Von essbaren Verpackungen und Biochemikalien
Der kompakte Medienrückblick: Biochemikalien aus nachwachsenden Rohstoffen +++ benutzte Windeln als Baumaterial +++ Zu viel Gülle in Nord- und Ostsee +++ Essbare Biofolie aus Eierschalen
Chemie – Fossile Rohstoffe wie Erdöl durch pflanzliche Roh- und Reststoffe zu ersetzen, ist ein wichtiger Schritt beim Aufbau einer biobasierten und nachhaltigen Wirtschaft. Nicht nur Forschende, auch Unternehmen setzen bei der Herstellung ihrer Produkte auf biobasierte Chemikalien aus nachwachsenden Rohstoffen. Als Verarbeiter von Rüben, Zichorien, Reis, Mais, Kartoffeln und Weizen sitzt Europas größter Zuckerproduzent Südzucker bereits an den Quellen nachwachsender Rohstoffe. Nun will das Unternehmen die Produktion biobasierter Materialien weiter ausbauen. Im Chemiepark Zeitz, in Sachsen-Anhalt, will der Konzern eine Anlage bauen, die Ethanol zum chemischen Lösemittel Ethylacetat weiterverarbeitet, wie Bernd Freytag in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung schreibt. Als Drehscheibe will Südzucker dafür seine Tochtergesellschaft Cropenergies nutzen: Sie produziert heute schon in Deutschland, Belgien, Großbritannien und Frankreich sogenanntes Bioethanol aus nachwachsenden Rohstoffen für die Kraftstoffindustrie. Die Anlage zur Produktion der Biochemikalien wäre dem Unternehmen zufolge die Erste dieser Art in Europa.
Bauindustrie – Die Bauindustrie ist für etwa 38 % der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich. Vor allem Beton gilt als besonders klimaschädlich, weil zur Herstellung Kies und Sand benötigt werden, also Ressourcen, die knapp werden. Hinzu kommt das Bindemittel Zement, dessen Herstellung ebenfalls großen Mengen des Klimagases verursacht. Weltweit suchen Forschende daher nach neue Rohstoffen, um das Bauen in Zukunft umweltfreundlicher zu machen. Ein Forschungsteam der japanischen Universität Kitakyushu zeigt nun, dass dieses Potenzial auch in gebrauchten Windeln steckt, wie die Zeit berichtet. Gewaschen, desinfiziert und geschreddert könnten sie in tragenden Teilen eines einstöckigen Hauses bis zu 27 % des Sands im Beton und bis zu 40 % des Sands im Mörtel ersetzen, heißt es in der Studie, die im Fachmagazin Scientific Reports veröffentlicht wurde. Auf der Grundlage der Bauvorschriften für Indonesien stellten die Forschenden aus dem ungewöhnlichen Baumaterial Betonmischungen mit verschiedenen Anteilen an Windeln anstelle von Sand her und ließen die Mischungen 28 Tage lang aushärten. Die Forschenden errechneten, dass für ein 36 Quadratmeter großes Haus mit einem Baumaterialbedarf von 22,79 Kubikmetern 1,73 Kubikmeter Windelabfall eingesetzt werden könnten.
Fischerei – Die Düngepraxis in der Landwirtschaft ist mitverantwortlich für den Rückgang der Biodiversität an Land. Aber auch der Artenreichtum in Nord- und Ostsee wird dadurch beeinträchtigt, wie Tomma Schröder im Deutschlandfunk berichtet. Denn noch immer landen zu viele Nährstoffe aus der Landwirtschaft – insbesondere Gülle aus der Massentierhaltung – im Meer. Die Folgen sind große Mengen absterbende Algen, die am Meeresgrund den Sauerstoff aufzehren. Dadurch entstehen sogenannte Todeszonen für Fische – Bereiche, die für Fische nicht mehr lebenswert sind. Die Fangnetze der Fischer bleiben leer. Auch die Nahrungskette der Meeresbewohner hat sich in den vergangenen Jahren dadurch so verändert, dass der Bestand an Dorsch in Nord- und Ostsee zurückgegangen ist. Experten sind überzeugt: Wer den Artenreichtum ins Meer zurückholen will, muss die Gülle an Land stoppen. Denn der Nährstoffeintrag ist die wichtigste Stellschraube, um den Artenschwund aufzuhalten.
Chemie – Das Gros der Verpackungen landet nach dem Gebrauch im Müll. Davon wird nur ein Bruchteil recycelt. Um Rohstoffe zu sparen und die Umwelt zu schonen, sind nachhaltige Verpackungslösungen gefragt. Eine nachhaltige und gleichzeitig essbare Verpackungsalternative haben Studentinnen der Universität Hohenheim in Stuttgart entwickelt, wie Stefan Troendle in SWR2 Wissen berichtet. Ihr Rohstoff: Eierschalen. Aus dem Abfallprodukt entstand nach monatelangen Laborversuchen eine Folie, die aus pflanzlichen Eiweißen und einem Bindemittel besteht und sich in heißem Wasser in Sekundenschnelle auflöst. Das genaue Rezept bleibt geheim, denn die Studentinnen wollen die Innovation in einem Start-up weiter vorantreiben.