Von Dorschquoten und Agrarschollen
Der kompakte Medienrückblick: Private Investoren setzen auf Ackerland +++ Grüne Chemie-Produktion +++ Wie nachhaltig ist Textil-Recycling? +++ Fischer und Biologen streiten über Dorsch
Fischerei - Für die Reportage-Seite der Berliner Zeitung ist Autor Bernhard Honnigfort nach Rerik an der Ostsee gereist, um mit Fischern über die drastisch gesenkten Fangquoten für den Dorsch zu sprechen. Laut der neuen Fischfangquoten müssen 2017 in der westlichen Ostsee 56 Prozent weniger Dorsch gefangen werden - denn die Bestände des "Brotfischs" gelten als stark bedroht. Für die Reriker Fischer ist das "Schwachsinn", es gebe Regionen, in der noch Dorsch in genügender Menge vorkomme. Die Meeresbiologen und Fischereiexperten hingegen alarmieren: Der Zustand sei dramatisch. 2016 habe es so gut wie keinen Dorschnachwuchs gegeben und der Bestand viel zu klein. Rainer Froese vom Geomar hält die Reduzierung der Fangquote noch für viel zu gering.
Grüne Chemie - Das Nachrichtenmagazin FOCUS porträtiert Chemie-Startups, die die Branche grüner, nachhaltiger und wirtschaftlicher machen wollen, allen voran das Berliner Unternehmen Dexlechem und dessen Gründerin Sonja Jost. Sie hat ein Verfahren entwickelt, das erdölbasierte Lösungsmittel bei der Arzneimittelherstellung durch Wasser ersetzt sowie eingesetzte Edelmetallkatalysatoren schont und wieder nutzbar macht. Der Artikel zeichnet den mühsamen Weg der Gründerin nach, den es braucht, um die chemische Industrie vom Potential ihrer grünen Technologie zu überzeugen.
Recycling - Auch in der Modeindustrie hält der Gedanke vom Recycling Einzug. In der Süddeutschen Zeitung beleuchtet Carolin Wahnbaeck, wie die Kreislaufwirtschaft von Textilien funktioniert und wie nachhaltig und realistisch das Konzept vom ewigen Kreislauf wirklich ist. Die Modeindustrie gilt als zweitdreckigste nach der Ölindustrie. Beim Baumwollanbau werden ein Viertel der weltweit verkauften Insektizide versprüht und ein Zehntel der Pestizide. Für das Färben und Imprägnieren werden toxische Chemikalien eingesetzt. Die Autorin erläutert, warum das Textilrecycling bislang nicht wirklich nachhaltig ist und der Stoff-Kreislauf auch nicht geschlossen ist. Meist werden den 20 Prozent recycelten Textilien nur ein zweites Leben gegeben, danach landen die Textilien jedoch auf dem Müll. Die Textilien werden in der Regel geschreddert und zu Dämmstoffen und Putzlappen verarbeitet (Downcycling). Die mechanisch recycelten Fasern sind zu kurz für gängige Textilien. Firmen wie Wornagain entwickeln ein chemisches Textilrecycling, mit dem hochwertiger Faserrohstoff gewonnen werden kann. Aber auch dieses Verfahren kostet Energie und basiert auf chemischen Lösungsmitteln.
Landwirtschaft - In der WELT am Sonntag beleuchtet Claudia Ehrenstein, warum Investoren zunehmend Ackerland in Deutschland erwerben. Treiber des Bodenmarktes sind die Nullzinspolitik und Inflationsangst, aber insbesondere auch die Krise der Landwirtschaft und die finanziellen Engpässen vieler Bauern hierzulande. So gelten Agrarflächen als sichere Geldanlage für private Investoren und institutionelle Anleger. Immer mehr Bauernland ist nicht mehr in Bauernhand, die Eigentümer verpachten ihre Flächen an die Landwirte. Der Artikel beleuchtet, wie die Bundesregierung dieser Entwicklung hin zu Spekulationen mit Grund und Boden gegensteuern will. Aber es werden auch positive Aspekte erläutert - so können private Finanzinvestoren die Expansion eines Hofes unterstützen oder für Liquidität der Landwirte sorgen.