Von Eierschalenakku und Beifang
Der kompakte Medienrückblick: +++ Energiespeicher aus Eierschalen +++ Den Beifang in der Fischerei vermindern +++ Automatisierte Bauernhöfe +++ EFSA muss Glyphosat-Studien offenlegen
Energietechnik – Hühnereier sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Die Unmengen an Schalen, die dabei anfallen, landen meist aber im Biomüll. Doch gerade die weißen oder bräunlichen Schalen bestehen aus einem Material, das großes Potenzial für neue nachhaltige Energiespeicher birgt, wie Roland Knauer im Berliner Tagesspiegel berichtet. Die Eierschalen bestehen aus einem wichtigen Verbundwerkstoff: aus porösem Calciumcarbonat (CaCO3) sowie einer proteinreichen Fasermembran. Wissenschaftler des Helmholtz-Instituts Ulm (HIU) fanden gemeinsam mit australischen Forschern heraus, dass Hühnereierschalen vielversprechende elektrochemische Eigenschaften besitzen, die auf Grund ihres hohen Anteils an Calciumcarbonat sehr gut Lithium speichern können. Wie die Forscher im Fachjournal „Dalton Transactions“ berichten, nutzten sie erstmals erfolgreich Eierschalenpulver als leitfähiges Material für eine Elektrode.
Fischereiwirtschaft – In den Netzen von Fischern landet so manch unerwünschte Beute: Der Beifang reicht von kleinen Fischen über geschützte Meeressäuger bis hin zu Seevögeln. Über Jahre durften Fischer den überflüssigen Fang wieder ins Meer werfen. Mit dem von der EU 2013 beschlossenen Rückwurf-Verbot, den „Discard Ban“, soll das verhindert werden. Doch das Verbot greift nicht, weil es an Kontrollen fehlt, wie Thomas Hahn in der Süddeutschen Zeitung berichtet. Auch die EU-Kommission stellt traditionelle Kontrollmechanismen in Frage und plädiert für ein modernes Fern-Monitoring. In Kanada sind bereits Kutter mit Überwachungskameras und Sensoren unterwegs, um die Fischerei nachhaltiger zu machen und den Beifang zu verhindern. Meeresbiologe Christopher Zimmermann vom Rostocker Thünen-Institut für Ostseefischerei hofft, dass dieses Modell auch in Europa bald Schule macht.
Landwirtschaft – Können Satelliten, Drohnen oder Roboter den Landwirt im Stall und auf dem Acker ersetzen? Senthold Asseng von der University of Florida ist davon überzeugt. In einem Gespräch mit Moderator Ralf Krauter in der Deutschlandfunk-Sendung „Forschung aktuell" zeigt sich der US-Forscher optimistisch, dass es in spätestens fünf Jahren die ersten automatisierten Höfe geben wird. Seine Zuversicht stützt sich auf Untersuchungen, in denen er die Trends in der Landwirtschaft analysierte und diese zusammenführte. „Was der Bauer jetzt macht, können diese Computer und diese ganzen Sensoren, die man heutzutage hat, viel besser machen“, sagt Asseng. Die Vorteile resultieren seiner Meinung nach insbesondere aus der Einsparung von Arbeitskräften, einer verbesserten Produktivität der Pflanzen und einer erhöhten Nachhaltigkeit, etwa durch den gezielten Einsatz von Dünger.
Landwirtschaft – Ist Glyphosat krebserregend und wie gefährlich ist das Pestizid für die Umwelt? Über diese Fragen wird seit Jahren gestritten. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte im März 2015 den Unkrautvernichter als „wahrscheinlich krebserregend“ eingestuft. Zuletzt hatte ein Fachgremium unter Mitwirkung der WHO 2016 das Gegenteil behauptet. 2017 wurde das Pestizid von der Europäischen Union trotz monatelangem Streit für weitere fünf Jahre zugelassen. Die Einschätzungen zur Gefährlichkeit des Pestizids gehen zum Teil auf Studien zurück, die bisher unter Verschluss waren. Nun hat ein EU-Gericht in Luxemburg entschieden, dass Studien über ein mögliches Krebsrisiko von Glyphosat öffentlich gemacht werden müssen. Einem Bericht in Zeit Online zufolge entschieden die Richter, dass in diesem Fall das öffentliche Interesse an Informationen höher zu bewerten sei als der Schutz der Geschäftsinteressen wie etwa die des Agrar- und Chemiekonzerns Bayer, der den Glyphosat-Hersteller Monsanto übernommen hat. Die Europäische Lebensmittelbehörde EFSA hatte den Zugang zu den Studien mit dem Schutz der Geschäftsinteressen verwehrt.