Von Crowdbutching und Zuckerquoten
Der kompakte Medienrückblick: +++ Unterschätzte Plastikpartikel in Kosmetik+++ Die Zuckerquote fällt bald weg +++ Per Crowd zum Schweinefleisch +++ US-Bäume fliehen vor Klimawandel +++
Umweltschutz – Die Plastikverschmutzung in den Meeren und Süßwässern ist schon seit Längerem ein großes Thema für Umweltschützer. Doch nicht nur Plastiktüten gefährden die Natur, auch viele Kosmetika enthalten Plastikteile, die in die Flüsse, Meere oder auf die Felder gelangen. Philip Bethge geht im Spiegel den widersprüchlichen Angaben von Herstellern und Verbraucherschützern zum Thema Plastikverunreinigungen in Kosmetika nach. Die Problematik gehe nämlich weit über die Plastikbeads in Peelings hinaus. Er führt an, dass selbst manches Gesichtspuder Nylon und Teflon enthält, oder plexiglasähnliche Stoffe im Haarspray zu finden sind. Zwar hat sich die Industrie im Gespräch mit dem Bundesumweltministerium bereits verpflichtet, bis 2020 freiwillig auf Mikroperlen zu verzichten, doch Sandra Schöttner von Greenpeace wirft ein, dass die Regelungen viel zu viele Kunststoffe und Produkte ausklammere. Dass es auch ohne Plastik geht, zeigt zudem die Naturkosmetik, die Olivenkerne oder Nussschalen statt Plastikpartikel in Peelings verwendet.
Lebensmittelindustrie – Ab Oktober 2017 entfällt die Zuckerquote, die Mindestpreise und Produktionsmengen für europäische Zuckerproduzenten regelt. Zuletzt lag die Quote bei 13,5 Millionen Zucker und 700.000 Tonnen Isoglukose, einer aus Mais hergestellten Zuckeralternative für die Getränkeindustrie und andere industrielle Verwender. Aus der EU-Produktion durften höchstens 85 Prozent des Absatzes stammen, der Rest des Bedarfs wurde durch Importe gedeckt. Im Gegenzug für die partielle Marktöffnung durfte die europäische Zuckerindustrie eine bestimmte Menge Zucker exportieren. Als vor zwei Jahren die Milchquote fiel, hatten vor allem die Milchbauern das Nachsehen, während die Verbraucher sich über günstige Milchprodukte freuen konnten. Michael Gassmann beschreibt in der Tageszeitung Die Welt, was der Wegfall der Zuckerquote bedeutet. Demnach sieht es so aus, als würde höchstens die Industrie von niedrigeren Preisen in der Zuckerherstellung profitieren. Gassmann zitiert den Südzucker-Chef Wolfgang Heer: „Wenn der Zuckerpreis in der Vergangenheit zurückgegangen ist, sind die Verbraucherpreise nicht gesunken.“ Grund dafür seien vor allem die steigende Nachfrage nach Zucker in Schwellenländern wie China und Indien. Wurde früher noch ein Überschuss an Zucker erwirtschaftet, so schrumpft dieser nun von Jahr zu Jahr, denn der Verbrauch übersteigt deutlich die Produktionsmenge. Der europäische Zuckerkonsument wird also den Wegfall der Zuckerquote kaum bemerken – wie es den Zuckerbauern ohne Quote gehen wird bleibt abzuwarten.
Landwirtschaft – Eine Ernährung, die nicht nur auf die Inhaltstoffe sondern auch auf die Herkunft der Produkte achtet, steht immer mehr im Fokus der Verbraucher. Thomas Magenheim stellt in den Frankfurter Rundschau den Trend "Crowdbutching" vor. So werden Nutzern auf der Website Kaufeinschwein.de Bioschweine angeboten. Erst wenn sämtliche Bestandteile des Tieres an lokale Endverbraucher verkauft wurden, wird dieses geschlachtet. Somit weiß der Verbraucher genau, wo sein Fleisch herkommt und weite Transportwege werden unterbunden. Da außerdem einige Zwischenschritte der Vertriebskette ausgelassen werden, ist dies ein äußerst lukratives Unterfangen für Landwirte und eine günstige Alternative für den Verbraucher. Das Grundprinzip der Internetschlachtung wurde vor einigen Jahren in den Niederlanden entwickelt, und seit zwei Jahren gibt es dieses Angebot für Kühe auch in Deutschland (kaufnekuh.de). Inzwischen gibt es sogar Überlegungen das Angebot auch auf Geflügel auszuweiten.
Biodiversität – Der Klimawandel bringt nicht nur steigende Meeresspiegel mit sich, auch die Pflanzenwelt an Land muss sich den geänderten Klimabedingungen anpassen. Monika Seynsche berichtet für den Deutschlandfunk in der Sendung "Forschung aktuell" über ein Forschungsprojekt von Songlin Fei, Professor für Messwerte und quantitative Analysen. Er untersuchte, wie die Waldpopulationen im Osten der USA auf geänderte Wetterverhältnisse reagieren. Dabei fand er heraus, dass viele Laubbäume den feuchteren Bedingungen nach Westen gefolgt sind, während immergrüne Nadelbäume vor den steigenden Temperaturen nach Norden auswichen. Da also unterschiedliche Baumarten auch unterschiedlich auf den Klimawandel reagieren, werden somit ganze Ökosysteme auseinandergerissen, die zuvor seit Jahrtausenden bestanden.