Von Bionik-Pflastern und Hopfenvielfalt
Der kompakte Medienrückblick: +++ Craftbiere kurbeln Hopfenzüchtung an +++ Vom Schnecken-Schleim zum Super-Kleber +++ Aquaponik in Berlin +++ Ökosysteme in Miniklimakammern nachstellen
Brauerei – Hopfen ist eine essenzielle Zutat für Bier und benötigt vor allem ausreichend Regen für einen großen Ernteertrag. Schon jetzt ist klar, dass die diesjährige Ernte für den Hopfen mager ausfallen wird. Thomas Magenheim berichtet für die Frankfurter Rundschau über den Anbau in der niederbayerischen Hallertau, dem größten zusammenhängenden Hopfenanbaugebiet der Welt. Bisher führt Deutschland auch noch die weltweite Produktion an, doch je nach Erfolg der Ernte könnten die USA Deutschland dieses Jahr einholen. Vor allem die Craftbiere aus den USA, die meist in kleineren Brauereien hergestellt werden, haben den Hopfenanbau in Nordamerika stark angekurbelt. Craftbiere benötigen etwa ein Fünftel der Welthopfenernte, denn für ihre intensiven Aromen benötigen die Hersteller oftmals wesentlich höhere Dosen des Geschmacksträgers. In den USA haben die Craftbiere bereits 10% Marktanteil, weltweit etwa 2-3%. 262 Hopfensorten stehen den Brauereien inzwischen zur Verfügung, und auch in Deutschland wächst die Craftbier-Szene stetig. Um den Bedarf zu decken und die Führungsposition am Weltmarkt zu halten, hoffen die Bauern hierzulande deshalb auf einen regenreichen August – zumindest in Niederbayern.
Bionik – Ein Pflaster auf feuchter Haut haftet nicht – bisher. Forscher der Harvard Universität in den USA haben sich eine Nacktschnecke zum Vorbild genommen und einen neuartigen Klebstof entwickelt. Frank Grotelüschen berichtet für den Deutschlandfunk in der Sendung "Forschung aktuell" über den neuen Superkleber: Nacktschnecken sondern ein Sekret ab, durch das sie am Untergrund haften. Genau diese Eigenschaft haben sich die US-Forscher unter der Leitung von Dave Mooney zu Nutze gemacht. Der Schleim der Schnecke Arion subfuscus (Hellbraune Wegschnecke) besteht aus zwei Komponenten: Komponente eins stellt die starke Bindung mit der Oberfläche her, die andere Komponente hingegen ist ein elastisches Material, welches verhindert, dass der Kleber bei mechanischer Belastung bricht.
Beide Komponenten wurden nun von den Forschern nachgebaut; anschließend wurde der künstliche Schneckenschleim auf Nutzen und Stabilität getestet. Dabei hat er sich auf Hautgewebe und schlagenden Schweineherzen mit ausgezeichneter Haftung und enormer Dehnbarkeit bereits sehr gut geschlagen. Als nächstes wird getestet, wie verträglich der Stoff für den menschlichen Körper ist. Mögliche Anwendungen sieht der leitende Forscher Mooney neben Pflastern für feuchte Haut, auch bei der Stillung akuter Blutungen im Körper oder bei Organtransplantationen.
Lebensmittel – Wenn Hydroponik und Aquakultur aufeinandertreffen, entsteht die Aquaponik. Bei der Hydroponik werden Pflanzen oftmals ganz ohne Erde und nur mit genau abgestimmten Nährstofflösungen gezüchtet; Aquakulturen sind Fischzuchten, aus denen inzwischen etwa jeder zweite Speisefisch stammt. Doch wo auf engem Raum viele Fische leben, fallen viele Abfallstoffe an – wie Stickstoffverbindungen. Für ein gesundes Pflanzenwachstum ist Stickstoff hingegen unabdingbar. Werden Aquakultur und Hydroponik zu Aquaponik verschmolzen, kann Wasser gespart und Stickstoff recycelt werden. Das haben sich vor einigen Jahren auch Nicolas Leschke und Christian Echternacht in Berlin zu Nutze gemacht, und ECF-Farmsystems gegründet. In einer ehemaligen Malzfabrik haben die beiden in den letzten drei Jahren auf diese Weise mehrere Dutzend Tonnen Buntbarsch und noch mehr Gemüse und Kräuter gezüchtet. Kathrin Zinkant berichtet in der Süddeutschen Zeitung über das erfolgreiche Geschäftsmodell, und warum seit Februar im Gewächshaus ausschließlich Basilikum und kein Gemüse mehr angebaut wird.
Biodiversität – Ökosysteme sind schwer zu durchschauen, und doch ist ihr Verständnis so wichtig um unsere Umwelt gesund zu halten. Hubertus Breuer hat für die Frankfurter Allgemeine Zeitung die Versuchsplattform iDiv-Ecotron in Bad Lauchstädt besicht, die seit Mai dieses Jahres in Betrieb ist. In insgesamt 24 Miniklimakammern untersuchen Forscher des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv), wie sich ein Bodenökosystem aufbaut und welche Organismen dabei welche Rolle spielen. Um diese komplexen Wechselwirkungen in Ökosystemen aufzuklären, stecken die Forscher kleine Wiesenstücke vollverkabelt in mannshohe Glasvitrinen. In den Minigewächshäusern können Licht und Regen genauestens gesteuert werden, ebenso der Einfluss von Insekten und anderen Tieren. In einer Pilotstudie wird darum untersucht, wie sich Insektenbefall von Pflanzen auf die Mikrobengemeinschaft im Boden auswirkt. Dabei achten die Forscher besonders darauf, wie eine Pflanze ihre Abwehrkräfte mobilisiert und die Pilzgemeinschaften in ihrem Feinwurzelwerk nutzt. Ziel ist es letztlich, komplexe Ökosysteme mit mathematischen Formeln erfassen und deren Entwicklung vorhersagen zu können. Die Forscher sind sich bewusst, wie schwierig die Berechnung eines so komplexen und lebendigen Systems ist, aber sie sind sich auch sicher, dass ihre Arbeit neue Erkenntnisse über zentrale Mechanismen in den für unsere Ernährung so wichtigen terrestrischen Ökosystemen ermöglichen wird.