblem. Der Fokus stellt zwei Hamburger Forscherinnen vor, die eine Lösung parat haben. Anne Lamp und Johanna Baare von der TU Hamburg haben einen Bio-Kunststoff entwickelt, der im Gegensatz zu herkömmlichem Plastik innerhalb von zwei Wochen in der Natur abgebaut werden kann. Dafür nutzen sie Reststoffe, die in der Nahrungsmittelindustrie anfallen. Denn die Natur selbst, so die Forscherinnen, ist in der Lage, Polymere herzustellen, die sich wieder abbauen können. Bisher werden diese Polymere meist noch künstlich hergestellt.
Gentechnik – Gentechnisch veränderte Lebensmittel sind umstritten. Innerhalb Europas ist der Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen sogar untersagt. Mit Argentinien hat nun der erste Staat weltweit den Anbau einer genmanipulierten Weizensorte zugelassen, wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtet. Die Sorte HB4 wurde vom Unternehmen Bioceres und der staatlichen Universidad Nacional del Litoral (UNL) entwickelt und soll auf Grund der gentechnischen Veränderung widerstandsfähiger gegenüber Trockenheit sein. Sie soll unter den Gegebenheiten etwa 20% mehr Ertrag als herkömmliche Sorten liefern. Ob die gentechnisch veränderte Weizensorte den Sprung auf den Markt schafft, ist auch vom Zuspruch Brasiliens abhängig. Das Land bezieht 45% des Weizens aus Argentinien und gehört damit zu den Großabnehmern. Auf Grund der fehlenden Akzeptanz gegenüber genmanipulierten Sorten im In- und Ausland sehen Saatgutexperten die Zulassung eher skeptisch. Argentinien ist der viertgrößte Weizenexporteur der Welt.
Landwirtschaft - Der Trend der Digitalisierung hat längst auch die Landwirtschaft erfasst. Denn Hightech auf dem Feld kann helfen, die Landwirtschaft nachhaltiger zu machen. Großunternehmen haben das Potenzial erkannt und das Forschungsfeld auf die Agenda gehoben. So präsentiert auch Googels Mutterkonzern Alphabet einen Roboter, der Landwirten helfen soll, ihre Ernteerträge zu verbessern. Wie der Stern berichtet, werden hier bei der Fahrt über den Acker autonom einzelne Pflanzen bis ins Detail untersucht und so gewaltige Datenmengen gesammelt, die ermitteln können, wie hoch die Gewächse werden und wie viele Früchte auf einem Feld wachsen. Mit Hilfe künstlicher Intelligenz soll der Roboter künftig Landwirten bei der Unkrautbekämpfunghelfen, den perfekten Zeitpunkt für Aussaat und Ernte nennen oder Informationen liefern, wie Pflanzen tatsächlich wachsen und auf ihre Umwelt reagieren. Prototypen des Roboters wurden bereits auf Erdbeerfeldern in Kalifornien und Sojafeldern in Illinois getestet. Wann der Roboter auf den Markt kommt, steht noch nicht fest. Ein Schwerpunkt ist der Schutz der sensiblen Daten. Entwickelt wurden die Buggys vom Projekt Mineral – einem Teil von Alphabets Forschungsabteilung "X".
Landwirtschaft – Kühe, die auf Weiden grasen, sieht man hierzulande selten. Das Gros der Tiere wird auf engstem Raum in Ställen gehalten. Das könnte sich jedoch ändern. Julia Kaulbars stellt in der 3sat-Sendung nano ein Projekt vor, das die Weidewirtschaft in Deutschland ankurbeln soll. Agrarwissenschaftler der Universität Göttingen testen hier einen virtuellen Zaun, der per App bestimmt, wo Kühe grasen dürfen. Die Tiere tragen dafür ein GPS-Kontrollkästchen um den Hals, das beim Erreichen des unsichtbaren Zaunes ein akustisches Signal abgibt und den Tieren die Grenze aufzeigt. Ein sanfter Stromschlag, zehnmal schwächer als bei elektrischen Zäunen, hält die Kühe zurück, wenn sie ausbrechen wollen. Dem Tierwohl schadet diese Methode nicht. Die Kühe haben sich nach kurzer Zeit an die Signale gewöhnt. Das Potenzial ist jedoch weitaus größer. Mit Hilfe der App könnten auch schwer zugängliche Weidegebiete wieder genutzt werden. Zudem steht den Tieren hochwertiges Futter zur Verfügung und muss nicht teuer angeschafft werden. Als nächstes soll die App so erweitert werden, dass sie auch Informationen zum Zustand der Weiden liefert. Mit Hilfe der Technologie ließen sich nach Überzeugung der Forscher nachhaltige Produktion und Umweltschutz in der Landwirtschaft verbinden.