Von Bodenstress und Biotinte
Der kompakte Medienrückblick: Tierfreie Biotinte gesucht +++ Plastik bedroht Fischlarven +++ Pflanzen im Raumlufttest +++ Stressfaktoren für Böden
Biotechnologie – Wo einst Tiere für Wirkstofftests herhalten mussten, werden heute immer öfter Miniorgane aus dem 3D-Drucker genutzt, die entsprechende menschliche Zellen aus Lunge oder Leber enthalten. Doch auch die Biotinte enthält tierische Bestandteile wie etwa die Gelatine, an der die humanen Zellen heften oder das sogenannte Matrigel, das den Zellen als Wachstumsgrundlage dient. Biotechnologen der Technischen Universität Berlin forschen derzeit an neuen Ausgangsstoffen, um die tierischen Komponenten in der Biotinte zu ersetzen. Erste Tests mit Zellulose oder Chitosan waren vielversprechend, wie Maren Schiblinsky in der Deutschlandfunk-Sendung Forschung aktuell berichtet.
Umwelt – Der Nordpazifikwirbel zählt zu den fünf großen Müllteppichen der Erde. Mit einer Fläche von 1,6 Millionen Quadratkilometern ist die schwimmende Mülldeponie etwa 4,5-mal so groß wie Deutschland. Welche Folgen die Vermüllung der Meere insbesondere für Fischpopulationen hat, ist hinlänglich bekannt. Welche Folgen das für junge Fische hat, zeigt nun eine Studie im Fachjournal PNAS. Ein internationales Forscherteam hatte dafür an der Westküste Hawaiis die sogenannten Slicks untersucht. Hierbei handelt es sich um planktonreiche, besonders ruhige Wasserbahnen, die ideale Wachstumsbedingungen für junge Fische bieten. Doch die Kinderstube für Fischlarven birgt indes besondere Gefahren, wie Nadja Wolf in der Berliner Zeitung berichtet. Durch die Strömung sammelt sich in den Slicks besonders viel Plastikmüll. Der Studie zufolge fanden die Wissenschaftler hier 90% des Plastiks, das an der Westküste Hawaiis im Meer schwimmt. Die Plastikdichte in diesen Wasserbahnen war damit sieben Mal höher als in dem berühmten Nordpazifikwirbel. Zudem wurden in verschiedenen Larvenarten Plastikteilchen gefunden – vor allem blaue Partikel. Die Forscher vermuten, dass die Larven das Plastik mit einer Krebsart verwechseln, die ebenfalls blau reflektiert und als Nahrung dient.
Pflanzenforschung – Zimmerpflanzen sind gut für die Raumluft. Sie setzen mit der Photosynthese Sauerstoff frei und nehmen Kohlendioxid auf. Diese seit langem geltende Annahme bringt eine US-Studie nun ins Wanken, wie das Wochenmagazin Stern berichtet. Forscher vom University College of Engineering in Philadelphia fanden heraus, dass Pflanzen die Luft im Zimmer nicht schnell genug reinigen, um einen Effekt zu haben. Vielmehr würde der Luftaustausch im Raum beim Lüften die Konzentration flüchtiger organischer Verbindungen wie in Form von Lösungsmitteln viel schneller senken, als es Pflanzen können. Ähnliche Erkenntnisse erhielten bereits Helmholtz-Forscher bei Untersuchungen von Stickstoffmonoxid (NO). Die NO-Aufnahme war zwar messbar, aber viel geringer als erhofft.
Bodenökologie – Steigende Temperaturen oder der Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft setzen dem Ökosystem Boden heftig zu. Wie solche Faktoren im Einzelnen die Böden beeinflussen, zeigen Studien. Untersuchungen, die mehr als drei Einflüsse gleichzeitig analysieren, gibt es jedoch kaum. Forscher der Freien Universität Berlin haben nun gleich zehn der wichtigsten Komponenten unter die Lupe genommen, wie Roland Knauer im Tagesspiegel berichtet. Die Ergebnisse der Studie wurden im Fachjournal Science veröffentlicht. Sie macht deutlich, dass die Kombination dieser Faktoren oft dramatische Folgen für das Bodenökosystem hat. Der Appell der Forscher: die negativen Umwelteinflüsse zu verringern, um noch größere Schäden zu vermeiden.